Er wird für die Stuttgarter Wilhelma immer wichtiger: Der Förderverein der Wilhelma hat nun 30000 Mitglieder. Sein Vorstandsvorsitzender kündigt an, dass der Verein das nächste Großprojekt des Zoos mit einer Rekordsumme unterstützen wird.

Stuttgart - Besuchszeit bei den Flusspferden: Rosi und Mike machen es sich in ihrem Außenbecken gemütlich. Die beiden Nilpferde sperren ihre Mäuler in Erwartung eines Vitamincocktails weit auf. Denn Edeltraud Schurr und ihr Enkelsohn Finn werfen den Kolossen Äpfel zu. Die Flusspferddame Rosi wiegt drei Tonnen, ihr Appetit ist beträchtlich. Auch für Finn lohnt sich der Besuch: Die Wilhelma schenkt ihm ein Plüsch-Flusspferd.

 

Mit der Sonderfütterung der Flusspferde feiert der Zoo einen Rekord: Edeltraud Schurr hat sich als dreißigtausendstes Mitglied im Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma eingetragen. Dieser verzeichnete im vergangenen Jahrzehnt einen rasanten Mitgliederzuwachs – seit 2004 hat sich die Zahl der Wilhelmafreunde fast verdoppelt, allein 2013 betrug das Wachstum mehr als fünf Prozent. Bei den Mitgliederzahlen liegt der Förderverein in Stuttgart auf Platz zwei – mehr Vereinsmitglieder hat nur der VfB.

Mit großen Vögeln kennt er sich aus

An seiner Spitze steht ein Mann, der sich besser mit großen Vögeln als mit Dickhäutern auskennt: Der Flughafen-Geschäftsführer Georg Fundel leitet den Förderverein, der wirtschaftlich und politisch zu einer festen Größe geworden ist. Im Vorstand des Vereins hat Fundel ein Netz gesponnen, in dem der SWR und Spitzenbanker vertreten sind, der Stadtkämmerer Michael Föll ist ebenso Mitglied wie der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller. Fundel unterhält auch zu Daimler und Mahle gute Kontakte. Mal dürfen die Wilhelma-Besucher am Wochenende das Parkhaus eines Unternehmens mitnutzen, mal unterstützt eine Firma ein Bauprojekt des Zoos.

„Als wir das Affenhaus neu gebaut haben, ging es dem Land finanziell nicht so gut“, erzählt Georg Fundel, „bei den Haushaltsberatungen haben wir von unserem Netzwerk in die Politik profitiert.“ Ohne die finanzielle Unterstützung des Vereins wären manche Neubauprojekte der Wilhelma weniger aufwendig oder gar nicht gebaut worden: Zum Amazonienhaus steuerten die Zoofreunde knapp vier Millionen Euro bei, das Affenhaus förderten sie mit 9,5 Millionen Euro. Damit trugen sie die Hälfte der Baukosten.

Panoramablick auf die Flusspferde

Allein dank der Mitgliedsbeiträge wächst der Einfluss des Vereins: Seine 30 000 Mitglieder zahlen im Schnitt einen Beitrag in Höhe von 50 Euro. So fließen jährlich 1,5 Millionen Euro in die Kassen. „Außerdem spielen Erbschaften und andere Zuwendungen eine immer größere Rolle“, erzählt Georg Fundel. Dafür will er den Mitgliedern auch etwas bieten: Sie erhalten freien Eintritt in den Zoo, der Verein organisiert Reisen und Besuche in anderen Zoos, einmal im Jahr lädt er zum traditionellen Sommerfest ein.

Schon jetzt steht fest, dass der Verein das nächste Großprojekt des Zoos mit einer Rekordspende unterstützen wird: Die Wilhelma plant den Neubau einer Elefantenanlage für eine eigene Zuchtherde. „Demnächst werden wir bereits zehn Millionen Euro dafür gesammelt haben“, sagt Georg Fundel. Und auch der Zoo selbst will die Pläne so bald wie möglich umsetzen: „Bis Ende des Jahres werden wir eine Machbarkeitsstudie und eine Vorplanung für die Anlage ausarbeiten“, sagt der Wilhelmachef Thomas Kölpin.

Doch nicht nur bei den Tiergehegen soll sich der Zoo weiterentwickeln, hofft Georg Fundel. Er könnte sich regelmäßige abendliche Firmen- und Privatveranstaltungen im Maurischen Landhaus vorstellen, außerdem neue gastronomische Angebote. Jedes Jahr soll der Zoo mit einer neuen Attraktion punkten. Auch mit den Flusspferden hat er Pläne: Ihr neues Zuhause könnte einmal in der Nähe des Neckars entstehen – mit einer Panoramascheibe, die den Zoo nach außen öffnet und noch mehr Besucher in die Wilhelma lockt.