Die S-Bahnen stehen still, doch das Chaos an den Bahnhöfen in Stuttgart ist ausgeblieben. Nur wenige Fahrgäste sind am Dienstagabend vom Streik der Lokführer kalt erwischt worden.

Stuttgart - Das Chaos am Hauptbahnhof in Stuttgart ist ausgeblieben. Nur wenige Fahrgäste sind am Dienstagabend vom Bahnstreik überrascht worden. Eine Bahn-Mitarbeiterin sagte gegenüber der Stuttgarter Zeitung, dass viele Fahrgäste bereits am Nachmittag ihre Fahrkarten auf frühere Züge umgebucht hätten. Eine andere Mitarbeiterin sagt: "Es sind überraschend wenige Fahrgäste vom Streik überrumpelt worden."

 

Kalt erwischt hat der Streik allerdings den US-Amerikaner Richard Okeson aus Minnesota. Er hatte mit seiner Frau und seiner Tochter zwei Wochen Urlaub in Deutschland gemacht und ist auf dem Weg von Füssen nach Amsterdam in Stuttgart gestrandet. "Wir haben versucht, hier im Hotel unterzukommen, aber es ist alles ausgebucht", erzählt er. Der Plan, irgendwie nach Mannheim zu kommen und dort zu übernachten, dürfte allerdings gerade noch aufgegangen sein: einige wenige Züge fuhren auch noch kurz nach Streikbeginn. Die S-Bahnen beendeten ihre Route, wenn sie vor Streikbeginn den Startbahnhof verlassen hatte. Nach Angaben eines Zugführers haben die Züge auch unterwegs Passagiere an den Bahnhöfen aufgenommen.

Bundespolizei bezeichnet Streikzeitpunkt als "sehr unglücklich"

Glück hatten auch Stephanie Grau und Jessica Schwarz aus Albstadt. Trotz der Streik-Ankündigung haben sie sich einen Besuch auf dem Cannstatter Volksfest nicht nehmen lassen. Auch nach 21 Uhr haben sie noch einen Zug nach Hause erwischt. Einen Notfallplan hatten sie sich aber vorher zurechtgelegt: "Dann hätte uns mein Mann abgeholt", sagt Jennifer Schwarz.

Auch am S-Bahnhof in Bad Cannstatt war die Lage entspannt. Die Polizei sperrte dort aus Sicherheitsgründen die Zugänge zum Bahnsteig gegen 21.40 Uhr ab, nachdem die letzten Züge durchgefahren waren. Die Ankündigung zum Streik kam auch für die Bundespolizei überraschend. Ein Sprecher sagte gegenüber der Stuttgarter Zeitung, dass es „sehr unglücklich“ sei, ausgerechnet zur Volksfestzeit zu streiken. Die GDL hatte die Mitglieder im Tarifstreit mit der Bahn am Dienstagmorgen zu einem bundesweiten und flächendeckenden Streik von Dienstagabend 21 Uhr bis Mittwochmorgen 6 Uhr aufgerufen.