Kultur: Tim Schleider (schl)

Der nächste Woody Allen kommt bestimmt. Manchmal allerdings ist diese Gewissheit tröstlicher als der einzelne Film, der sie trägt. Vor zehn Jahren hat Match Point mit allen Gewissheiten gebrochen: Statt Manhattan London, statt konversatorischen Selbstbespiegelungseskapaden die kalt gleißenden Oberflächen der guten Gesellschaft, statt verhangenem Jazz knisternder Caruso, untermalt vom leisen Takt der Uhr des Schicksals.

 

„Match Point“ erzählt von dem unverfügbaren Tick, der entscheidet, ob ein Ball ins Netz geht oder darüber. Jonathan Rhys Meyers spielt einen jungen Tennislehrer aus unklaren Verhältnissen, dessen Wunsch, um jeden Preis das schöne Leben zu gewinnen, sich am Ende an beidem vergeht: der Schönheit und dem Leben. Die schönste Scarlett Johansson aller Zeiten muss sterben, die Upper Class besteht. Das soll Woody Allen sein? Wir denken an Sophokles, Dostojewski, an rabenschwarze französische Filme. Die folgenden europäischen Tändeleien wirken wie eine Abbitte, diese bittere kontinentale Büchse der Pandora geöffnet zu haben.