Die Stadt forciert die Erschließung neuer Baugebiete. Nach Endersbach ist nun auch eines für den Stadtteil Schnait in Planung. Dabei sollen Flachdächer eine möglichst effektive Wohnnutzung ermöglichen.

Weinstadt - Die Halde V in Endersbach ist noch nicht einmal ganz erschlossen. Rund 6,7 Millionen investiert die Stadt Weinstadt hier zusätzlich zu den gut ebenso hohen Kosten für den Grunderwerb, um Wohnraum für 450 bis 500 Menschen zu schaffen. Und schon macht man sich daran, das nächste Neubaugebiet zu planen: die Furchgasse in Schnait.

 

Auf rund 1,67 Hektar Fläche soll am südlichen Ortsrand des idyllisch zwischen Weinbergen und der Talaue des Beutelsbachs gelegenen Stadtteils Wohnraum für gut 120 neue Einwohner geschaffen werden. Den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan hat der Gemeinderat bereits gefasst. Noch in diesem Jahr soll auch der Satzungsbeschluss fallen. „Die Erschließung soll dann rasch beginnen und noch 2020 fertig gestellt werden“, sagt Karlheinz Heinisch, der Leiter des städtischen Liegenschaftsamts. Ebenfalls im nächsten Jahr sollen die Bauplätze verkauft und mit der Bebauung begonnen werden können.

Zu wenig Wohnraum für Senioren-Singles und Pendler

Vorgesehen sind gut 25 Gebäude mit etwa 60 Wohneinheiten: Einfamilien-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser. So will man auf den wachsenden Druck auf dem Wohnungsmarkt reagieren. Nach einer Analyse, welche die Stadt von dem Stuttgarter Büro Reschl Stadtentwicklung zu ihrer Bevölkerungs- und Wohnbauentwicklung hat vornehmen lassen, fehlt es vor allem für zwei Personengruppen an Wohnraum: Dies sind zum einen Menschen, die zum Arbeiten in der Stadt pendeln, weil sie dort bislang keine Bleibe gefunden haben. Zum anderen gibt es zu wenige kleine Wohnungen für Singles in der Altersgruppe 60 plus. Für diese wird demografisch der höchste Zuwachs verzeichnet.

Darüber hinaus hat das Büro für Weinstadt ein Handlungsprogramm ausgearbeitet. Darin empfehlen die Fachleute, eine aktive Bodenbevorratungspolitik zu betreiben. Sprich; die Stadt soll sich verfügbare Flächen für Wohnbau sichern, um außer mit dem Planungsrecht auch als Eigentümerin auf die Gestaltung von Neubauten Einfluss nehmen zu können. Denn mit 31 Hektar im Außen- und Innenbereich hat Weinstadt zwar ausreichend Flächenpotenzial für die nötige Wohnraumentwicklung bis zum Jahr 2035, aber nur wenn das Verhältnis von Einfamilienhäusern zu Geschosswohnungsbauten beibehalten wird.

Flachdach nicht unumstritten

Wie schon in der Halde V kommt man dem Handlungsprogramm auch in der Furchgasse nach. Die Stadt sei Eigentümerin aller Flächen, erklärt Heinisch. Gestalterisch setzt man in der eher dörflichen Weinbauortschaft neue Maßstäbe. Denn Häuser mit Satteldächern, wie sie bisher das Ortsbild prägen, sind lediglich zur angrenzenden Bestandsbebauung hin vorgesehen. Ansonsten sollen Flachdachbauten entstehen. „Diese sind eine angemessene Reaktion auf den Wohnungsmangel“, sagt der Baubürgermeister Thomas Deißler. Im Gemeinderat war diese aus optischen Gründen nicht unumstritten. Tibor Randler (Freie Wähler) versuchte bis zuletzt, seine Gemeinderatskollegen davon abzubringen. „Jeder, der eine Wohnung sucht, ist bereit, an der Ästhetik Abstriche zu machen“, hielt in der Sitzung indes der CDU-Fraktionsvorsitzende Ulrich Witzlinger dagegen und vertrat damit die Mehrheitsmeinung.

Ökologische Gesichtspunkte

Doch geht es der Stadt bei den Flachdachbauten nicht allein darum, dass die Wohnflächen der künftigen Bebauung mit maximal zwei Voll- und einem Dachgeschoss möglichst effektiv genutzt werden können. Sie verfolgt damit noch andere Ziele: Mit begrünten Flachdächern will man entsprechen der Kriterien des European Energy Award (EEA), denen man sich per Gemeinderatsbeschluss verpflichtet hat, eine ökologische und energiesparende beziehungsweise gewinnende Gestaltung umsetzen. So soll eine gute Nutzung von Solarenergie ermöglicht werden. Darüber hinaus gibt es Überlegungen für ein Konzept zur Nahwärmeversorgung des Schnaiter Neubaugebiets. In einer Vorstudie haben die Stadtwerke bereits geprüft, ob dies realisiert werden kann. Eine Entscheidung ist allerdings noch nicht getroffen.