Wohnsiedlung in Stuttgart-Rot Ideenwettbewerb fürs Quartier am Rotweg

Die meisten der Häuserzeilen in der Bildmitte könnten abgerissen werden – 15 Planungsbüros beteiligen sich am Foto: Google earth

Baugenossenschaften wollen ein rund zwei Hektar großes Wohngebiet aus der Nachkriegszeit im Stadtteil Rot neu entwickeln. Anstelle der bestehenden 170 Wohnungen sollen es künftig zwischen 250 bis 280 werden – abhängig von einem Planungswettbewerb.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Zuffenhausen - „Das ist eine dringend notwendige Aktion“, lobte der Zuffenhäuser Bezirksbeirat Karlheinz Schmid (FDP). „Gut, dass sich die beiden Baugenossenschaften dazu aufgerafft haben, neue Dinge zu riskieren“, sagte er und schob gleich einen Wunsch hinterher: „Bitte alles abreißen und komplett neu planen!“

 

Schmid und seine Ratskollegen hatten in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates die Rahmenbedingungen für einen Planungswettbewerb im Stadtteil Rot geschildert bekommen: Die Baugenossenschaft Neues Heim und die Baugenossenschaft Zuffenhausen (BGZ) wollen auf einem rund 20 000 Quadratmeter großen Areal zwischen Rotweg, Schozacher und Fleiner Straße das sogenannte Quartier „Am Rotweg“ entstehen lassen. Hierfür soll ein Planungswettbewerb durchgeführt werden, an dem sich 15 ausgewählte Büros aus Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz beteiligen. „Ziel ist es, ein lebendiges, sozial durchmischtes Stadtquartier in qualitätsvoller Gestaltung für verschiedene Nutzergruppen zu entwickeln“, heißt es in der Beschlussvorlage. Das Quartier soll möglichst Teil der Internationalen Bauausstellung IBA’27 werden und beispielhaft für die „hochwertige und nachhaltige Entwicklung eines integrativen Wohnquartiers“ sein.

Offener Ansatz für größeres Spektrum an Ideen

Die bestehenden Gebäudezeilen mit insgesamt circa 170 Wohnungen stammen aus den Nachkriegsjahren. Sie sind „stark sanierungsbedürftig“ und würden von ihren „Zuschnitten den heutigen Wohnbedürfnissen nicht mehr gerecht“, erklärte Hartmut Friedel vom Amt für Stadtplanung und Wohnen im Bezirksbeirat. Es steht den Planern im Wettbewerb frei, ob sie in ihren Entwürfen alle bestehenden Gebäude abreißen und neu bauen wollen, oder ob sie Elemente der vorhandenen Bausubstanz integrieren und weiterverwenden wollen. Auf jeden Fall wollen die Baugenossenschaften zwischen 250 bis 280 Wohnungen realisieren. „Grundsätzlich wollen wir mit einem sehr offenen Ansatz in den Planungswettbewerb gehen, um das Spektrum an Ideen weit offen zu halten“, erklärte Friedel den Beiräten. „Gegenstand des Wettbewerbsverfahrens ist ein Bebauungs-, Erschließungs- und Freiraumkonzept für das gesamte Plangebiet.“ Neben Wohnungen soll es auch „offene, frei bespielbare Räume geben“. „Kontaktzonen“ wie Arbeits- und Atelierräume, eine „WaschBar“, nicht kommerzielle Räume, zumietbare „Joker-Räume“ sowie Flächen für ambulante Dienste und Kurzzeitpflege. Überdies soll auch eine inklusive Kindertagesstätte mit vier Gruppen eingeplant werden, ebenso wie die neue Geschäftsstelle der BGZ.

Eine Erhöhung der Dichte in Teilbereichen des Gebietes sei zu begrüßen, wenn dabei eine „hohe gestalterische Qualität und Stadt- und Freiraumverträglichkeit erhalten bleibt“. Gewünscht wird ein „sozial durchmischtes Stadtquartier“ für verschiedene Nutzergruppen. Es soll kein abgeschottetes Quartier sein, sondern auf soziale und funktionale Vernetzung mit dem bestehenden Stadtteil geachtet werden. Wie das konkret aussieht, ist Sache der Planer. Entwickelt werden soll ein „weitestgehend autofreies Quartier“ mit Tiefgaragen für den ruhenden Verkehr. Der Stellplatzschlüssel liegt bei 0,5. Auch eine Hochgarage sei möglich.

Bolzplatz soll länger nutzbar sein

Wert legen die Auslober des Wettbewerbs auch auf eine attraktive Gestaltung des öffentlichen Raums und Umfelds – deswegen wurden statt reinen Architekturbüros Arbeitsgemeinschaften mit Landschaftsplanern ausgewählt. Zur Freude der Bezirksbeiräte soll in die Freiraumkonzeption auch der ans Plangebiet angrenzende bestehende Bolzplatz an der Fleiner Straße berücksichtigt werden. Die Abstände und die Lärmschutzmaßnahmen sollen dabei so gestaltet werden, dass der Bolzplatz wieder an siebeneinhalb Stunden pro Tag bespielt werden kann, sagte Friedel.

Im Großen und Ganzen begrüßte der Zuffenhäuser Bezirksbeirat den Planungswettbewerb für das neue Quartier. Kritische Anregungen kamen vor allem in den Bereichen Verdichtung, Bauhöhe, Baumerhalt und E-Mobilität. Bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme wurde dem Vorhaben mit großer Mehrheit zugestimmt. Und auch in den Gremien des Gemeinderates stieß der geplante Wettbewerb auf ein positives Echo.

Der weitere Zeitplan sieht nun vor, dass die Wettbewerbsunterlagen noch im Dezember an alle teilnehmenden Büros verschickt werden. Abgabetermin der Entwürfe ist im März 2021. Am 13. April tagt dann das Preisgericht. „Wir sind schon sehr gespannt auf die Ergebnisse“, sagte Hartmut Friedel.

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