Kinder ziehen immer, hat sich das ZDF gedacht und die Schweiger-Tochter Emma am Samstag zur Co-Moderatorin von Johannes B. Kerner gemacht: „Das Spiel beginnt“ – und weist auf ein großes kreatives Vakuum beim Mainzer Sender hin.

Stuttgart - Haben Sie das auch gehört? Diesen Aufschrei der Erleichterung, der Samstagnacht ganz Deutschland aus einer Art Schockstarre erlöste: „Aus! Aus! Das Spiel ist Aus!“

 

Dabei hieß die Show „Das Spiel beginnt“, aber was heißt hier Show? Drei Stunden hatte das ZDF sein Publikum auf dem Sendeplatz von „Wetten, dass . . ?“ genötigt, den üblichen Verdächtigen wie Veronica Ferres, dem ZDF-Bergdoktor Hans Sigl, Kostja Ullmann und dem Komiker Bülent Ceylan dabei zuzuschauen, wie sie das machten, was man früher selber so gemacht hat. Nämlich Spiele spielen wie „Memory“, „Vier gewinnt“, „Halli Galli“.

Ihr Job: Spielergebnisse apportieren

Die Idee für „Das Spiel beginnt“ klang schon auf dem Papier nicht besonders originell. Darum hatte der Sender dem Moderator Johannes B. Kerner mit der erst zwölfjährigen Tochter von Til Schweiger, Emma Schweiger, eine junge Kollegin an die Seite gestellt, deren Sympathiewerte die von neugeborenen Kätzchen locker toppte. Doch ach, Emma stand wie bestellt und nicht abgeholt auf der Bühne herum. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wusste sie selber nicht so recht, was sie dort verloren hatte. Zu behaupten, Kerner begegnete ihr, dem Star aus Kino-Blockbustern wie „Keinohrhase“ oder „Honig im Kopf“ auf Augenhöhe, wäre ein Euphemismus. Emma Schweiger durfte lediglich die Gäste begrüßen, gelegentlich würfeln oder auf Zuruf Spielergebnisse apportieren. Das war‘s.

Moment mal, aber warum dann überhaupt Emma?

Die Diskussion darüber war das eigentlich Spannende an der Show: Wer denn diese Emma eigentlich sei und ob das sein könne, dass die jüngste Tochter des Erfolgsregisseurs Til Schweiger jetzt auch noch die kränkelnde Samstag-Abendunterhaltung retten müsse. Wo Emma doch in Interviews angedeutet hat, dass ihr der Rummel um sie langsam über den Kopf wachse. Dass es sie nerve, immer Interviews geben zu müssen und ein Job als Chirurgin oder Fotografin eigentlich viel besser zu ihr passe: „Ich möchte in Zukunft unerkannt sein“, sagte sie und stimmte das alte Lied von den Leiden der Kinderstars an.

Bei Twitter hagelt es Häme

Im Zusammenhang mit dem Schweiger-Clan bekommt das Lied freilich einen merkwürdigen Beiklang. Ein Vater, der sich als Vorkämpfer für Kinderrechte profiliert, aber die eigenen Schützlinge in allen seinen Produktionen ins Rampenlicht schiebt? Und der seine jüngste Tochter jetzt auch noch für ein fragwürdiges Experiment an das ZDF ausleiht? Wie passt denn das zusammen? Eine Vermutung sei gewagt: Die Aufregung darüber war einkalkuliert und Teil der PR. Denn lieber eine Show, die im Vorfeld polarisiert, als eine, über die keiner spricht.

Kinder als Hoffnungsträger der TV-Unterhaltung liegen tatsächlich gerade im Trend. Warum aber geht das Kalkül in anderen Shows wie „Klein gegen Groß“ mit Kai Pflaume auf, jetzt bei Kerner aber nicht? Nun, der Unterhaltungswert von Menschen, die Memorykarten umdrehen oder Stäbe aus einem Mikado-Stapel ziehen, ist beschränkt – und wird auch nicht größer dadurch, dass Kinder gegen Prominente antreten. Ebenso gut könnte man Oma und Opa dabei zuschauen, wie sie Kreuzworträtsel lösen. Und darauf hatte der Großteil des Publikums offensichtlich keine Lust. Das Feedback auf Twitter war vernichtend. Kein nettes Wort, nirgends. Und ein Zuschauer verstieg sich gar zur Äußerung, die Show sei das beste Argument, doch keine Kinder zu bekommen.

Wie groß das kreative Vakuum beim ZDF ist, zeigt ein Blick auf den April. Dann moderiert Johannes B. Kerner die Show „Das große Schlüpfen“. Das Publikum darf dabei Katzenhaien oder Riesenschildkröten dabei zuschauen, wie sie Eier ausbrüten. Die Sendung läuft am 1. April. Und ist doch kein Scherz. Eher ein Schmerz.