Mieter in Stuttgart müssen sich warm anziehen, denn in Sachen Nebenkosten kommt weiterhin einiges auf sie zu. Welche Herausforderungen die Zukunft außerdem mit sich bringt, hat der Stuttgarter Mieterverein vorgestellt.

Wer in den vergangenen Wochen in den Briefkasten geschaut hat, hielt vermutlich die Energiekostenabrechnung des vergangenen Jahres in den Händen. Wem dieser Brief Kopfschmerzen verursacht, ist nicht allein. Denn mehr als die Hälfte der Baden-Württemberger empfinden eine große Belastung durch die gestiegenen Nebenkosten. Diese Zahl nannte Rolf Gaßmann bei der Jahreshauptversammlung des Mietervereins Stuttgart. Der Vereinsvorsitzende macht damit deutlich, was viele der erschienenen Mitglieder bewegt und fragt stellvertretend für alle: „Wer soll das weiterhin bezahlen?“

 

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die meisten Mieter sich bei Fragen zu Nebenkosten an den Verein wenden. Jährlich führt der Verein allein 30.000 Kurzberatungen per Telefon, von denen sich der Großteil um diese zusätzliche Belastung dreht.

Mieterverein fordert soziale und gerechte Wärmewende

Doch die gestiegenen Nebenkosten sind nicht die einzige Herausforderung für Mieter in den kommenden Jahren. Da die Stadt bis 2035 klimaneutral werden möchte und das Gebäudeenergiegesetz bald in Kraft tritt, müssen Stuttgarts Wohnungen modernisiert werden. „Wir sprechen uns im Verein klar für den Klimaschutz aus, allerdings darf Innovation nicht zulasten der Mieter geschehen“, sagt Rolf Gaßmann. Laut ihm könne man für die Modernisierung einer Wohnung mit einem Betrag von 50.000 Euro rechnen. Bei den 200.000 Wohnungen in Stuttgart wären das also Kosten von 10 Milliarden Euro. Kosten, die unter anderem durch Modernisierungsumlagen auf die Mieter abgewälzt werden können. Das dürfe laut Gaßmann nicht geschehen. „Stattdessen fordern wir, dass Mieten nur so viel erhöht werden dürfen, wie Emissionseinsparungen durch die Modernisierung erreicht werden“, so der Vorsitzende.

Stadt erkennt Problem und möchte Mieter unterstützen

Dass diese Kosten nicht von Mietern getragen werden können, erkennt auch René Hahn, Leiter für kommunale Wärmeplanung des Umweltamts in Stuttgart: „Wenn es keine Förderlandschaft gibt, ist das Ganze für unsere Gesellschaft nicht tragbar.“ Deshalb stellte der Vertreter der Stadt Fördermöglichkeiten vor, die Mieter erhalten können. So würden zum Beispiel Photovoltaikanlagen für den Balkon oder auch der Austausch von Küchengeräten oder Waschmaschinen finanziell unterstützt. „Natürlich sind das eher niederschwellige Förderungen, aber diese sind eben heute schon direkt für sie als Mieter nutzbar“, sagt Hahn. Außerdem appellierte er an das Nutzerverhalten der Mieter: „Ich weiß es klingt banal, aber gerade im Energiebereich kann sehr viel eingespart werden, indem man sein Verhalten hinterfragt.“