Familie/Bildung/Soziales: Lisa Welzhofer (wel)

Denn auch in den Köpfen hat ein Klimawandel stattgefunden: Dass Mütter schnell wieder an den Schreibtisch zurück kehren wollen und können, ist – auch für die Arbeitgeber – fast schon Normalität geworden. Natürlich gibt es auch die andere Seite: Es gibt die Großmütter, (männlichen) Kollegen oder auch gleichaltrigen Mütter, die Frauen unaufgefordert erklären, für sie wäre es auf keinen Fall in Frage gekommen, ihr Kind mit einem Jahr von „fremden Menschen“ betreuen zu lassen. Es gibt die Diskussion unter Fachleuten, wie lange ein Kind optimalerweise nur von den Eltern betreut wird. Und es gibt die Arbeitgeber, die Frauen den Wiedereinstieg schwer machen, sie in Teilzeit ohne Aufstockungsmöglichkeiten aufs karrieretechnische Abstellgleis stellen. Aber allein die Entscheidungsfreiheit zu haben, wieder arbeiten zu können, nimmt Druck von jungen Eltern.

 

Flexible Arbeitszeitmodelle

Wer will, dass das Ja zum Kind noch lauter wird, der muss also weiter in den Ausbau guter Kindertagesbetreuung investieren, der muss Ganztagsschulen und Hortplätze schaffen und diese Angebote kostenlos für alle machen. Und der muss es Eltern ermöglichen, flexible Arbeitszeitmodelle zu wählen, wie es derzeit die Familienministerin Manuela Schwesig plant.

Die Sicht auf Mutter- und Vaterschaft in Deutschland ändert sich fortlaufend. Dass das überkommene, noch aus der Nazizeit stammende Familienbild mit klarer Rollenverteilung abgelöst wird, und über die Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Männer und Frauen gleichermaßen diskutiert wird, hat durchaus mit den familienpolitischen Instrumenten zu tun, die vor zehn Jahren beschlossen wurden. Es ist eine langsame Entwicklung hin zu pluralen Familienmodellen, die einer hochgradig individualisierten Gesellschaft angemessen sind und die auf längere Sicht sogar zu mehr Kindern führen könnten. Wenn in diesem Prozess auch mal ein etwas absurd anmutender Schlagabtausch darüber geführt wird, ob man mit dem Elterngeld gemeinsam Urlaub machen darf oder nicht, dann ist das ein gutes Zeichen. Denn es ist ein Zeichen dafür, dass sich etwas bewegt.