Angelique Kerber kommt in Stuttgart immer besser in Schwung. Erstmals steht sie bei ihrem Heimspiel im Halbfinale. Ihr Trainer freut sich über den klaren Erfolg gegen Jaroslawa Schwedowa - auch wenn er dadurch in Bedrängnis kommen könnte.

Stuttgart - Für Angelique Kerbers Trainer Torben Beltz wird es langsam eng. Als der Tennis-Coach mit Deutschlands Nummer eins Anfang der Woche über das Stuttgarter Frühlingsfest schlenderte, ließ er sich zu einer riskanten Wette hinreißen. Gewinnt Kerber den mit 796.000 Dollar dotierten Porsche Tennis Grand Prix, muss Beltz in ein Karussell, „in das ich nie im Leben gehen würde“, wie Kerber am Freitag mit einem Grinsen erzählte. Die Kielerin hatte allen Grund, gut gelaunt zu sein, steht sie nach einem 6:3, 7:6 (7:2) gegen die Kasachin Jaroslawa Schwedowa doch erstmals in Stuttgart im Halbfinale - und ist damit nur noch zwei Siege von dem von Beltz zugleich erhofften wie gefürchteten Turniersieg entfernt.

 

Allerdings wird die Aufgabe in der Vorschlussrunde nicht leicht. Kerber trifft an diesem Samstag (14.00 Uhr/SWR) auf die russische Titelverteidigerin Maria Scharapowa. Die Nummer zwei der Welt rang in ihrem Viertelfinale Ana Ivanovic aus Serbien in 2:16 Stunden mit 7:5, 4:6, 6:4 nieder.

Kerber ist dagegen weiter ohne Satzverlust. „In Deutschland im Halbfinale zu stehen ist eine große Ehre für mich“, sagte Kerber im Anschluss an ihren Erfolg. Nach 1:17 Stunden nutzte sie gegen die Nummer 37 der Welt ihren zweiten Matchball. „Es läuft sehr gut für mich. Ich fühle mich hier richtig wohl und versuche einfach, jede Sekunde zu genießen.“ Neben ihrem gewohnten Team sind auch Kerbers Großeltern aus Polen angereist, trotz der Spiele und zahlreicher Termine erfreut sich die 25-Jährige im Schwabenland an einer perfekten Wohlfühl-Atmosphäre.

Ohne Druck ins Halbfinale gegen Scharapowa

Das schlägt sich auch auf dem Stuttgarter Sandplatz nieder. Gegen Schwedowa startete die Weltranglisten-Sechste erneut furios und lag schnell mit 3:0 vorne. Doch dann wurde die Kasachin stärker, während Kerber ein bisschen nachließ. „Es gibt immer solche Phasen im Spiel. Ich versuche, sie so kurz wie möglich zu halten“, sagte Kerber.

Dies gelang ihr mit Bravour. Nachdem Schwedowa das Re-Break zum 3:4 gelungen war und die Partie zu kippen drohte, nahm Kerber ihrer Gegnerin sofort selbst wieder den Aufschlag ab und sicherte sich nach 27 Minuten den ersten Satz.

Auch im zweiten Durchgang gelang der Schleswig-Holsteinerin ein schnelles Break, doch Schwedowa kämpfte sich zurück, so dass die Entscheidung im Tiebreak fallen musste. „Da war ich schon ganz schön nervös“, gab Kerber zu, „schließlich zählt in diesen Momenten jeder Punkt.“ Zum Glück leistete sich Schwedowa in dieser Phase vier leichte Fehler am Stück, am Ende hatte die Kasachin 21 vermeidbare Patzer mehr als Kerber (33:12), was letztendlich den Ausschlag gab.

Ins Halbfinale gegen Scharapowa kann Kerber nun ohne Druck gehen. Zum einen hat sie mit dem Halbfinal-Einzug ihr Minimalziel bereits erreicht, zum anderen kann sie bei der Wette mit ihrem Coach nicht verlieren. Denn ein verpasster Finaleinzug wäre nicht gleichbedeutend mit einem Karussell-Besuch von Kerber. „So haben wir zum Glück nicht gewettet.“