In Stuttgart steigen die Preise und die Mieten vor allem in den begehrten Halbhöhenlagen. Die Nachfrage ist groß, das Angebot hingegen knapp.

Stuttgart - Wer in Stuttgart ein Einfamilienhaus oder eine große Wohnung zu kaufen oder zu mieten sucht oder sein Geld in einem Mehrfamilienhaus anlegen will, der hat zurzeit relativ wenig Auswahl und muss meist deutlich mehr bezahlen als im Vorjahr. Wegen der starken Nachfrage und dem zu geringen Angebot steigen die Preise vor allem in den guten und zentrumsnahen Lagen.

 

"Zum Zeitraum 2009/2010 haben sich die Wohnimmobilienpreise insgesamt um zehn bis 20 Prozent erhöht, bei Einfamilienhäusern haben die Preise um rund 15 Prozent angezogen, Eigentumswohnungen erreichen Steigerungen von bis zu 30 Prozent", stellt das Maklerunternehmen Engel & Völkers in einer aktuellen Marktanalyse seiner mittlerweile elf Wohnimmobilien-Shops in Stuttgart und der Region fest. In den Hauptorten rund um die Landeshauptstadt sei der Preisanstieg zwar noch nicht so stark, aber auch dort gehe die Tendenz nach oben.

"Familien mit Kindern, die ein Einfamilienhaus in der Preisklasse bis zu 800.000 suchen, das sind die Kunden, die wir am meisten vertrösten müssen", sagt Stephan-Andreas Philipp, der den Immobilienshop im Stadtzentrum betreibt. Auch große Wohnungen seien mangels Angebot und hoher Preise kaum eine Alternative, wenn die Leute in der Stadt wohnen bleiben und nicht ins Umland ziehen wollten.

Immobilien wechseln schneller den Besitzer

Die begehrten Halbhöhenlagen seien für Normalverdiener im Gegensatz zu Lagen wie Bad Cannstatt, Heslach im Stadtbezirk Süd oder dem Stuttgarter Osten kaum noch erschwinglich. Auch in südlichen Stadtbezirken wie Vaihingen oder Möhringen hätten die Preise deutlich angezogen.

In Toplagen stellt das Unternehmen neue Preisspitzen von bis zu sechs Millionen Euro für ein Einzelobjekt fest, die sich nicht allein durch Angstkäufe wegen der Finanzkrise oder zunehmendem Platzbedarf erklärten. "Die hochpreisigen Objekte werden von Bevölkerungskreisen gekauft, die in Ruhestand gehen und Geld zur Verfügung haben", sagt Jörg Bretschneider von der Engel-&-Völkers-Zentrale in Hamburg. Er geht davon aus, dass es mit der traditionellen Preiszurückhaltung in Stuttgart im Großstadtvergleich bald vorbei ist.

Die durch die Finanzkrise zusätzlich entfachte Nachfrage führt auch dazu, dass Immobilien zurzeit meist deutlich schneller den Besitzer wechseln als früher. Manche Objekte verkauften sich binnen Tagen. "Manchmal wissen wir nicht, welcher Kunde das Objekt am Ende des Tages kriegt, da gibt es nach zehn Besichtigungen gleich fünf ernste Kaufangebote", sagt Claudia Philipp, die das Wohnimmobilienbüro in Degerloch betreibt. Auch Wohn- und Geschäftshäuser zur Kapitalanlage sind gefragt wie lange nicht mehr, insbesondere Mittelständler legten auf diesem Markt gerne Gewinne aus den Vorjahren an.

Es besteht ein Nachfrageüberschuss

Mangels Angebot in sehr guten und guten Lagen habe sich die Nachfrage auf mittlere Lagen in Cannstatt und Stuttgart-Ost ausgedehnt, einfache Randlagen dagegen seien weniger gefragt. Mietshäuser gelten nicht nur als Betongold in Krisenzeiten, sondern auch als Zins bringende Anlage.

Da in der Vergangenheit zu wenig gebaut worden sei und die Zahl der Haushalte zunehme, rechnet Engel & Völkers mit weiter steigenden Mieten, vor allem mittlere Lagen mit Quadratmetermieten zwischen 6,20 und 9,80 Euro seien betroffen.

"Es besteht ein Nachfrageüberschuss. In Stuttgart könnte noch ein Potenzial von 33.000 Wohnungen vermietet werden", so die Analyse. Die von der Stadt eingeführte Pflichtquote für geförderten Wohnraum bei bestimmten Neubauten wird von dem Maklerunternehmen aufgrund der Mangelsituation zwar als Last für Investoren, aber nicht als Investitionshemmnis bewertet.