Schüler des Wilhelms-Gymnasiums wollen Bibeltexte mithilfe des Internetsfür die Gesellschaft von heute interessanter machen.

Stuttgart-Degerloch - Als steinalt könnte man die Texte bezeichnen, die in der Bibel zu finden sind. Andreas Weiß, der am Wilhelms-Gymnasium in Degerloch das Fach Religion unterrichtet, hat deshalb einen zeitgemäßen Zugang zu den über 2000 Jahre alten Schriften gesucht. Gefunden hat der Pädagoge ihn im Virtuellen Bibelweg. Zusammen mit Schülern aus der Jahrgangsstufe 1 hat Weiß das Konzept am Gymnasium an der Albstraße umgesetzt.

 

An zwölf ausgewählten Orten in Degerloch hat die Religionsklasse kleine Schilder angebracht, auf denen jeweils ein sogenannter QR-Code abgebildet ist. Diesen Code, der aus schwarzen und weißen Pixeln besteht, gilt es, mit einem internetfähigen Smartphone zu fotografieren. Auf diese Weise wird anschließend eine Textstelle aus der Bibel auf dem Handydisplay sichtbar. Dazu gibt es Interpretationen und Auslegungen, denn die Gymnasiasten haben sich ihre eigenen Gedanken zu den religiösen Schriften gemacht. „Die Texte passen jeweils zu den Orten“, erklärt Schülerin Ella das Prinzip des Virtuellen Bibelwegs. So handelt die Bibelstelle, die sich hinter dem QR-Code versteckt, der am Rathaus angebracht ist, von gerechtem Regieren. Auch vor dem Wilhelms-Gymnasium ist an einer Straßenlaterne ein entsprechendes Schild zu finden. Wenn man den darauf befindlichen Code fotografiert, gelangt man zu einem Text, der mit den Worten beginnt: „Mein Sohn, bemühe dich um Bildung von deiner Jugend bis ins hohe Alter, dann wirst du weise werden.“ Ein Spruch, der an einer Schule an der richtigen Stelle angebracht ist.

Noch ist das Projekt nicht abgeschlossen

„Wie kann man die zeitlosen Botschaften der Bibel heute ganz neu verorten?“ Das war die Frage, die sich der Lehrer Weiß und seine Schüler gegen Ende des vergangenen Schuljahres gestellt haben. Mit dem virtuellen Bibelweg geben die Gymnasiasten die Antwort. „Die Aussagen werden ins heutige Leben übertragen und so interessanter gemacht“, erläutert Ella. Dabei sollen aber nicht nur Schüler angesprochen werden, sondern „alle, die Lust haben, QR-Codes auszuprobieren“, so Weiß. Trotz verschiedener technischer und organisatorischer Hindernisse sind Weiß und seine Schüler am Ende zufrieden mit dem Ergebnis des Projekts: „Keiner wusste, was am Ende dabei rauskommt, aber wir haben es zusammen ausprobiert und es hat alles ganz gut funktioniert“, resümiert die Gymnasiastin Martina.

Noch ist das Projekt nicht abgeschlossen. Die Degerlocher Schüler haben die Bibeltexte bereits vertont und wollen die Audiodateien so bald wie möglich auf ihrer Homepage zur Verfügung stellen. Wenn es nach Martina geht, soll der virtuelle Bibelweg zu einem Vermächtnis am Wilhelms-Gymnasium werden: „Es wäre schön, wenn die Klassen unter uns das Projekt weiterführen würden.“ Am gestrigen Sonntag haben Andreas Weiß und seine Schülerinnen und Schüler den virtuellen Bibelweg im Gottesdienst der katholischen Kirche Mariä Himmelfahrt in Degerloch vorgestellt.

Wer kein Smartphone hat, ist vom Bibelweg keineswegs ausgeschlossen. Die Zitate können auch direkt von der Homepage des Wilhelms-Gymnasium unter www.wilhelms-gymnasium.de/bibelweg abgerufen werden.