Die Windkraft sorgt für Zwist im Kreis: Gegen fast alle möglichen Standorte werden Bedenken laut, mal mehr, mal weniger. Am lautesten sind die Gegner des geplanten Standortes in Bönnigheim – nicht minder dessen Befürworter.

Kreis Ludwigsburg - Die Bedenken sind massiv. Zwar ist die Einspruchsfrist der Region Stuttgart zu neuen Windkraftstandorten am Freitag erst abgelaufen, und es wird noch eine Weile dauern, bis die Einwendungen ausgewertet sind. Doch im Kreis Ludwigsburg ist jetzt schon klar, dass es enormen Widerstand gegen neue Windräder gibt. Im Visier der Gegner sind mehrere Projekte. Doch insbesondere der geplante Standort in Bönnigheim wird äußerst kritisch gesehen. Die Fans der Rotoranlagen ihrerseits bleiben aber auch nicht stumm: Sie prangern die Behörden als Windrad-Verhinderer an.

 

Die Gegner des Bönnigheimer Standorts sind sich einig darin, dass ein Windrad im Stromberg-Gebiet einen zu massiven Eingriff in die Natur darstellen sowie das Landschaftsbild und die Erholungsfunktion des Waldes zerstören würde. Zwar betonen sowohl die eigens gegründete Bürgerinitiative Naturpark Stromberg-Heuchelberg aus Freudental als auch der Freizeitpark Tripsdrill und die Freudentaler Verwaltung, dass sie die Energiewende ausdrücklich unterstützten. Das Gebiet in ihrer Nähe halten sie dennoch für denkbar ungeeignet.

Bürgerinitiative sorgt sich um Wohl von Bürgern und Natur

„Wenn wir das Klima schützen wollen, haben wir Wald zu erhalten, statt ihn zu roden und ökologische Systeme und Kreisläufe zu sichern, statt sie zu zerstören“, schreibt die Bürgerinitiative (BI) in einem offenen Brief. Zudem sorgten sich die Anwohner um ihre Gesundheit, so die BI. Man habe dem Rathaus als Zeichen des breiten Widerstands im Ort bereits eine Liste mit 600 Unterschriften gegen die Windradpläne übergeben, heißt es. Dort fielen diese offenbar auf fruchtbaren Boden: In seiner jüngsten Sitzung stimmte der Gemeinderat dafür, bei der Region Bedenken anzumelden.

Dieter Ackermann kann die Einwände nicht verstehen. Er ist Vorstand der Energiegenossenschaft Bönnigheim, die den Bau von zwei Windrädern auf dem Rotenberg und dem Großen Saukopf anstrebt. Ackermann hält die Argumente der Kritiker für vorgeschoben. Immerhin sei durch Studien belegt, dass Windräder weniger Gefahr für die Natur bedeuteten als Stromtrassen, behauptet er. „Wir sind ja auch Naturschützer“, betont Ackermann. Gerade deshalb sei nicht nachvollziehbar, warum ihr Projekt torpediert werde – und zwar selbst von offizieller Seite. In einem offenen Brief kritisierte die Genossenschaft unter anderem das Landratsamt als „Windkraft-Verhinderungsbehörde“.

Landratsamt will keine falschen Hoffnungen wecken

Das will Landrat Rainer Haas nicht auf sich sitzen lassen. Der Kreis befürworte die Windkraft explizit, was nicht zuletzt daran zu erkennen sei, dass man das Ingersheimer Windrad „gegen erheblichen Widerstand durchgeboxt“ habe. Doch er halte den Stromberg für sehr problematisch als Windrad-Standort, weil dort etliche Natur- und Artenschutzbestimmungen zu beachten seien. „Wenn wir keine Chance auf Genehmigung sehen, fühlen wir uns verpflichtet, den Interessenten das zu sagen“, so Haas. Schließlich wolle seine Behörde keine falschen Hoffnungen wecken. Deshalb hat das Landratsamt auch bei fast allen im Kreis geplanten Windkraftgebieten Bedenken angemeldet – meist in puncto Natur- oder Landschaftsschutz. Lediglich das Lange Feld zwischen Korntal-Münchingen, Möglingen und Schwieberdingen erscheint der Behörde unbedenklich.

Kritik auch in Ingersheim, Tamm und Steinheim

Doch nicht nur der Kreis sieht so manchen Standort kritisch. In Ingersheim hat der Gemeinderat zwar jüngst dem Standort für ein zweites Windrad zugestimmt. Doch die Bürgerinitiative Gegenwind Husarenhof, die auch massiv gegen die erste Anlage protestierte, äußert vehement Kritik – im Übrigen auch gegen das Bönnigheimer Projekt, das auf der Homepage der Initiative als „behördlich geplanter Naturfrevel“ bezeichnet wird.

Auch gegen mögliche Windräder am Griesberg auf Steinheimer Gemarkung regt sich Widerstand. Die Segelfliegergemeinschaft Backnang befürchtet Beeinträchtigungen bei Starts und Landungen, wenn in der Nähe ihres Flugfeldes in Völkleshofen derart hohe Anlagen entstehen. Den Standort Südlich Rotenacker zwischen Tamm und Markgröningen lehnt die Gemeinde Tamm selbst ab – zumindest den nördlichen Teil. Denn dieser liege im Wald, und Tamm habe fast keine Waldflächen mehr. Das sei „der letzte Rest an Landschafts- und Naturschutzgebieten in Tamm“, erklärt der Bürgermeister Roland Zeller.