Allerdings gibt es auch Grenzen. Schließlich sollen die jungen Menschen in ihrer Wohnungsnotlage nicht als billige Pflegekräfte missbraucht werden. Bevor es zu einem Kontakt kommt, macht Harald Habich einen Hausbesuch bei den Senioren oder der Familie. Dabei wird nicht nur die infrage kommende Wohnung in Augenschein genommen, sondern auch der Umfang der Hilfeleistungen besprochen. „Das ist zum Schutz beider Seiten”, erklärt der Sozialarbeiter. Einige Wohnungsangebote mussten bereits zurückgewiesen werden, weil die geforderten Hilfeleistungen einem jungen Menschen nicht zugemutet werden können oder die Wohnung in einem desolaten Zustand war.

Für den Mieterverein Stuttgart ist die Initiative „Wohnen mit Hilfe” eine Möglichkeit, den großen Wohnungsmangel bei Studenten abzuhelfen. Deshalb unterstützt der Verein die Aktion der Landeshauptstadt. Per Brief wurden die Mitglieder bereits aufgerufen, sich an der Initiative zu beteiligen. Rolf Gaßmann, Vorsitzender des Mietervereins Stuttgart, glaubt aber nicht daran, dass die Aktion ein großer Renner wird. Dazu seien die Lebensarten von alten und jungen Menschen zu unterschiedlich. Diese Art des Zusammenlebens erfordere ein hohes Maß an Toleranz von beiden Seiten. „Viele älteren Menschen wohnen deshalb auch lieber allein in ihrer Wohnung”, vermutet Gaßmann. Für Ulrich Wecker, den Geschäftsführer von Haus & Grund in Stuttgart, gibt es diese Form des Mietnachlasses schon immer. Haus- oder Wohnungseigentümer, die eine vergünstigte Miete gegen Hilfe im Garten, für Besorgungen oder die Betreuung anbieten, finde man auch heute hin und wieder in der Landeshauptstadt. Diese Hilfen würden aber ohne viel Aufhebens untereinander ausgehandelt. Ungeachtet dessen begrüße aber auch Haus & Grund die Initiative der Landeshauptstadt.

In anderen Universitätsstädten des Landes, wie zum Beispiel Freiburg, gibt es diese Initiativen schon länger. Beim 2002 ins Leben gerufen Projekt „Wohnen für Hilfe” des Studentenwerks Freiburg werden im Schnitt pro Jahr rund 70 Wohnpartnerschaften betreut.