Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)


Doch inzwischen muss sich die Windreich AG fragen lassen, ob sie dieser Einsicht auch ausreichend Taten folgen lässt. Über Turbulenzen im Vorstand wurde die Öffentlichkeit jedenfalls nur eingeschränkt informiert: vom Hinauswurf des Finanzvorstands erfuhr sie bis Donnerstag nur verklausuliert. Über den Wechsel im Amt des Technikvorstands immerhin gab es zeitnah eine Pressemitteilung.

Ad-hoc-Meldungen zu den beiden Positionen, die seit dem 1. November neu besetzt sind, suchte man auf der Homepage der Börse vergeblich - auch zehn Tage danach. Sie seien auch nicht vorgeschrieben, hieß es bei Windreich. Ein Sprecher der Börse Stuttgart bestätigte dies: Solche Personalien könnten, müssten aber nicht gemeldet werden. Zwingend seien nur Angaben zur sogenannten Kapitaldienstfähigkeit, also zu Zins- und Rückzahlungen. Über die Berufung Dörings, dessen Engagement eine Ratingagentur auch wegen seiner vielen Kontakte als "besonders positiv" wertete, gab es freilich eine Ad-hoc-Meldung.

Ratingagentur sieht Risiken


Insgesamt bemüht sich die Windreich AG durchaus, dem Anspruch Dörings und den Vorgaben der Börse zu genügen. Zentrales Merkmal des neuen Segments sei es, "dem Anleger eine Vielzahl von Informationen über das Unternehmen zur Verfügung zu stellen", hieß es beim Start von Bond M - nebst Wertpapierprospekt einen testierten Abschluss, einen Ratingbericht, Quartalsberichte, einen Finanzkalender und Quasi-Ad-hoc-Meldungen. "BBB" lautete die Note ("stark befriedigende Bonität"), die die Wolfschlugener im Februar von der Rating Agentur Creditreform bekamen.

Deren achtseitiger Bericht liest sich durchaus differenziert: Den Markt für Offshorewindenergie halten die Experten für "extrem aussichtsreich", die Strategie des Unternehmens für "sehr aussichtsreich". Die Finanzausstattung andererseits sei angesichts der ehrgeizigen Wachtumsziele und geplanter Milliardeninvestitionen zu gering, was sich unter anderem mit der 50-Millionen-Euro-Anleihe ändern soll. Auch die starke Konzentration auf Willi Balz - den umtriebigen Gründer, Vorstandschef und Alleinaktionär der Windreich AG - sei ein Risiko; im Fall eines Ausfalls wäre er nur "schwer ersetzbar".