Karla Borger und Britta Büthe haben als erstes europäisches Team eine Medaille bei einer Beachvolleyball-WM gewonnen. Die Stuttgarterinnen gewannen Silber. Damit haben sie nicht nur selbst nicht gerechnet – auch für den deutschen Beachvolleyball ist es eine Sensation.

Stuttgart - Wie ist es eigentlich, wenn man Sportgeschichte schreibt? Recht unspektakulär: zumindest wenn man es nicht in Deutschland, sondern in Polen tut – und dann auch noch im Beachvolleyball. Die ersten Glückwünsche liefen am Samstag durch das World Wide Web. „Unser MTV-Beachvolleyball-Team Karla Borger und Britta Büthe ist Vizeweltmeister! Herzlichen Glückwunsch dazu!!!“. So gratulierte der Frauenbundesligist Allianz MTV Stuttgart auf der Facebookseite seinen Vereinskameradinnen. Stand am Sonntagabend hatten gerade einmal 33 Fans diese Botschaft mit „Gefällt mir“ quittiert.

 

Die Tragweite dieses Erfolgs scheint vielen nicht bewusst zu sein, nachdem das Stuttgarter Beachvolleyball-Duo Karla Borger und Britta Büthe bei der Weltmeisterschaft ungeschlagen nach sieben Siegen erst im Finale am Samstag im polnischen Stare Jablonki von den chinesischen Weltranglistenersten Chen Xue und Xi Thang gestoppt werden konnte. 1:2 (21:18, 17:21, 19:21) hieß es am Ende und damit: WM-Silber. „Ich habe das immer noch nicht realisiert“, sagte Karla Borger am Sonntag.

Zum ersten Mal im Finale

Dabei ist es objektiv leicht, den Erfolg der beiden Volleyballerinnen vom MTV Stuttgart, die seit 2010 ein sportliches Paar bilden, einzuordnen. Eben weil er eine historische Dimension hat – es ist der größte Erfolg in der Geschichte der europäischen Beachvolleyball-Frauen. Denn bis zu diesem Samstag hatte nicht nur noch nie ein deutsches, sondern auch noch nie ein europäisches Frauen-Duo in einem großen internationalen Finale gestanden. Nicht bei Olympischen Spielen und auch nicht bei einer Weltmeisterschaft. Dass Borger (24) und Büthe (25) dies bei ihrem WM-Debüt gelang, nachdem sie erst in diesem Jahr überhaupt den Status eines „Nationalteams“ zugesprochen bekommen hatten, ist fast schon zu viel des Guten.

„Die beiden sind unglaublich“, sagte Guillermo Hernandez am Sonntag. Der Spanier ist seit November 2012 der erste Trainer der beiden. Die Verbindung zu dem Erfolgscoach, der Borger/Büthe zu einem Duo mit Weltformat formte, war dabei eher zufällig zustande gekommen. Guillermo Hernandez war als Ehemann von Silvana Olivera, die in der vergangenen Saison bei Allianz MTV in der Halle spielte, 2012 ins Ländle gekommen. Hernandez selbst hatte zuvor schon in Spanien U-19-Teams im Sand betreut. Olivera wird in der nächsten Saison nicht mehr in Stuttgart spielen, aber er bleibt dem Verein als Co-Trainer erhalten. Auch wird er weiterhin „sein“ Vizeweltmeister-Duo betreuen.

Die Verzahnung zwischen dem Stuttgarter Duo und dem Bundesligaverein aus der Halle geht also über die lokale Nähe hinaus. Und auch die gebürtige Heppenheimerin Karla Borger war schon beim Stuttgarter Volleyballclub aktiv. In der ersten Bundesligasaison 2008/09, damals noch unter dem Namen Allianz Volley Stuttgart, stand sie auf dem Parkett, ehe sie sich zum Wechsel in den Sand entschied. Eine „sensationelle Leistung“ bescheinigt auch Bernhard Lobmüller ihr und ihrer Partnerin. Der Manager von Allianz MTV kann sich indes auch eine Rückkehr der 1,80 Metern großen Sportsoldatin gut vorstellen, formuliert es aber etwas diplomatischer: „Karla hat ja schon hervorragend für uns gespielt und ich kann nur sagen, dass ich sie schon damals gerne behalten hätte.“ Das klingt durchaus wie ein Jobangebot und die Kaderplanung für die neue Saison ist noch nicht abschlossen. „Auf gar keinen Fall werde ich wieder voll einsteigen“, lehnt Karla Borger dankend ab, „aber im Winter für ein oder zwei Spiele könnte ich mir das durchaus vorstellen. Beach und Halle sind unterschiedlich, aber ergänzen sich auch.“