Das Vorhaben wurde abgespeckt, das Gebäude soll saniert und interimsweise genutzt werden. Die Arbeitsgruppe Neckarvorstadt kümmert sich seit 2016 und auch weiterhin um die Belange der Neckarvorstadt. Diese trifft sich alle 14 Tage mittwochs und 18.30 Uhr in der Caritas-Einrichtung, Brückenstraße 21, und ist auch im Arbeitskreis Neckarvorstadt aktiv.
Zehn Personen als harter Kern
Zehn Personen gehören zum „harten Kern“. Und trotz Corona sei der Zulauf gut, sagt Isabelle Riedlinger vom Caritasverband, die mit Anika Baumeister die Gruppe betreut. „Es gibt viele Ideen und Projekte.“ Das jüngste Projekt war die Ausschreibung des Grünoasen-Wettbewerbs, bei dem die verborgenen Schönheiten des Stadtteils gezeigt werden sollten. Im April wurden die Bewohnerinnen und Bewohner aufgerufen, die versteckten Idylle ans Tageslicht zu bringen. 20 Beiträge mit Fotos und Begleittexten gingen ein, die Jury hatte keine leichte Aufgabe. Bei der Preisverleihung lobte der Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler die Arbeit der Arbeitsgruppe und deren unermüdlichen Einsatz für die Neckarvorstadt, die sich in etwa zwischen der Pragstraße, dem Müllheizkraftwerk, der Neckartalstraße und der Haldenstraße befindet.
Die nächste Aktion: In der Filiale der Volksbank an der Brückenstraße ist eine Ausstellung und ein öffentliches Bücher-Tausch-Regal geplant. Beim Brückenfest, an dem die Wilhelmsbrücke für den Verkehr gesperrt war, war die Arbeitsgruppe vertreten. Mit Infoständen wird Kontakt zur Bürgerschaft gesucht. Über den Bürgerhaushalt werden Vorschläge eingereicht und auf Anliegen aufmerksam gemacht. Das Thema Müll ist ebenso ein Dauerbrenner. Die Arbeitsgruppe ist gut vernetzt, versucht Einfluss zu nehmen.
Langfristige Projekte im Blick
Es geht darum, das Quartier attraktiver zu machen, aufzuwerten und die Infrastruktur zu verbessern. Es fehlt an Einkaufsmöglichkeiten für Waren für den täglichen Bedarf. Es gibt seit Jahren keine Läden, keinen Bäcker. Das Quartier stand nicht immer im Fokus der Stadtplanung und wurde eher stiefmütterlich behandelt. Eine Bürgerinitiative Neckarvorstadt hatte sich in den 1990er Jahren bereits dafür eingesetzt, das Image des Stadtteils zu verbessern. Während sich der Hallschlag durch das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt enorm gewandelt und positiv entwickelt hat, besteht in der Neckarvorstadt Handlungsbedarf. Verkehr, fehlende öffentliche Grünflächen und Treffpunkte, der Wunsch nach einem Bürgerhaus und eine bessere Anbindung an den Neckar – die Liste ist lang.
Durch den Rosensteintunnel, der in diesem Herbst in Betrieb geht, kommt Bewegung in die Neckarvorstadt. Denn in Zukunft soll weniger Verkehr über die Prag- und angrenzende Straßen fließen. Die Arbeitsgruppe bereitet sich schon länger darauf vor, ist mit der Stadt in Kontakt, hat Ideen vorgebracht, sich an Treffen beteiligt. „Es läuft viel Lobbyarbeit im Hintergrund“, berichtet die Sozialwissenschaftlerin Riedlinger. „Da hoffen wir auf eine Aufwertung.“ Es gibt aber auch die Befürchtung, dass durch eine Verkehrsberuhigung und bessere Anbindung an den Neckar Investoren angelockt werden, was dann zu steigenden Mieten im Quartier führt. Dem müsste die Stadt über eine Erhaltungssatzung einen Riegel vorschieben. „Die Stadt hat Möglichkeiten.“ Ideal wäre, so Riedlinger, eine Aufnahme in das Projekt Soziale Stadt. Ein erster Schritt ist erfolgt. Laut Gemeinderatsbeschluss soll die Neckarvorstadt Sanierungsgebiet werden. Da könne viel gemacht werden. Der Arbeitsgruppe mangelt es nicht an Ideen, die Kreativität und das Engagement sind groß, ebenso die Ausdauer. „Jeder bringt seine Stärken ein.“
Noch viele Ideen
Jetzt soll zunächst geprüft werden, wie viele Defibrillatoren es in der Neckarvorstadt gibt, über Hofflohmärkte die Nachbarschaft zusammengebracht werden. Diese ist sehr bunt und unterschiedlich. „Die breite Bevölkerung erreichen wir nicht“, sagt Riedlinger, die mit ihrer Kollegin die Arbeitsgruppe koordiniert, Rahmen setzt und Aufgaben verteilt. Man hofft aber insgesamt auf eine möglichst große Bereitschaft der mehr als 4000 Bewohner im Quartier, sich in das Gemeinwesen einzubringen.