Gleich zwei Museen hat der Weinstädter Archivar Bernd Breyvogel komplett neu gestaltet. Nun ist das aus dem Jahr 1534 stammende Württemberg-Haus in Beutelsbach eröffnet worden. Es beherbergt ein Bauernkriegmuseum und das Museum „Wiege Württembergs“.

Weinstadt - Die Chance, ein komplett neues Museum einzurichten, bekommt ein Stadtarchivar meist allenfalls einmal in seiner Berufslaufbahn. Bernd Breyvogel, der den Posten in Weinstadt inne hat, durfte gleich zwei Museen neu gestalten, die am Samstagabend eröffnet worden sind: das Museum „Wiege Württembergs“ und das Bauernkriegmuseum. Beide haben ihren Sitz im „Württemberg-Haus“ in Weinstadt-Beutelsbach, einem aufwendig sanierten Fachwerkgebäude aus dem Jahr 1534. Die Schirmherrschaft für das Museum hat Carl Herzog von Württemberg übernommen, der am Samstag zu Gast war.

 

„Die Witwe von Peter Gais, dem Gaispeter, ist mit Sicherheit in diesem Rathaus noch ein und ausgegangen“, sagte Bernd Breyvogel beim Festakt. Gais, ein Tagelöhner aus Beutelsbach, war es, der im Jahr 1514 den Aufstand des Armen Konrad ins Rollen gebracht und damit die erste Revolution auf württembergischem Boden ausgelöst hat. Diesem Ereignis ist das Bauernkriegmuseum im Erdgeschoss des alten Rathauses gewidmet. Es sei das einzige Museum, das sich exklusiv mit dem Aufstand Armer Konrad beschäftige, sagte Bernd Breyvogel: „In anderen Museen kommt dieses Thema nur am Rande vor.“

Schwierige Suche nach einem Button

Derjenige, der Peter Gais durch eine Verbrauchssteuer zum Revolutionär gemacht hat, steht gleich am Eingang: Herzog Ulrich von Württemberg ist auf einem Gemälde aus der Zeit um 1600 in einen prächtigen purpurfarbenen Umhang mit Pelzbesatz gekleidet. Das Bildnis ist laut Breyvogel eines der wertvollsten Einzelstücke im Museum. Aber auch das Organisieren von Exponaten aus deutlich neuerer Zeit sei manchmal sehr schwierig gewesen, erzählte der Archivar, der zwei Anstecker zum Thema Stuttgart 21 als Brücke zur Gegenwart und heutigen Protestbewegungen ausstellen wollte. „Einen Button der Gegner hatten wir schnell, aber keinen Befürworter-Button.“ Der nun in Beutelsbach ausgestellte Anstecker ist eine Leihgabe aus dem Haus der Geschichte in Stuttgart.

Für den Weinstädter Oberbürgermeister Jürgen Oswald ist das Bauernkriegmuseum ein Museum „der neuen Art: entstaubt und multimedial“. Das Württemberg-Haus solle ein Dorfmittelpunkt werden – mit multifunktionalen Räumen, in denen auch Vorträge und Lesungen stattfinden könnten, so Oswald. Im renovierten ehemaligen Farrenstall, wo Originalfuttertröge als Sitzbank und Stauraum in einem dienen, will die Stadt museumspädagogische Angebote für Schulen machen.

Herzog sieht Beutelsbach als „Keimzelle“

Im ersten Stock des Rathauses zeigt das Museum „Wiege Württembergs“ die Anfänge des württembergischen Königshauses auf. Seine Wurzeln hat letzteres in Beutelsbach, wo vermutlich die Burg Kappelberg stand. Konrad von Beutelsbach hat um 1080 seinen Wohnsitz aus strategischen Gründen ins Neckartal, auf den Wirtenberg hinauf, verlegt. Wie die Landeshauptstadt heute heißen würde, wenn Konrad im Remstal geblieben wäre, darüber darf spekuliert werden. Herzog Carl, der Beutelsbach als „historische Keimzelle“ seiner Familie bezeichnete, war sich am Samstag jedenfalls sicher, dass die Beutelsbacher den Umzug verziehen haben: „Sonst hätten Sie mich wohl nicht eingeladen.“

Das Württemberg-Haus

Geschichte
Das Gebäude in der Stiftstraße 11 wurde 1534 errichtet und gilt als eines der ältesten dörflichen Rathäuser Württembergs. Innerhalb von zwei Jahren ist es für 2,4 Millionen Euro saniert worden. Das Land bezuschusste mit einer Million Euro die Sanierung, die das Bundesministerium für Landwirtschaft mit dem Holzbauplus-Preis ausgezeichnet hat.

Museen
Das Bauernkriegmuseum und die „Wiege Württembergs“ sind samstags von 14 bis 18 Uhr, sonntags zwischen 13 und 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Am 25. Juni, 18.30 Uhr, findet im Bauernkriegsmuseum eine Museumsstunde statt. Am 19. Juli, 11.15 Uhr, gibt es eine Ortsführung mit Museumsbesuch.