Für oder gegen Dachbaufbauten im Gebiet Lettenäcker? Die Frage wird in Plochingen kontrovers diskutiert. Die Abstimmung im Gemeinderat wird knapp werden.

Diese Abstimmung wird spannend: Am 9. Mai entscheidet der Plochinger Gemeinderat über eine Bebauungsplanänderung in den Lettenäckern I. Bei der Vorberatung im Ausschuss für Bauen, Technik und Umwelt kam es zu einem Patt – und der Bürgermeister Frank Buß war das Zünglein an der Waage.

 

Bürgermeister Frank Buß stimmt gegen die Verwaltungsvorlage

Die Stadt und ein Teil des Gemeinderats möchten den Hauseigentümern in einem Teilgebiet von Lettenäcker I ermöglichen, je nach Dachform Staffelgeschosse oder Dachgauben zu bauen. Gegen dieses Vorhaben gingen bei der Auslegung des Bebauungsplanentwurfs mehr als 100 Einwendungen ein, von Anliegern im Gebiet ebenso wie aus benachbarten Straßen. Das Verbandsbauamt empfiehlt in seiner Vorlage trotzdem, die Änderung umzusetzen. Bürgermeister Frank Buß stimmte allerdings dagegen – wahrscheinlich sei das das erste Mal in seiner Zeit als Bürgermeister, dass er eine Verwaltungsvorlage ablehne, meinte er selbst. Er begründete das politisch: Es zeige sich, dass man an dieser Stelle keinen neuen Wohnraum schaffe, sondern nur erweitere. Dafür sei der Aufwand zu groß.

An der Vorlage und dem Ablauf des Verfahrens liege das nicht, die seien vollkommen korrekt, betonte der Verwaltungschef und stellte sich damit hinter den Verbandsbaudirektor Wolfgang Kissling. Der war zuvor vom fraktionslosen Plochinger Stadtrat Klaus Hink harsch angegangen worden.

Mit dem Bürgermeister, der CDU-Fraktion und Hink kamen im Ausschuss sechs Stimmen gegen die Bebauungsplan-Änderung zusammen. SPD und OGL, die den Antrag gestellt hatten, zählten ebenso viele. Im Gemeinderat sind die Verhältnisse allerdings anders, dort haben diese beiden Fraktionen auch ohne Bürgermeister eine Stimme mehr. Sofern alle Mitglieder anwesend sind und entsprechend abstimmen – es bleibt also spannend.

Dabei betrifft die Sache, um die es geht, mit einem Teilgebiet von Lettenäcker I nur einen kleinen Bereich, am Plochinger Stadtrand gelegen. Man wolle den Eigentümern die Möglichkeit geben, ihren Wohnraum zu erweitern und an die jeweilige Lebenssituation anzupassen, sagte die Stadträtin Constanze Hapke-Amann (OGL) und nannte in diesem Zusammenhang die Stichworte „Homeoffice“ und „Unterbringung von Betreuungspersonen“. Die Antragsteller sehen zudem ökologische Vorteile, weil durch Veränderung an den Dächern die neuen Gesetze gelten, die Fotovoltaik und Dachbegrünung vorschreiben.

CDU-Stadtrat befürchtet Nachbarschaftsstreitigkeiten

Außerdem gleiche man die Rechtslage damit an andere Teile von Lettenäcker I an, argumentiert das Verbandsbauamt. Dass mit der Änderung in größerem Stil neue Wohneinheiten entstehen, behauptet mittlerweile niemand mehr. Somit dürfte sich auch die Parkplatzsituation nicht gravierend verändern, selbst wenn, wie Hink meinte, Leute mit größeren Wohnzimmern auch mehr Autos besitzen.

Letztlich bleibt als Hauptargument der Gegner einer Änderung der städtebauliche Aspekt übrig: Das einheitliche Bild werde zerstört, eine „zerklüftete Dachlandschaft“ könnte entstehen, sagte Ralf Schmidgall (CDU) und fürchtete in der Folge Nachbarschaftsstreitigkeiten. Endgültig entschieden wird aber erst am 9. Mai.