Zwischennutzung in Stuttgart Wie geht es weiter mit dem Kaufhof?

Der Kaufhof dient momentan als Litfaßsäule. Aber was kommt dann? Foto: fr

Das Interesse ist groß. Der leere Kaufhof in Stuttgart weckt Begehrlichkeiten. Noch müssen sich alle gedulden. Doch es tut sich was. Und es gibt Vorbilder.

Das einzige Kaufhaus, das dich reicher macht. Ein guter Slogan. Er wirbt für das Jupiter, früher bekannt als Karstadt Sports an den Mönckebergstraße in Hamburg. Auf 8000 Quadratmetern gibt es in erstklassiger Lage statt Jogginghosen und Sportschuhen nun Gemälde, Kunst, einen Spielplatz, ein Café, kleine Einzelhändler, einen Slalomkurs für Drohnen, Flächen für Bildung und Workshops.

 

Die ersten Anwärter melden sich

Und in Stuttgart? Da hat die Stadt noch vor der Signa-Pleite das Kaufhof-Gebäude an der Eberhardstraße samt Parkhaus gekauft. Was daraus werden soll? Ein Haus der Kulturen womöglich. Doch wie für Stuttgart typisch werden Vor- und Nachteile lange hin und her gewälzt, sodass erst mal nur eines klar ist: Die Gebäude werden lange leer stehen. Was also tun damit?

Die freie Tanz- und Theaterszene Stuttgarts ist vom Gemeinderat bei den Haushaltsberatungen brüskiert worden, die rund 50 Ensembles können nicht in die ehemalige Disco Penthouse nach Feuerbach ziehen. Nun hoffen sie in den sieben Stockwerken des Kaufhofs Proberäume zu erhalten.

Ein Fluxus, diesmal vertikal?

Saeed Kakavand, Hannes Steim, Abdullah Budik und Felix Klenk haben sich zusammengetan, um ihr Konzept namens Euphoria umzusetzen. Da mit Hannes Steim der Vater des Fluxus mit dabei ist, wundern die Anleihen bei der viel gelobten Zwischennutzung der Calwer Passage nicht. Nun soll es in die Höhe gehen auf sieben Stockwerken. Dabei biete ein ehemaliges Kaufhaus den Vorzug, dass man nicht zwingend alle Flächen auf einmal nutzen müsse, schreiben sie in ihrem Konzept. „Es ist vorstellbar zu Beginn nur das Erdgeschoss zu bespielen und die Nutzung dann Schritt für Schritt auszudehnen.“ Geplant sei ein „bunter Mix“, „eine Art moderner Marktplatz“, denn die Stadtgesellschaft benötige dringend zentral gelegene, bezahlbare Flächen für zeitgenössische Kunst, Gegenwartskultur, Musik, inhabergeführten Einzelhandel und Start-ups. Das alles könnte sich das Quartett hier vorstellen.

Vorerst eine Litfaßsäule

Doch nun ist Stuttgart kein Euphoria für Zwischennutzung. Auch wenn die Wirtschaftsförderung der Stadt das gerne ändern möchte. Folgerichtig hat sie seit kurzem den Kaufhof zugeklebt mit Plakaten, die auf das hauseigene Angebot eines Registers und einer Plattform mit Leerständen verweist. Nun ist der größte Leerstand in der Stadt der Kaufhof. Bernhard Grieb ist Chef der Wirtschaftsförderung und plädiert natürlich für eine Zwischennutzung. In welcher Form allerdings, da kann und will er sich nicht festlegen. Denn einfach mal machen, das geht in Deutschland nicht. Das Gebäude sei baurechtlich als Kaufhaus zugelassen, es braucht eine Umnutzung.

Und vermutlich auch einiges an Geld, um es auf Vordermann zu bringen. „Es gibt eine technische Erkundung“, sagt Grieb, um herauszufinden, in welchem Zustand das Gebäude ist und damit eine Grundlage für das weitere Vorgehen zu haben. Dem will Grieb nicht vorgreifen, er sagt zwar „es bietet sich an, eine Zwischennutzung umzusetzen“, aber auch, „ob man damit auf allen Ebenen beginnen kann, scheint schwierig“.

Wie macht das Hamburg?

In Hamburg bespielt man alle sechs Geschosse samt Dachterrasse. Verantwortlich dafür ist eine städtische Tochter, die Hamburg Kreativ-Gesellschaft. Sie hat das Haus von der R + V Lebensversicherung AG übernommen; sie bezahlt alle Nebenkosten; sie vermietet die Flächen für 1,50 Euro je Quadratmeter. Insgesamt lässt sich die Stadt Hamburg das neun Millionen Euro kosten. Ein Modell auch für Stuttgart? Gerade für Schwaben klingt das doch unwiderstehlich: Ein Kaufhaus, das einen reicher macht.

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