Exklusiv Die Bundeswehr ist besser als die US-Marines? Wer so etwas in westlichen Militärkreisen sagt, muss mit Gelächter rechnen. Aber für die Videos der Bundeswehr stimmt es.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Berlin - Würde man im Nato-Hauptquartier oder auch nur im Kreis der deutschen Verteidigungspolitiker in Berlin behaupten, die Bundeswehr sei in einer Hinsicht besser als die legendäre Eliteeinheit der US-Marines, dann würde man hier wie da auf ungläubiges Staunen stoßen. Denn der Ruf der amerikanischen Eliteeinheit ist in westlichen Sicherheitskreisen wie Donnerhall. Zudem hat die Bundeswehr in ihrer Selbstdarstellung stets Wert darauf gelegt, dem Handwerk des soldatischen eine nüchterne Aura zu geben, während die Marines viel Liebe auf die Pflege ihres Heldenimages verwenden. Und dennoch stimmt die Aussage. Das Videoangebot der Bundeswehr im Netz stellt den Auftritt sogar der stolzen US-Marines weit in den Schatten.

 

Mit ihrem Informations- und Werbeangebot auf der Internetplattform Youtube, kann die Bundeswehr locker mit anderen Streitkräften aber auch mit vergleichbaren Angeboten international bekannter Firmen mithalten. Vor dreieinhalb Jahren ist die Truppe bei Youtube an den Start gegangen, im Schnitt wird jeden Tag ein Film ins Netz gestellt. Die mittlerweile fast 1400 Videos stoßen auf reges Interesse – egal ob es um ein scharfes Raketenabwehrmanöver auf Kreta, den Einsatz auf einer Fregatte oder den Zapfenstreich für den ehemaligen Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) geht. 29 331 258 Videoaufrufe hat das Verteidigungsministerium laut einer aktuellen Statistik, die der StZ vorliegt, seit dem Start insgesamt gezählt.

Das sind im Durchschnitt 23 847 Aufrufe am Tag. Die US-Marines bringen es im Vergleich dazu auf magere 5387 Aufrufe täglich. Zählt man alle einschlägigen Kanäle der fast zehn Mal größeren US-Armee zusammen, kommen die Videofilmer auf der anderen Seite des großen Teiches auf 29 400 Abrufe pro Tag. Neben der deutschen Militärfilmplattform spielen nur noch die Israelis mit 21 946 Aufrufen täglich in der gleichen Liga. Die Briten (5581 Aufrufe), Frankreich (3690), die Schweiz (569) und Holland (316) liegen weit abgeschlagen dahinter.

Täglich 65 neue Abonnenten des Bundeswehr-Youtube-Kanals

Nachdem die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt wurde, ist die Selbstdarstellung der Truppe noch wichtiger geworden, weil die Nachwuchsgewinnung nicht mehr automatisch funktioniert. Die Bundeswehr ist mit ihrem Youtube-Angebot später gestartet als die meisten anderen Streitkräfte in der Nato. Aber dafür wächst der „Kundenstamm“ dynamischer. Täglich kommen 65 neue Abonnenten des kostenlosen Kanals hinzu, bei den US-Militärs sind es 54, in den französischen Streitkräften 11.

„Die jungen Leute tummeln sich eher im Internet und in den Sozialen Medien, als dass sie Zeitungen oder Magazine lesen. Dem wollten wir mit dem Youtube-Angebot Rechnung tragen“, sagt Frank Pflüger, der im Pressestab des Ministeriums für diesen Teil der Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Um für den filmischen Nachschub sorgen sind bei der Truppe unterdessen schon gut zwanzig Mann abgestellt.

Auch den Vergleich mit populären Markenartiklern muss das Youtube-Angebot der Truppe laut der Statistik des Verteidigungsministeriums nicht scheuen. BMW (41 815 Aufrufe am Tag), Adidas Football (34 583) und die ARD (34 030) liegen vorne. Aber Mercedes Benz (19 685), Spiegel TV (18 726), Audi Deutschland (17 333) VW (12 689) oder den FC Bayern (7760) verweisen die Videofilmer in Uniform auf die Plätze.