Wiedervereinigung vor der Kamera: In „Schmidt & Schwarz“ ergänzen sich Corinna Harfouch und ihr Ex-Mann Michael Gwisdek einfach wunderbar.

Stuttgart - Gut ein Dutzend Mal haben Michael Gwisdek und Corinna Harfouch bereits miteinander gearbeitet. Sieht man von den Produktionen ab, in denen beide nur kleine Rollen gespielt haben oder gar nicht gemeinsam vor der Kamera standen, liegt ihre letzte Zusammenarbeit bereits geraume Zeit zurück: „Das Mambospiel“, Gwisdeks zweite Regiearbeit aus dem Jahr 1998. Dabei führt „Schmidt & Schwarz“ nachdrücklich vor Augen, wie wunderbar diese Schauspieler einander ergänzen. Dass sie über zwanzig Jahre verheiratet waren, erweist sich gerade für diesen Film als günstig: Obwohl sich die Hauptkommissarin Carolin Schwarz und ihr Vorgänger als Leiter der Berliner Mordkommission, Paul Schmidt, erst zu Beginn der Geschichte kennen lernen, benehmen sie sich bald wie ein altes Ehepaar. Außerdem sind sie sich in beruflicher Hinsicht ähnlicher, als es zunächst den Anschein hat: Beide verlassen sich auf ihr Bauchgefühl. Ansonsten aber haben sie nicht viel gemeinsam. Der Chauvi Schmidt scheint all das zu verkörpern, was Schwarz verhasst ist.

 

Das Titelpaar steht derart im Mittelpunkt der Handlung, dass es sich fast verbietet, von einer Krimikomödie zu sprechen. Es gibt zwar eine durchaus ernst zu nehmende Krimiebene, aber die ist immer wieder nur willkommener Vorwand für die Verbalscharmützel zwischen Schmidt und Schwarz. Zwei Männer, die in Sachen Kinderpornografie Dreck am Stecken haben, werden tot aufgefunden. Alle Indizien deuten darauf hin, dass sich Bruni Homann (Steffi Kühnert), die Mutter eines vor Jahren missbrauchten und getöteten Mädchens, an den Mördern ihrer Tochter gerächt hat. Doch Schwarz traut der Faktenlage nicht. Als die Ermittlerin mit ihrem Latein am Ende ist, wendet sie sich schließlich an ihren Vorgänger.

Die Dialogszenen wirken improvisiert

Der Fall ist durchaus interessant und mehr als bloß ein Vehikel für das Geplänkel zwischen Gwisdek und Harfouch. Trotzdem lebt der Film von den Funken, die das Ex-Ehepaar versprüht. Die Dialogszenen wirken wie improvisiert, beruhen aber eins zu eins auf dem Skript, wie die Beteiligten versichern. Autorin ist Gabriela Gwisdek, die zweite Frau des Schauspielers; es ist ihr erstes Drehbuch. Angesichts der vielen überraschenden und gern skurrilen Einfälle folgen hoffentlich noch weitere.

Der Entstehungsprozess des Films verlief nicht reibungslos, wie Michael Gwisdek erzählt – aber gerade darin sah seine Ex-Frau offenbar eine große Chance: „Eines Tages, als wegen des Buchs wieder die Fetzen flogen, kam Corinna zu Besuch und fand an dem Arbeitsvorgang Gefallen. Für Gabriela begann die Zeit des Leidens, da sie nun zwei Rollenwünsche zu berücksichtigen hatte.“ Da ahnte das Trio nicht, dass die Probleme noch gar nicht richtig begonnen hatten, denn den Produzenten schwebte eine ganz anderer Art von Film vor. Die Gwisdeks stiegen aus, ließen sich aber mit einem Kompromissvorschlag zur Rückkehr bewegen. Trotzdem ist der Schauspieler mit dem Ergebnis unzufrieden, selbst wenn er nicht ausschließt, dass die entstandene Version womöglich die bessere ist.

Gwisdek will nicht nur die Rolle des Opas spielen

Umgesetzt hat das Drehbuch Jan Ruzicka („Die Frau des Frisörs“), ein Regisseur, der seine Darsteller immer wieder zu herausragenden Leistungen führt und Geschichten gern gegen den Genrestrich inszeniert. Auch für diesen Film findet er eine eigene Tonart, wovon vor allem Gwisdek profitiert. Der siebzigjährige Berliner hatte sich vor einigen Jahren darüber beschwert, dass ihm nur noch Rollen angeboten würden, „in denen ich eines natürlichen Todes sterbe.“ Er räumt zwar ein, dass ihm auch die Rentner-Figuren großen Spaß machen, „aber die kann ich später immer noch spielen, das wird ja sogar noch authentischer. Für die Rollen von James Dean dagegen habe ich nur noch begrenzt Zeit.“ Im amerikanischen Kino sei es selbstverständlich, „dass jemand wie Clint Eastwood keine Opas spielen muss.“