Zum Tod des Kleinbottwarer Winzers Trauer um Weinpionier Michael Graf Adelmann

Michael Graf Adelmann ist nach schwerer Krankheit friedlich eingeschlafen. Foto: Werner Kuhnle

Er war Weinmacher aus Leidenschaft und lagerte seine Rotweine bereits im Barrique, lange, bevor das in Deutschland gern gesehen wurde. Michael Graf Adelmann ist im Alter von 76 Jahren gestorben.

Ludwigsburg: Karin Götz (kaz)

Er war ein ganz besonderer Mensch. Charmant, weltoffen, humorvoll, ein Gentleman der alten Schule, ein Mann mit Format, mit Entscheidungsmut und dazuhin ein exzellenter Botschafter des württembergischen Weines. Michael Graf Adelmann ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Er hinterlässt eine große Lücke – weit über das Bottwartal hinaus.

 

Die Gesundheit hatte ihn in den vergangenen Jahren immer wieder im Stich gelassen. Seinen 70. Geburtstag verbrachte der Kleinbottwarer Weinmacher nicht bei einem rauschenden Fest auf Burg Schaubeck, sondern nach einer Hüft-OP in einer Reha. Was ihn nicht grämte. Der Geburtstag sagte Adelmann damals, sei – je älter man werde – immer unwichtiger. Man schaue zurück, doch der Tag an sich sei sekundär.

Trauerfeier im Januar

Im Juli 2023 wurde Michael Graf Adelmann schwer krank. Die letzten fünf Monate seines Lebens verbrachte er im Hospiz in Stuttgart. „Am Mittwoch ist er friedlich aus dem Leben gegangen“, sagt Sohn Felix, der ihn bis zum Ende begleitet hat. Der 76-Jährige wird im allerkleinsten Kreis beigesetzt. Eine öffentliche Trauerfeier ist für Januar geplant.

Was zeigt sich bei der Rückschau auf das Leben des weit über die Region hinaus bekannten Weinmachers? Auf ein Leben, für das er selbst immer dankbar gewesen ist. Grundschule in Kleinbottwar, Pro Gymnasium in Marbach, deutsche Schule in Paris, Bundeswehr, das Studium der Rechtswissenschaft in München und Tübingen und 1978 schließlich der Beginn im väterlichen Betrieb auf Burg Schaubeck, wo er das Weingut in dritter Generation führte.

Sein erster Wein war eine Brüsseler Spitze Samtrot 1981. Seit diesem Jahrgang reifen die besten Rotweine des Kleinbottwarer Weinguts im Barrique. Was heute eine Selbstverständlichkeit ist – ein Holzton im Wein – galt damals noch als grober Fehler. Zumindest in Deutschland. Doch der Vater habe ihm die Freiheit gegeben, Dinge auszuprobieren und kreativ zu sein, erzählte Adelmann gerne.

Und die ihm gegebene Freiheit nutzte er. Adelmann sei „Qualitätspionier der Region“ schrieb das Magazin Der Feinschmecker einst. Die Süddeutsche Zeitung beschrieb ihn treffend als „Winzer aus Leidenschaft“. Michael Graf Adelmann liebte, was er tat und er tat es mit Leidenschaft, aber – und das ist entscheidend – ohne Verbissenheit.

Im VDP engagiert

In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war der Kleinbottwarer Regionalvorsitzender des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) in Württemberg und dann, nur mit einer kurzen Unterbrechung, ein viertel Jahrhundert im Präsidium des VDP aktiv. Dem Verband gehören rund 200 Weingüter in Deutschland an. Er setzt sich für verbindliche Qualitätsstandards und seit 1990 auch für die ökologische Bewirtschaftung der Weingüter seiner Mitglieder ein.

Adelmann sei einer der Architekten der Klassifikation und ausgesprochen kreativ in Sachen Kommunikation und Werbung gewesen, hieß es in der Laudatio bei seinem Ausscheiden aus dem VDP-Vorstand 2012. Seine Gabe, groß zu denken, aber lokal zu handeln, habe er in die Verbandsarbeit eingebracht

1989 kreierte Adelmann die erste Cuvée – bis dahin waren in Deutschland nur sortenreine Weine gefragt. 1986 gründete er HADES, Studiengruppe Neues Eichenfass und 1990 das Deutsche Barriqueforum.

Für CDU im Gemeinderat

Darüber hinaus engagierte sich der gelernte Jurist auch in der Kommunalpolitik. 1999 wurde Adelmann in den Steinheimer Gemeinderat gewählt. 2004 wurde er Stimmenkönig. 2011 schied der Christdemokrat auf eigenen Wunsch aus und zog sich immer mehr ins Private zurück.

2012 übergab er das Weingut seinem Sohn Felix. Dass dieser die Verantwortung annahm, dafür empfand der Vater große Dankbarkeit und Stolz. Der Sohn mache es gut, das betonte Michael Graf Adelmann immer wieder. Das gemeinsame Mittagessen an mindestens vier Tagen in der Woche ein wichtiges Ritual für beide. „Ich mache gelegentlich Vorschläge und kritische Einwürfe, aber ich bewundere sehr, was er tut“, sagte der Kleinbottwarer kurz vor seinem 70. Geburtstag.

Liebe zu Frankreich

Das Vater-Sohn-Gespann einte nicht nur die Liebe zum Weinmachen, die beiden verband auch ein großer Respekt vor der Leistung des Anderen und vor der Freiheit des Anderen. Der Senior bewohnte den ersten Stock der Burg, Felix und seine Familie den zweiten. Nachdem sich Michael Graf Adelmann aus der betrieblichen Verantwortung zurückgezogen hatte, gefiel er sich in der Rolle des Hausmeisters und Gärtners – und kokettierte auch gern damit.

Er fühlte sich wohl auf Burg Schaubeck – liebte es aber auch zu reisen. Vor allem nach Frankreich, seine zweite Heimat. Mehrere Male im Jahr reiste er, als es die Gesundheit noch zuließ, in die Grande Nation. Er verstehe die Mentalität der Franzosen und halte sie für das höflichste Volk in Europa, sagte Adelmann. Eine Mentalität, die der frankophile Weinmacher ins bodenständige Bottwartal brachte.

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