Stuttgart - War sein Konter auf die brachial vorgebrachten Vorwürfe von Thomas Hitzlsperger am Silvestertag im weitesten Sinne noch eine Verteidigungsrede gewesen, hat nun auch Claus Vogt endgültig in den Angriffsmodus geschaltet. Weil er in den eigenen Reihen fast nur noch erbitterte Gegner statt Unterstützer sieht. Und weil er fürchten muss, vom Vereinsbeirat erst gar nicht als Kandidat für die angestrebte Wiederwahl aufgestellt zu werden. So wurde der bis dahin zwar involvierte, aber stille Beobachter des eskalierenden Machtkampfes beim VfB Stuttgart zum dröhnenden Akteur.
Das darf nicht verwundern, glaubt man seiner Beschreibung des Binnenklimas in den Gremien des VfB Stuttgart. Von Druck und Drohungen ist da die Rede – unvorstellbar für einen Club, der sich vor nicht allzu langer Zeit als „VfB-Familie“ darzustellen versuchte. Einige Amtsträger treten demnach die Werte, die sie propagieren, mit Füßen. Und sollte all das stimmen, kämen beim VfB viele Personen in noch akutere Erklärungsnot, als es bisher schon der Fall war. Bereits jetzt ist zu konstatieren: ein Club zerlegt sich derzeit selbst – in einer Konsequenz, die sich jeder Trainer von seinem Abwehrspieler im Zweikampf wünscht.
Es droht ein Horrorfilm mit Überlänge
Konsequent ist aus Vogts Sicht auch seine Weigerung, zur Mitgliederversammlung am 18. März zu laden. Keine Ergebnisse in der Untersuchung der Datenaffäre, keine Kandidaten für die Präsidentenwahl, keine Lösungsansätze in der größten Krise des Vereins – die offenen Fragen sind zu zahlreich und brisant, als dass schon jetzt feststehen könnte, dass in gerade einmal sieben Wochen eine Frage geklärt wird, die den Verein derzeit zerreißt. Andererseits: Bei einer Verlegung der Versammlung in den Herbst wird die aktuelle Lage des VfB zum Horrorfilm mit Überlänge. Und mit dem Wunsch nach einer Präsenzveranstaltung agiert der amtierende und von den Mitgliedern gewählte Präsident auch im ureigensten Interesse. Über allem steht nach dem Statement seiner Präsidiumsmitglieder aber ohnehin die Frage: Darf Vogt das überhaupt? Schließlich gebe es ja einen Beschluss zugunsten des 18. März, den auch Vogt mitgefasst hatte.
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Ob nun März, Juli oder September – der Verein steht vor einem Scherbenhaufen, seine Zukunft ist unklarer, der Streit erbitterter denn je. Sicher ist seit Mittwoch nur eines: Nach Thomas Hitzlsperger setzt nun auch Claus Vogt alles auf eine Karte.