Anwohner in Höfingen beschweren sich über Verzögerungen. Der Konzern räumt Probleme ein.

Leonberg - Robert Huber ist derzeit auf die Deutsche Post nicht gut zu sprechen. „Seit drei bis vier Wochen gibt es bei uns riesige Probleme mit der Briefzustellung“, schimpft der Höfinger, der in der Straße „Im Bochtel“ wohnt. In den letzten beiden Novemberwochen habe er jeweils nur noch einmal pro Woche Briefe gesammelt in einem Bündel bekommen, in der vergangenen Woche zweimal. „Am Samstag war bei den sieben Briefsendungen ein Schreiben dabei mit Datum vom 30.  November“, beklagt er.

 

Inzwischen hat er deswegen sogar einen Beschwerdebrief an die Deutsche Post geschrieben. Die Antwort sei ebenfalls am vergangenen Samstag gekommen: „Sie sagen, dass sie über für die Reklamation dankbar sind und sie sofort an die zuständige Stelle weitergeleitet haben“, berichtet Robert Huber weiter. Er hofft, dass sich der Zustand endlich verbessert. Eine Zustellerin, die er gefragt habe, warum es derzeit so schwierig sei, habe ihm geantwortet, dass es derzeit viele Krankheitsfälle gebe. „Und ein Paketzusteller, den ich abgefangen habe, erzählte mir, so schlimm sei es in den vergangenen zehn Jahren noch nicht gewesen“, berichtet der Höfinger.

„Im Bochtel knirscht es ein bisschen“

Ein generelles Problem scheint die Postzustellung im größten Leonberger Teilort aber nicht zu sein. „Bei mir ist noch keine einzige Beschwerde eingegangen“, erklärt die Höfinger Ortsvorsteherin Bärbel Sauer auf Nachfrage. Hugo Gimber, als Pressesprecher der Deutschen Post/ DHL-Gruppe für Baden-Württemberg zuständig, räumt allerdings unumwunden ein, dass es in besagtem Zustellbezirk in Höfingen, in dem die Straße „Im Bochtel“ liegt, Probleme gibt: „Es knirscht dort ein bisschen“, umschreibt er die Lage.

Dies liege daran, dass es in Höfingen die sogenannte Verbundzustellung gibt, bei der der Postbote Briefe und Pakete gemeinsam ausliefere. „Seit Ende November hat die Anzahl der Postsendungen so stark zugenommen, dass die Postmitarbeiter nicht in der Lage waren, alle Briefe und Pakete innerhalb der täglich zulässigen Höchstarbeitszeit von zehn Stunden auszuliefern und ihre Zustelltour daher abbrechen mussten“, erläutert er. Werde eine solche Zustelltour abgebrochen, seien die Mitarbeiter jedoch angehalten, am nächsten Tag dort mit der Zustellung anzufangen, wo sie am Vortag abgebrochen hätten. „So wird ausgeschlossen, dass Kunden an mehreren Tagen keine Post kriegen“, sagt Gimber.

Arbeitskräfte sind auf Abruf

Darüber hinaus führten natürlich Krankheitsfälle in der kalten Jahreszeit und das Weihnachtsgeschäft dazu, dass die Arbeitsumfänge der Zusteller in diesen Wochen stark ansteigen würden. „Wir haben aber bundesweit rund 10 000 Abrufkräfte, die wir in diesen Zeiten einsetzen“, erklärt der Pressesprecher weiter. In den Paketzentren würden in diesen Wochen sehr häufig Angehörige von Postmitarbeitern aushelfen, um das erhöhte Sendungsaufkommen zu bearbeiten. „Es gibt allerdings Tage, da bekommen Zusteller gar nicht alle Pakete in ihr Auto“, gibt Gimber Einblicke in die Arbeitsumfänge der Postmitarbeiter. Teilweise würden daher die Zustellbezirke in diesen Wochen um vier bis fünf Straßen verkleinert und weitere neu gebildet.

Dies sei in Höfingen aber nicht der Fall. Allerdings habe man dort Aushilfskräfte aus anderen Bezirken eingesetzt, um wieder auf das gewohnte Zustellniveau zu kommen. „Denen geht die Arbeit aber natürlich nicht so schnell von der Hand wie den gewöhnlichen Austrägern, weil ihnen die Ortskenntnis fehlt“, bittet Gimber um Verständnis. Er hoffe aber, dass in zwei bis drei Tagen alle Rückstände aufgeholt seien und die Post wieder den gewohnten Service bieten könne.

Mehrere Anwohner sind betroffen

Dem Pressesprecher ist auch nicht bekannt, dass es in anderen Gemeinden in Baden-Württemberg Probleme von ähnlicher Dimension gibt. „Es kommt immer wieder vor, dass in zwei oder drei Bezirken der Wurm drin ist“, gibt Gimber zu. Probleme gebe es vor allem, wenn sich Zusteller kurzfristig krank melden würden. „Wenn ein Postbote um 7 Uhr morgens anruft, dass er heute nicht arbeiten könne, müssen Kollegen sich seinen Bezirk aufteilen“, erklärt der Post-Pressesprecher.

Robert Huber ist mit seinem Ärger im Übrigen nicht allein. Auch die Nachbarn hätten nur an einzelnen Tagen Post bekommen – dann aber bündelweise. „Eine Nachbarin hat auf einen wichtigen Brief gewartet, und weil sie es nicht mehr ausgehalten hat, ist sie sogar zur Hauptpost nach Leonberg gegangen, um ihn dort abzuholen“, erzählt Robert Huber.