Könnten William und Harry unter dem Eindruck des Todes ihrer Großmutter wieder zusammenfinden? Königshaus-Beobachter meinen: Es könnte auch ganz anders kommen.
Am Samstag wurde Charles mit einer Proklamation offiziell zum König ausgerufen – doch das Motiv des Tages war für die britischen Medien ein anderes: Die zerstrittenen Brüder William und Harry schreiten mit ihren Frauen Kate und Meghan die Auffahrt zu Schloss Windsor herunter – unter dem Applaus der überraschten Menge. Vor den Schlosstoren schütteln sie Hände, unterhalten sich mit den Trauernden und nahmen Blumen entgegen. William und Kate übernehmen die eine Seite, Harry und Meghan die andere. Eine royale Aufgabenteilung wie zu den Zeiten, als alles noch in Ordnung war. „In Zeiten wie diesen muss man zusammenstehen,“ sagte Kate sagte zu einer Familie hinter der Absperrung.
„The Fab Four reunited“ - die Fantastischen Vier wiedervereint, war eine Schlagzeile. Der allgemeine Tenor in den Medien: Die Queen wäre glücklich gewesen! Dies ging allerdings vielfach mit der Warnung einher, dass man die Geste nicht überbewerten dürfe. „Das ist keine Versöhnung“, kommentierte der Royalty-Experte des Fernsehsenders ITV, Chris Ship. Es habe sich bei dem gemeinsamen Auftritt um eine spontane Idee von William gehandelt: „Er hat es für seine Großmutter und seinen Vater getan.“
Meghan blieb Balmoral fern
Es steht wohl außer Frage, dass sich Elizabeth sehr über diese Szene gefreut hätte. Das dürfte auch der entscheidende Impuls bei Harry gewesen sein, denn zu einer letzten Umarmung auf dem Sterbebett war es am Donnerstag nicht mehr gekommen: Als der Enkel auf Schloss Balmoral eintraf, war Elizabeth schon tot.
Als letzter kam Harry in Balmoral an, als erster brach er am Morgen danach wieder auf. Meghan blieb dem schottischen Landsitz gleich ganz fern. Dies habe das Paar entschieden, weil auch Herzogin Kate wegen der Kinder zu Hause geblieben war, hieß es aus Insider-Kreisen des Paares. Andere munkeln, Meghan sei explizit nicht erwünscht gewesen, wie etwa die „Daily Mail“ breit berichtete.
Immerhin: Charles nutzte als König seine erste Rede an die Nation explizit, um seine „Liebe zu Harry und Meghan zum Ausdruck zu bringen, die sich weiterhin ein Leben in Übersee aufbauen“. Gleichzeitig machte er allerdings auch Kate zur „Prinzessin von Wales“ - ein klares Bekenntnis zur Familie von Thronfolger William, mit der Harry und Meghan, die in Kalifornien leben, ein besonders kompliziertes Verhältnis haben. Unter dem Titel „Prinzessin von Wales“ war zuletzt Diana, die Mutter von Harry und William, bekannt.
Rassismusvorwürfe im Interview
„Granny“ Elizabeth hatte in Harrys Herz einen besonderen Platz. Während der Royal über die Queen und auch Prinz Philip liebevoll Anekdoten teilte, warf Harry seinem Vater Charles in einem weltweit beachteten Fernsehinterview mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey im vergangenen Jahr vor, ihn finanziell abgeschnitten zu haben und seine Anrufe nicht zu beantworten.
In dem legendären Gespräch mit Winfrey unterstellten Meghan und Harry dem Königshaus außerdem Rassismus und mangelnde Unterstützung - und nahmen im Nachhinein die Queen aus der Schusslinie. Sie sei auf keinen Fall der „Racist Royal“, den sie namentlich nicht konkret benennen wollten. Vater Charles bekam von seinem Sohn keinen solchen Freifahrtschein.
Dass die Queen Harrys geliebte Großmutter gewesen sei, sei allgemein akzeptiert, sagte ein royaler Insider dem „Telegraph“. „Aber sie war eben auch die Chefin der Institution, über die er hergezogen hat.“ Andere Quellen streuten in der „Times“ kurz vor ihrem Tod, die Königin sei es leid gewesen, „auf glühenden Kohlen zu sitzen und darauf zu warten, wann die nächste Bombe hochgeht“.
In den vergangenen Monaten setzten Meghan und Harry ihre Spitzen gegen die Royal Family nur noch wohlpointiert und in sparsamen Dosen - genug, um das Interesse aufrechtzuerhalten, das gut fürs Geschäft sei, wie die „Times“ kürzlich spekulierte. Aufreger wechselten sich ab mit glamourösen Auftritten wie zum Thronjubiläum der Queen, die eher nach vorsichtiger Annäherung aussahen.
Harrys Memoiren stehen noch aus
Geht es um den Herzog und die Herzogin von Sussex, wie Harry und Meghan mit offiziellem Titel immer noch heißen, braucht die britische Boulevardpresse allerdings auch nicht viel, um scharfe Geschütze aufzufahren. Eine Homestory mit Meghan in ihrer kalifornischen Villa in einem US-amerikanischen Lifestyle-Magazin wird zum „Bombshell Interview“, obwohl die schlagzeilenträchtigste Aussage darin ist, dass Meghan außerhalb des Königshauses nun niemand mehr den Mund verbieten kann und sie wieder aktiv auf Instagram werden will.
Wie eine dunkle Wolke am Horizont schwebt bereits seit Monaten die Aussicht auf Harrys Memoiren, die dieser noch in diesem Jahr veröffentlichen wollte, über dem Londoner Buckingham-Palast. Ob sich dieser Plan nach dem Tod der Monarchin aus Rücksicht auf das trauernde Königreich ändern wird, ist offen. Die Aussicht, dass das Paar ohne die geliebte „Granny“ an der Spitze noch schärfer schießen wird, gilt ebenfalls als möglich. Sollte sich dieses Szenario bestätigen, wird man später im Rückblick vielleicht sagen, dass Harrys endgültiger Bruch mit der Familie durch den Tod der Queen erst möglich geworden ist.