60 Jahre Stuttgarter Ballett Birgit Keil erinnert sich: Neid war nie im Spiel
60 Jahre Stuttgarter Ballettwunder! Wir haben im Archiv nach Erinnerungen gesucht und eine Interview-Serie mit Weggefährten John Crankos gefunden – unter den Gesprächspartnern war auch seine „Baby-Ballerina“ Birgit Keil.
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Foto Hannes Kilian
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Ein Foto aus dem Archiv von Hannes und Gundel Kilian inspirierte Birgit Keils Erinnerungen. Es zeigt die Ballerina 1969 mit John Cranko beim Applaus nach einer „Schwanensee“-Gala. Unsere Bildergalerie versammelt Höhepunkte aus dem Stuttgarter Ballettrepertoire.
Foto dpa/Bernd Weißbrod
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Am 2. Dezember 1962 erlebte John Crankos Ballett „Romeo und Julia“ in einer ersten Version seine Uraufführung mit Marcia Haydée und Ray Barra in den Hauptrollen – und legte den Grundstein für den Erfolg des Stuttgarter Balletts. Bis heute bringt der Klassiker Tänzergenerationen zusammen. Unser Foto zeigt die Besetzung bei einer Gala-Aufführung zum 70. Geburtstag Haydées (rechts) mit Sue Jin Kang (Mitte) und Georgette Tsinguirides.
Foto Stuttgarter Ballett
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Mit „Schwanensee“ (hier mit Alicia Amatriain und Friedemann Vogel in den Hauptrollen) fügte John Cranko dem Repertoire 1963 nicht einfach einen Klassiker hinzu. Mit großem erzählerischem Gespür machte er aus schablonenhaft angelegten Rollen lebendige Charaktere und erweiterte für deren glaubwürdige Ausgestaltung sogar die musikalische Vorlage. Emotionale Tiefe statt Virtuosität um ihrer selbst Willen – das macht Crankos Version zu einer der überzeugendsten.
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Wer nur Zeit für einen von John Crankos Balletthits hat, der sollte diesen wählen: „Onegin“. Es ist ein an Drama nicht zu überbietendes Tanzwunder und eines der Ballette, die Cranko und dem jungen Stuttgarter Ballett 1969 zu Weltruhm verhalfen. Sue Jin Kang (auf dem Foto mit Jason Reilly) sagt zur Rolle der Tatjana, mit der sie sich von der Bühne verabschiedete: „Früher habe ich vor den Auftritten immer Puschkins Poem gelesen, um alle Gefühle besser zu verstehen. Heute lasse ich mich einfach fallen. Cranko macht es mir leicht, er hat alles schlicht und doch perfekt gedacht – ich brauche nur auf die Musik zu hören und zu tanzen. Diese Rolle ist ein Traum für jede Ballerina.“
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Kann Ballett lustig sein? Ja!, antwortet, wer John Crankos „Der Widerspenstigen Zähmung“ kennt. Die für Richard Cragun entstandene Rolle des Frauendompteurs Petrucchio ist bis heute eine Herausforderung für junge Tänzer, unser Foto zeigt Marijn Rademaker bei seinem Debüt im Januar 2014.
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Die Förderung junger Choreografen hat sich John Cranko von Beginn an zur Aufgabe gemacht – unterstützt von der Noverre-Gesellschaft. Unter den Entdeckungen war auch John Neumeier, der nach dem Tod John Crankos die neue Ballettdirektorin Marcia Haydée unterstützte und mit der „Kameliendame“ der Kompanie 1978 einen neuen Bühnenhit schenkte. Die Hauptrollen sind für junge Tänzer bis heute ein Prüfstein, unser Foto zeigt Alexander Jones und Elizabeth Mason.
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Auch Neumeiers „Endstation Sehnsucht“, 1983 nach Tennessee Williams Bühnendrama entstanden, ist ein Höhepunkt im Stuttgarter Repertoire. „Es ist eines von John Neumeiers besten Balletten und ein Juwel des Stuttgarter Repertoires. Die Leute stürmen die Vorstellungen und das zu Recht“, schrieb einst der renommierte Tanzkritiker Horst Koegler. Unser Foto zeigt Myriam Simon und Daniel Camargo als Blanche und Stanley.
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Jirí Kylián war ebenfalls eine Entdeckung der Noverre-Abende. Nach wie vor frische Spuren im Stuttgarter Repertoire hat er zum Beispiel mit seinem Britten-Ballett „Vergessenes Land“ hinterlassen.
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Zu den Choreografen, die Marcia Haydée als Ballettdirektorin förderte, gehörte ebenfalls Uwe Scholz, auch er eine Noverre-Entdeckung. Sein Beethoven-Ballett „Siebte Sinfonie“, 1991 in Stuttgart uraufgeführt, zeigt die große Musikalität des Choreografen und steht bis heute immer wieder auf dem Spielplan.
Foto dpa
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Marcia Haydée war selbst als Choreografin tätig, ihr größter Erfolg ist noch heute auf der Bühne zu bewundern: „Dornröschen“, mit Crankos Ausstatter Jürgen Rose umgesetzt, hat von der großen narrativen Kunst John Crankos gelernt. Frisch bleibt der Klassiker, da er die Rolle der Fee Carabosse, für die Uraufführung 1987 mit Richard Cragun erarbeitet, spannend und neu bewertet.
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Einer, der von Stuttgart aus die Ballettwelt revolutionierte, war William Forsythe. Sein Debüt gab er mit dem Pas de deux „Urlicht“ 1976 bei einem Noverre-Abend, unser Foto zeigt Jason Reilly und Laura O’Malley.
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Haus-Choreografen wie Christian Spuck führen das Handlungsballett in der Nachfolge von John Cranko in die Gegenwart. Mit Alicia Amatriain brachte er 2003 „Lulu“ zum Tanzen.
Foto dpa/Bernd Weißbrod
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Auch Marco Goecke, von 2005 bis 2018 Haus-Choreograf des Stuttgarter Balletts, ist eine Noverre-Entdeckung. Von Stuttgart aus eroberte der Choreograf mit einer eigenwillig nervösen Bewegungssprache die Ballettwelt. Sein „Nussknacker“ mit Elena Tentschikowa und William Moore in wichtigen Rollen entstand 2006 als düsteres Kammerspiel.
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Demis Volpi gelang mit einer getanzten Fassung von Preußlers Jugendbuch „Krabat“ 2013 ein Publikumshit. Es markiert zugleich die verstärkte Ausrichtung der Kompaniearbeit auf ein junges Publikum. Auch die bildstarke Ausstattung von Katharina Schlipf machte das Ballett zum Hingucker.