Vertrauen Sie sich eigentlich gegenseitig?
Schreiber: Ja. Wir sind auf zwei verschiedenen Seiten, aber wir tun gut daran, aufeinander zu hören.
Troll: Wir besprechen uns zu dem Thema sehr oft. Spätestens nach dem Treffen der beiden Gemeinderäte haben auch die Räte Vertrauen zueinander gefunden.
Dennoch haben Sie eine Klage angekündigt, Herr Troll.
Troll: Ja. Dabei ist es wichtig, zu wissen, dass die Klage nichts mit der Stadt Weil der Stadt zu tun hat. Das möchte ich betonen. Wir wollen die Planungen des Stuttgarter Regionalverbands in Frage stellen. Dazu müssen wir leider noch den Satzungsbeschluss des Regionalparlaments abwarten, bevor wir ihn mit einer Normenkontrollklage anfechten können. Bis dahin bereiten wir die Klage aber schon mal vor.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
Troll: Wir beziehen uns dabei auf eine Entwurfsentscheidung des Regionalparlaments der Region Stuttgart, das im September 2015 41 Standorte als Vorranggebiete für Windkraft ausgewiesen hat. Wir sagen: So eine Abwägung muss man nach objektiven Maßstäben durchführen. Die Verwaltung des Verbands Region Stuttgart hat zwar versucht, das nach objektiven Kriterien durchzuführen – aber als dann die politische Entscheidung durch das Regionalparlament hinzukam, gab es ein großes Durcheinander. Willkürlich sind Standorte drin geblieben, andere wurden ohne Erklärung gestrichen, das war alles andere als objektiv. Deswegen halte ich unsere Chancen für gut.
Wie informieren Sie Ihre Bürger über das Thema?
Schreiber: Ich als Bürgermeister mache keine Kampagne dafür oder dagegen. Ich bin schon mehrfach zu Veranstaltungen eingeladen gewesen, ich bin nirgends hingegangen. Ich lasse mich nicht instrumentalisieren, nicht von Windkraftgegnern und auch nicht von Befürwortern. Wir wollen aber künftig auf der Homepage der Stadt über das Thema informieren.
Sie sehen also bei der Öffentlichkeitsarbeit keine Versäumnisse? Herr Troll musste sich ja teilweise mit offenen Briefen behelfen.
Troll: Der offene Brief war damals meine Form der Öffentlichkeitsarbeit, damit auch die Bürger bei mir im Ort und auch im Umland erfahren, dass wir was tun und hellwach sind.
Schreiber: Ja, für uns alle war das schon unbefriedigend und sollte nicht die Art und Weise der Kommunikation darstellen.
Wie beurteilen Sie das Agieren der Bürgerinitiative in Heimsheim, die sehr offensiv ist und zum Beispiel flächendeckend ihre Infos in die Briefkästen von Weil der Stadt geworfen hat?
Troll: Ich begrüße grundsätzlich, wenn sich Bürger für wichtige Themen interessieren und aktiv sind.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Investor, der „Windenergie Baden-Württemberg“?
Schreiber: Bei unserer gemeinsamen Gemeinderatssitzung hat der Geschäftsführer Stefan Groos aus unserer Sicht wenig überzeugt – das muss ich deutlich sagen. Da sind wir mit verschiedenen Meinungen auseinandergegangen. Er hätte bei einigen Fragen mehr antworten müssen, was er zum jetzigen Zeitpunkt aus seiner Sicht nicht wollte oder konnte. Aber jetzt machen wir ohnehin erst einmal unser eigenes Gutachten.