Was Annemarie Bode und ihre Mitstreiter vorhatten, ist gescheitert. „Ich bedauere, dass es nicht geklappt hat“, sagt die 23-Jährige aus Magdeburg. „Noch schlimmer finde ich es aber, wie einzelne Parteien mit uns geredet haben.“ Im Frühjahr 2023 hatte sie im Umweltausschuss des Landes Sachsen-Anhalt darum geworben, dass es mit 400 Euro bezuschusst wird, wenn sich Menschen im Alter von 18 bis 27 Jahren ein Balkonkraftwerk anschaffen. Geld für 5000 Käufe solle zur Verfügung gestellt werden, so die Idee, die im Rahmen des Projekts „Jugend macht Zukunft“ des Kinder- und Jugendrings Sachsen-Anhalt entstanden ist.
Annemarie Bode und die anderen mussten sich dann unschöne Dinge anhören. Laut einem Bericht des MDR warfen einige Politiker – vor allem der CDU-Mann Alexander Räuscher – den jungen Leuten eine Anspruchshaltung vor. Abgesehen von diesen Äußerungen war das Gegenargument des Umweltministeriums, andere Bürger würden so benachteiligt.
Menschen mit Bonuscard bekommen hier mehr Zuschuss
Dass nur bestimmte Gruppen beim Kauf eines Balkonkraftwerks finanziell – stärker – unterstützt werden, gibt es indes durchaus. In Stuttgart etwa bekommen Inhaber einer Bonuscard 300 Euro Zuschuss für ein Steckersolar-Gerät, alle anderen 200 Euro. In Ludwigsburg erhalten Haushalte mit Ludwigsburg-Card seit Mitte Dezember 2023 ein Balkonkraftwerk komplett finanziert, andere bekommen 300 Euro.
Einen ähnlichen Weg geht die Stadt Düsseldorf. „Steckersolar-Balkonanlagen werden mit einem Fördersatz von 50 Prozent und maximal 600 Euro gefördert“, teilt ein Sprecher mit. Für einkommensschwache Haushalte bestehe zudem „die Möglichkeit der Vollfinanzierung“. Die Stadt Berlin förderte ab Februar 2023 zunächst nur Mieter, die sich ein Steckersolar-Geräte kauften, seit Oktober 2023 bekommt jeder 500 Euro.
Mindestens 270 000 Balkonkraftwerke 2023 installiert
Balkonkraftwerke sind beliebt. Allein im vergangenen Jahr sind in Deutschland laut Bundesverband Solarwirtschaft 270 000 Exemplare installiert worden. Es dürften aber weit mehr sein, denn die Zahl der Steckersolar-Geräte, die nicht rechtmäßig angemeldet werden, gilt als hoch. Mit einem Balkonkraftwerk können Eigentümer und Mieter recht unkompliziert Strom erzeugen und in ihr Hausnetz einspeisen.
Annemarie Bode aus Sachsen-Anhalt, die in Hildesheim gerade ihren Master in Umwelt, Naturschutz und Nachhaltigkeit macht, hat bisher kein Balkonkraftwerk. Mit der Initiative, aus der nun nichts wird, habe man etwas Konkretes tun, junge Leute an der Energiewende beteiligen wollen; zumal sie meist wenig Geld zur Verfügung hätten, sagt sie. „Es wäre eine Möglichkeit gewesen, zu zeigen, dass die Forderungen junger Menschen ernst genommen werden.“