74 470 Fotografien waren für den bedeutendsten Wettbewerb für Pressefotografie eingereicht worden – jetzt hat die Stiftung World Press Photo das Pressefotos des Jahres gekürt – ein ikonisches Foto zur Corona-Pandemie.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Amsterdam - Das berührende Bild einer Umarmung in Corona-Zeiten ist das Weltpressefoto des Jahres 2021. Der dänische Fotograf Mads Nissen wurde am Donnerstag in Amsterdam bei einer Online-Veranstaltung mit dem ersten Preis des renommierten Wettbewerbs World Press Photo ausgezeichnet. Das Bild repräsentiert nach Ansicht der Jury wie kein anderes die Auswirkungen der Pandemie auf die Menschen weltweit.

 

Nähe durch Plastikumhang

„Die erste Umarmung“, so der Titel des Siegerfotos für die dänische Tageszeitung „Politiken“, zeigt die Brasilianerin Rosa Luzia Lunardi (85), die am 5. August 2020 von der Pflegerin Adriana Silva da Costa Souza in einem Pflegeheim umarmt wird – zum ersten Mal nach fünf Monaten. Die Pflegerin trägt dabei einen Plastikumhang, der Berührungen ohne direkten Körperkontakt möglich macht. Durch die Form des Umhangs erscheint die Pflegerin wie ein Engel. „Für mich ist es eine Geschichte von Hoffnung und Liebe in den schwierigsten Zeiten“, sagte Fotograf Nissen. Aufgrund der Pandemie hatten die Pflegeheime in Brasilien ab März 2020 Besuche von Angehörigen verboten.

Die Jury sprach von einem ikonischen Foto zur Covid-19-Pandemie. Es gehe darin um Verletzlichkeit, Liebe, Verlust, Trennung, Untergang, „aber – sehr wichtig – auch Überleben“, so ein Jurymitglied.

Liebe in Zeiten des Krieges

Die beste Fotoreportage gelang dem Italiener Antonio Faccilongo. Er gewann in der Kategorie Photo Story den ersten Preis für seine Serie über die Folgen des Konflikts mit Israel für palästinensische Paare. Seine Bilderreportage „Habibi“ für die Agentur Getty sei eine Chronik von Liebesgeschichten vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und Palästina. „Meine Arbeit soll eine kulturelle Brücke sein, um Menschen zueinander zu bringen“, sagte der Fotograf.

4315 Fotografen aus 130 Ländern

An dem Wettbewerb hatten sich 4315 Fotografen aus 130 Ländern mit 74 470 Fotografien beteiligt. Die niederländische Stiftung World Press Photo zeichnete Fotografinnen und Fotografen in insgesamt acht Kategorien aus, etwa Zeitgenössische Themen, Umwelt, Natur, Spot News oder Porträts.

Die Corona-Pandemie war in diesem Jahr eines der großen Themen – wie auch die Proteste in den USA nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd, die verheerende Explosion im Hafen von Beirut, territoriale Konflikte, die Klimakrise oder die Rechter von Transgender-Personen. Deutsche Fotografen wurden nicht ausgezeichnet. Die beiden Hauptpreise sind mit je 5000 Euro dotiert. Die Siegerfotos sollen in 50 Ländern in einer Ausstellung zu sehen sein.