Die Stuttgarter Indie-Electropop-Band Zimmer90 veröffentlicht am Freitag ihre erste EP "Fall Back". Wir haben sie vorab zum Newcomer-Check via Zoom getroffen und unter anderem über Jam-Sessions und den Subkultur-Mangel in Stuttgart gesprochen.

Stadtkind: Laura Müller-Sixer (six)

Stuttgart – Joscha Becker (Gesang, Keys), Michael Schoett (Drums) und Finn Gronemeyer (Bass, Keys) laden in ihr Zimmer90 ein. Damit beschreiben sie viel mehr ein Gefühl als einen real existierenden Raum. Es ist der Vibe, in welchen die Hörer:innen abtauchen sollen. Dreamy Electro-Indie-Pop, melancholisch, aber macht Spaß. Mal langsamer, mal schneller, geht es natürlich vorwiegend, wie soll es auch anders sein, um Gefühle, Gedanken, Liebe. Solche Dinge halt. Wir kennen es doch alle.

 

Während Finn und Michi auf einer Schule waren, kannte man Joscha locker über gemeinsame Freundeskreise. Und wie es eben so läuft, kreuzen sich die Wege im Kessel dann doch. "Wir hatten bei dem gleichen Klavierlehrer Unterricht und so ist am Ende die eigentliche Connection entstanden", erinnert sich Finn. Irgendwann habe man sich zu dritt zur Jam-Session getroffen und direkt einen Song geschrieben. "Es hat einfach gepasst. Außerdem wollte ich schon immer eine Band gründen", lacht Joscha.

Das war Ende 2017. Sie erinnern sich zurück: "Unser erstes Konzert haben wir zu Hause bei einem Kumpel gespielt." Es folgten auch Gigs in Locations wie dem Galao oder Mata Hari. "So richtig Musik released haben wir aber erst im vergangenen Jahr. Ich glaube "Movin'" war so der eigentliche Startschuss für uns." Ein Startschuss mit Anlaufschwierigkeiten – ja sorry niemand will es mehr hören, aber dann kam Corona.

EP "Fall Back": "Unsere Musik soll nicht verkopft sein"

Wie viele andere Musiker:innen spielten die Jungs 2020 einige Livestreams und schlossen sich im Studio ein, um neue Musik zu produzieren. Entstanden ist die EP "Fall Back" mit den fünf Songs "Fall Back", "Now Or Never", "Sometimes", "Baby" und "Lost In Thoughts", "die sich im Stil echt unterscheiden, aber am Ende einfach gut ineinandergreifen", so Joscha. Die meisten Songs entstehen gemeinsam, jeder bringt Ideen mit, man tauscht sich aus, probiert Neues oder eben das, worauf man gerade Bock hat. Finn ergänzt: „Intuition ist uns besonders wichtig. Unsere Musik soll nicht verkopft sein. Wir nehmen die Instrumente einfach in die Hand und schauen, was passiert.“

Es fehlt Stuttgart an Räumen für Musiker:innen und Subkultur

Joscha, Michi und Finn sind "aus" Stuttgart, also nicht "bei", sondern "born and raised". Für die lokale Musikszene wünschen sich die drei 22-Jährigen mehr Vielfalt, mehr Raum, mehr frischen Wind: "Es braucht mehr neue Bands, unbedingt! Unser Eindruck ist, dass die Stuttgarter Musikszene lebendiger sein könnte. Klar, gerade leben wir in verrückten Zeiten, aber es fehlt einfach an einer Gemeinschaft. Es sollte viel mehr offene Bühnen für Newcomer und Menschen geben, die Musik machen wollen. Das kulturelle Leben braucht mehr Platz in der Stadt."

Joscha stimmt zu: "Es müssen mehr Orte geschaffen werden, an denen Bands spielen können. Aber nicht nur einmal im Monat, sondern mehrmals die Woche. Einfach mehr Subkultur. Man sieht davon so wenig in Stuttgart.“

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