„Sex and the City“ startete vor 25 Jahren – und wurde zu dem Serienhit der Jahrtausendwende. Nun erscheint die zweite Staffel des Ablegers „And Just Like That...“ und bricht erneut Tabus.

And just like that – und einfach so sind 25 Jahre vergangen, seit die Kultserie „Sex and the City“ zum ersten Mal ausgestrahlt wurde. Und immer noch, beziehungsweise wieder, begeistern Carrie und ihre Freundinnen ihre Zuschauer und Zuschauerinnen – nun mit der Spin-off-Serie „And Just Like That...“. Von dieser startet nun die zweite Staffel, nachdem die erste im Dezember 2021 bereits erfolgreich beim US-amerikanischen Anbieter HBO Max anlief.

 

Im Jahr 1998 ging das Original auf Sendung, das auf dem gleichnamigen Buch von Candace Bushnell basiert. Und es entstand ein gigantischer Hype um die Serie, in der ein Tabu nach dem anderen charmant gebrochen und weiblicher Sex erstmals in allen Facetten und völlig unverkrampft thematisiert wurde. Serie und Darstellerinnen gewannen zahlreiche Preise.

Im Mittelpunkt von „Sex and the City“ stehen vier New Yorker Freundinnen: Kolumnistin Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker), PR-Beraterin Samantha Jones (Kim Cattrall), Anwältin Miranda Hobbes (Cynthia Nixon) und Galeristin Charlotte York (Kristin Davis) sind in ihren Dreißigern und Singles. Damit gehen sie ganz unterschiedlich um: Carrie ist auf der Suche nach der wahren Liebe, Charlotte möchte vor allem einen geeigneten Ehemann finden. Miranda konzentriert sich auf ihre Karriere, während Männer für sie eher nebensächlich sind. Und Samantha hat ohnehin lieber Sex ohne eine Beziehung.

Viele der Themen, die die vier Frauen Ende der Neunziger beschäftigten, sind zeitlos und wirken wie direkt aus dem Leben gegriffen. Ein Wiedersehen gab es nach dem Ende der Serie in den Jahren 2008 und 2010 noch mit zwei Kinofilmen, die allerdings nicht mit der Qualität der Serie mithalten konnten. Vor allem rückblickend wird auch Kritik an „Sex and the City“ laut, da die Serie ausschließlich einen weißen, privilegierten Kosmos präsentierte und so manches Klischee reproduzierte.

Diese Kritik hat sich der frühere und heutige Produzent Michael Patrick Kind offenbar zu Herzen genommen und aufgearbeitet. Beim Cast des „Sex and the City“-Ablegers wurde auf mehr Vielfalt geachtet. So kommt mit der nicht-binären Comedian Che Diaz (Sara Ramirez) eine charismatische Figur dazu. Und mit Seema Patel (Sarita Choudhury), Dr. Nya Wallace (Karen Pittman) und Lisa Todd Wexley (Nicole Ari Parker) werden gleich drei People of Color in den Freundeskreis aufgenommen, die frischen Wind in die Serie bringen.

Außerdem ist die Serie in der modernen Welt angekommen, denn um es mit Carries Worten zu sagen: „Das Leben ist zu kurz, um nicht etwas Neues zu versuchen.“ Und so versucht Miranda, sich ein neues Leben in Los Angeles aufzubauen, Carrie überträgt ihre Kolumne „Sex and the City“ in einen eigenen Podcast, und Charlotte überdenkt ihre Aufgaben als Managerin ihrer Familie. Hatten sich die Protagonistinnen in der ersten Staffel noch viel mit den optischen Herausforderungen des Älterwerdens beschäftigt (Sollte man graue Haare färben? Ist ein Facelifting nötig?), stehen in der zweiten Staffel andere Herausforderungen im Vordergrund.

Carrie und Co. müssen sich in den neuen Rollen, die sie sich selbst ausgesucht oder die ihnen das Schicksal zuteilte, zurechtfinden. Dabei ist auch ein Scheitern nicht ausgeschlossen. Und ja, es geht auch wieder um Sex. Sex in einer langen Ehe, Sex mit einer neuen Partnerin, Sex mit Bar-Bekanntschaften, es ist so ziemlich alles dabei. Und auch Carrie lässt sich wieder auf die Männerwelt ein, erlebt dabei nicht nur erfreuliches und trifft schließlich einen alten Bekannten. Besprochen werden die Erlebnisse nun nicht mehr in trauter Viererrunde, wie es im Original der Fall war. Auch der erweiterte Freundeskreis darf nun intime Erlebnisse mit den Freundinnen teilen.

Bei all den wohltuenden Erneuerungen und schönen Nostalgiemomenten kann nichts darüber hinwegtäuschen, dass eine Hauptfigur in der Neuauflage schmerzlich fehlt: Samantha. Ihre Darstellerin Kim Cattrall hatte sich zuvor unwiderruflich mit Sarah Jessica Parker zerstritten. Und so kommt es auch in der zweiten Staffel von „And Just Like That...“ nur zu einem kurzen Wiedersehen mit ihr. Für Fans der Originalserie ein eher schwacher Trost.

Frauen in den Fünfzigern sind so spannend, wie ihre jüngeren Versionen

Trotzdem wurde der Ableger zu einem Erfolg und auch die zweite Staffel ist sehenswert. Einer der wichtigsten Gründe: Carrie, Charlotte und Miranda sind inzwischen in ihren Fünfzigern. Dies ist bemerkenswert, weil Serien oder Filme, die Frauen in diesem Alter in den Mittelpunkt stellen, Seltenheitswert haben. „And Just Like That...“ beweist jedoch, dass reifere Frauen mindestens so spannend sein können, wie es ihre jüngeren Versionen waren. Wenn man sie nicht auf ihre Rollen als Ehefrauen oder Mütter reduziert. Carrie und ihre Freundinnen bleiben sich treu – egal, ob sie eine neue Karriere starten, sich um ihre heranwachsenden Kinder kümmern, eine Ehe beenden oder den Verlust eines geliebten Menschen verkraften müssen.

Neben all dem zeigen sie, dass Frauen in den Fünfzigern immer noch atemberaubende Outfits tragen, exklusive Partys feiern – und natürlich Sex haben. Und einfach so... schafft es eine Serie erneut, das Bild von Frauen in unserer Gesellschaft zu korrigieren.

Info

Sendetermine
Von der elf Episoden umfassenden zweiten Staffel der Serie „And Just Like That“ sind bereits zwei Episoden auf Sky sowie auf dem Streamingdienst WOW zu sehen. Die weiteren neun Episoden werden wöchentlich immer donnerstags in Einzelepisoden ausgestrahlt. Die lineare Ausstrahlung erfolgt im September auf Sky Atlantic. Die erste Staffel von „And Just Like That…“ ist über Sky Q und auf dem Streamingdienst WOW abrufbar, ebenso alle Staffeln von „Sex and the City“ und die beiden Kinofilme.

Produzenten
 And Just Like That…“ wurde entwickelt und produziert von Michael Patrick King, der auch die ursprüngliche Serie produzierte. Aber auch die Hauptdarstellerinnen Sarah Jessica Parker, Kristin Davis und Cynthia Nixon gehören zum Produzenten-Team.