Fünf Sozialpädagogen arbeiten mit 16 Kindern an einer guten Zukunft: Das Credo: es muss sich in den Familien etwas ändern, damit sich etwas ändert.

Leonberg - Kidz steht für „Kinder- und Jugendhilfezentrum“ des Waldhauses Hildrizhausen, einer der größten Träger der Jugendhilfe im Kreis Böblingen mit vielen Standorten, einer davon in Leonberg. Kidz: der Name ist Programm, denn hier werden in der Regel 16 Kinder und Jugendliche begleitet, aber auch ihre Eltern, die in belastenden Situationen leben und eine besondere Förderung brauchen. Die Kinder sind zwischen sechs und 14 Jahren alt. Das Angebot gehört zu den teilstationären Hilfen zur Erziehung – und das nun schon seit zehn Jahren.

 

Lesen Sie aus unserem Angebot: Raum und Platz für Jugendlche in Leonberg

Für das fünfköpfige Team der Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen ist das ein Grund gewesen, Rückschau zu halten und mit den Kindern, ihren Familien und Gästen im Hof in der Distelfeldstraße zu feiern. Vor zehn Jahren gab es seitens des Waldhauses in Leonberg soziale Gruppenarbeit mit acht Plätzen – geleitet von Sonja Achenbach. In Warmbronn bestand eine Tagesgruppe des Vereins für Jugendhilfe – betreut von Michael Toniolo. Der war auch bis zum zehnten Geburtstag von Kidz dabei und ist jetzt im Kinderhaus Zuffenhausen tätig.

Schwierigkeiten in Schule und Elternhaus

„Vernetzt waren die schon vorher, und so kam der Gedanke auf, sie zusammenzuführen und so das Angebot breiter aufzustellen“, sagt Annette Leitner-Sautter, Bereichsleiterin für ambulante erzieherische Hilfen beim Waldhaus Hildrizhausen, im Rückblick. Weil das Waldhaus an der Distelfeldstraße das Gebäude und die notwendigen Freiflächen bieten konnte, wurde das Kinder- und Jugendhilfezentrum hier angesiedelt, geleitet von Sonja Achenbach. Dem Kidz-Team gehören noch die Sozialpädagoginnen Marion Hackl, Nina Stano und Maike Kümmerle an.

Das Waldhaus ist als Jugendhilfeeinrichtung der Träger des Kidz. Betreut werden hier Kinder, die Schwierigkeiten im sozialen Miteinander haben. Sie sind hier, weil das Jugendamt entschieden hat, dass ein Aufenthalt im Kidz sinnvoll ist. Die Kinder haben Entwicklungsverzögerungen, Schwierigkeiten in der Schule oder in der Familie. Das Böblinger Kreisjugendamt finanziert daher auch das Kinder- und Jugendhilfezentrum. Hilfe bei den Hausaufgaben ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit im Kidz. Die Kinder gehen nämlich auf reguläre Schulen und verbringen dann den Nachmittag hier.

Nach zwei Jahren endet die Betreuung

Es gibt auch Mittagessen und besonders wichtig: Die Kinder und Jugendlichen nehmen oft zum ersten Mal an einem geregelten Tagesablauf teil – für viele etwas völlig Neues. Was den meisten Spaß macht: Es wird viel gemeinsam unternommen.

Funktionieren kann die Betreuung nur, wenn auch die Eltern mitmachen und davon überzeugt sind. Etwa alle sechs Wochen gibt es ein Elterngespräch, die Eltern hospitieren im Kidz. Das Credo: Es kann sich nur etwas ändern, wenn sich in den Familien was ändert. Durchschnittlich zwei Jahre bleiben die Kinder und Jugendliche in der Kidz-Betreuung. Dann ist es an den Familien, einen Weg zu finden, wie sie selbst zurechtkommen.

Kein Ersatzdomizil für Jugendwohngruppe

„Es ist ein Haus für Kinder und ihre Eltern, in dem mit viel Herzblut gute Arbeit geleistet wird“, ist Hans Artschwager, der Waldhaus-Geschäftsführer, voll des Lobes. In das schließt er auch Helmut Noë ein, den ehemaligen Leonberger Ersten Bürgermeister, der sich dafür eingesetzt hat, dass das Gebäude des einstigen Kreisvermessungsamtes der Jugendarbeit zugute kommt.

Dabei bedauert Artschwager, dass das Waldhaus den Eichenhof in Eltingen aufgeben muss, der von der Jugendhilfe als Außenwohngruppe genutzt wird, um Jungen und Mädchen ab einem Alter von zehn Jahren ein neues, verlässliches Zuhause zu bieten. Eine Immobilie in Leonberg war bisher nicht zu finden.

Der Bedarf an Jugendhilfe ist groß

„Das Kidz ist eine Perle der Kinder- und Jugendhilfe im Landkreis, alles passt, das Team, das Gebäude, die Umgebung“, sagt Wolfgang Trede, der Leiter des Kreisjugendamtes. Hier werde ein gutes zweites Zuhause für die Kinder geboten, das auch von den Eltern mitgetragen wird. Die Arbeit hier, wie das dreijährige Beteiligungsprojekt, das die Kinder und Eltern zu mehr aktiver Beteiligung am Hilfeprozess animieren soll, habe Vorbildcharakter und Strahlkraft in die Jugendarbeit im gesamten Landkreis, erläuterte Trede. „Der Bedarf ist groß und wir überlegen, etwas zu ergänzen, aber es darf nicht so groß werden, dass es unübersichtlich wird“, wirft Trede einen Blick in die Zukunft.