Beim Zeltcafé toben sich die Veranstalter seit 25 Jahren kreativ aus, was Bespaßung und Bewirtung der Gäste angeht. Eine Konstante dabei ist die zelebrierte Ablehnung des Bier-Saft-Gemisches.

Ditzingen - Nein, es ist kein Kommafehler auf dem Preisschild: Ein Bananenweizen kostet beim Zeltcafé in Ditzingen 20,16 Euro. Wer es dennoch bestellt, bekommt es „creamy“ oder „crunchy“ serviert, also mit pürierter Banane oder mit ganzen Bananenstücken. Dazu gibt es obendrein Applaus vom Barteam und eine ganze Banane wird als Krönung per Seilzug ins Weizenglas hinabgefahren. „Wir machen uns einfach einen Spaß draus, so blöde Ideen gefallen den Leuten“, sagt Thomas König, der seit 23 Jahren beim Verein Zeltcafé dabei ist.

 

Ursprünglich von Jugendlichen gegründet, um die veranstaltungsarme Zeit während der Sommerferien ein wenig zu beleben, ist das Zeltcafé längst zu einer festen Institution in der Stadt geworden, zu dem selbst ehemalige Ditzinger während ihres Urlaubs zu Besuch kommen.

Locker, experimentierfreudig und bodenständig

Der skurril hohe Preis für das Bier-Saft-Gemisch ist fast so alt wie die mehrtägige Kulturveranstaltung auf dem Festplatz in der Glemsaue selbst. Thomas König erklärt, wie es dazu kam: „Am Anfang des Zeltcafés hatten wir noch kein Weizen vom Fass. Wenn also jemand ein Bananenweizen bestellt hat, mussten wir immer ein bisschen was vom Weizen wegschütten. Darauf hatten wir keine Lust.“ Nach einer kurzen Kunstpause legt er mit persönlicher Erfahrung nach: „Dazu kommt, dass es einfach sau-ekelhaft schmeckt.“

Locker, experimentierfreudig und dennoch bodenständig: So könnte man die Herangehensweise der Veranstalter des Zeltcafés beschreiben. Dass das Zeltcafé keine durchkommerzialisierte 08/15-Massenveranstaltung ist, merkt der Besucher sofort. Neben dem Bananenweizen-Witz gibt es auch eine Spätzleschlacht – nein, es wird nicht mit Essen geworfen. Früher gab es ein sogenanntes Maultaschen-Massaker, und in diesem Jahr hat man sich auch an einem Garten der Biere versucht: Dabei standen, in Kübeln verstaut und mit Schildern versehen, mehrere Kästen mit unterschiedlichen Sorten Bier neben Blumen und Büschen. „Wir toben uns eben kreativ aus“, sagt Birgit Schwinge vom Organisationsteam. Knapp 30 aktive Vereinsmitglieder, 20 bis 40 Jahre alt, bringen immer neue Ideen für die Kulturveranstaltung ein.

Mischung aus Lesungen und Musik

Bewährt habe sich die Mischung aus Lesungen und Vorträgen unter der Woche und Musik am Wochenende, sagt Schwinge. So hätten in diesem Jahr der Kabarettist Klaus Birk sowie der Reisebericht von Paul Hoepner, der mit seinem Bruder Hansen von Berlin nach Shanghai geradelt ist, jeweils etwa 130 Leute angezogen. Am Wochenende kommen dann auch mal bis zu 500 Gäste. Bei der Spätzleschlacht wurden 950 Portionen verkauft. „Wir sind auch in diesem Jahr gut besucht und können uns nicht beklagen“, sagt Schwinge. Das liege aber mit daran, dass das Wetter in diesem Jahr gut mitgespielt habe.

Dass das Zeltcafé immer zeitgleich zum Schäferlauf in Markgröningen stattfinde, schade der Ditzinger Veranstaltung nicht. „Da kommen wir uns gar nicht in die Quere“, sagt Birgit Schwinge.

Weil sich das Konzept bewährt hat, will man nicht viel ändern. Zum 25-Jährigen gab es dieses Jahr zum ersten Mal ein Pils mit eigenem Zeltcafé-Etikett. Und eine Geburtstagsfeier mit Gratiskuchen und 90er-Jahre-Musik. Am Sonntag, als die Zeltcafé-Vereinsmitglieder bereits mit dem Abbauen beschäftigt sind, bilanziert Schwinge zufrieden die Besucherzahlen: „Am Freitag und am Samstag hatten wir sehr viele Gäste. Das lief optimal“, sagt sie. Und das Bananenweizen hätten in diesem Jahr vier Personen bestellt – Rekord!