Die Allianz gibt zwei Standorte in der Innenstadt auf und baut neu auf seinem Sportgelände in Vaihingen. Beim dort beheimateten Sportverein ist man ebenso überrascht wie im Bezirksrathaus.

Stuttgart - Der Versicherer Allianz Deutschland AG will seine Hauptverwaltung mit 4000 Beschäftigten aus der Innenstadt auf die Filder verlegen. Für die Allianz-City im Vaihinger Gewerbegebiet werden die angemieteten Standorte an der Reinsburgstraße – dort befindet sich eine von zwei Hauptverwaltungen der Allianz Deutschland und die Lebensversicherung – sowie an der Uhlandstraße (Schadensregulierung, Kundenbetreuung) aufgegeben. Eine Sanierung wurde verworfen.

 

Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) sowie eine Allianzsprecherin haben den Plan auf StZ-Anfrage bestätigt. Seit Jahresende sei man auf der Suche nach einem geeigneten Standort gewesen, erst dieser Tage habe sich die Rathausspitze mit dem Unternehmen auf Vaihingen verständigt, so Pätzold. In vier Jahren sollen die Gebäude fertig sein. Ende März werde die Verwaltung das Projekt im Technischen Ausschuss vorstellen und beantragen, den Bebauungsplan und den Flächennutzungsplan zu ändern.

Das Unternehmen will dem Gemeinderat nicht vorgreifen

Die Allianz bestätigte „Vorgespräche mit der Stadtspitze über einen zentralen Neubau in Vaihingen“. Man befinde sich in einem sehr frühen Stadium, wolle dem Gemeinderat nicht vorgreifen, würde es aber begrüßen, wenn es grünes Licht gebe. Der Umzug sei die beste Lösung für die Belegschaft. Stuttgart sei ein wichtiger Standort und solle es bleiben. Die Unternehmenssprecherin bestätigte zudem StZ-Informationen, wonach die Zentrale auf dem vom Sportverein TSV Georgii Allianz genutzten Gelände erstellt werden soll, das sich im Eigentum des Unternehmens befindet. Es ist rund 45 000 Quadratmeter groß.

Vaihingens Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt hat sich davon überrascht gezeigt: „Davon höre ich zum ersten Mal.“ Auch Klaus Müller, Vorsitzender des 1100 Mitglieder starken Sportvereins, auf dessen Fußball-, Tennisplätzen und Beachvolleyballfeldern die neue Allianz-City entstehen wird, war von der Nachricht so beeindruckt, dass er über die Zukunft des Klubs keine Aussage machen konnte. Das Unternehmen erklärte, der „Betriebssport“ bleibe erhalten, derzeit arbeite man an einem Konzept, „um das Sportangebot für die Mitarbeiter nach einer möglichen Umwidmung des Sportplatzes sogar noch auszubauen“. Allerdings ist nur noch eine überschaubare Zahl von Vereinsmitgliedern beim Versicherer angestellt.

Die Stadt will die Allianz unbedingt halten

Bürgermeister Pätzold sagt, das Unternehmen plane mit 100 000 Quadratmeter Bürogeschossfläche, das sind 14 000 weniger als etwa die der Neubau der EnBW-City im Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost umfasst; allerdings soll eine dreiteilige Sporthalle integriert werden. Die neue Zentrale von Ernst & Young am Flughafen hat 57 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Sie befindet sich jenseits der Stadtgrenze; einen weiteren Aderlass habe die Stadt unbedingt verhindern wollen, sagt Pätzold. Die Allianz AG gehört trotz der Bildung einer Organschaft, wodurch sich die Gewerbesteuerzahlungen an die Stadt reduziert haben, weiter zu den Unternehmen, die die kommunale Einnahmeseite maßgeblich positiv beeinflussen.

Verwaltung und Unternehmen hatten weitere Standorte auf Tauglichkeit überprüft. Dazu soll das Nordbahnhofgebiet gezählt haben, bekanntlich muss wegen des Veranstaltungsbetriebs in den Wagenhallen ein Gebäuderiegel die Wohnbebauung im Rosensteinviertel vor nächtlichem Lärm schützen. Diese Fläche sei, so Pätzold, aber ebenso zu gering dimensioniert sein wie das Aurelis-Gelände am Vaihinger Bahnhof. Im Fokus ist das lang gezogene Areal entlang der Gleise dennoch: Es befindet sich in fußläufiger Entfernung zur Allianz-City, die gut an den Nahverkehr angebunden sein wird. OB Fritz Kuhn (Grüne) hat die Versicherer an den zu erwartenden Planungsgewinn erinnert und gebeten, über einen Kauf nachzudenken. Die Fläche soll zum Park werden. Die Allianz teilte mit: „Diese Idee finden wir gut.“