70 Jahre Baden-Württemberg Neckereien und mehr – das sind die Erfahrungen von Sportlerinnen und Sportlern
Badener mögen keine Schwaben. Schwaben mögen keine Badener. Auch im Sport gibt es eine gewisse Rivalität. Wir haben direkt Beteiligte wie Guido Buchwald und Anke Huber nach ihren Erfahrungen in beiden Landesteilen befragt.
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Der Schwabe Guido Buchwald (re.) trug auch den Dress des Karlsruher SC – hier im Duell im April 1999 mit den Stuttgarter Kickers (Niko Chatzis, Darko Ramovs/li.).
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Elisabeth Seitz, geboren in Heidelberg, Turnerin für dem MTV Stuttgart: „Da ich in Heidelberg geboren bin und in Stuttgart meine Heimat und Liebe gefunden habe, fühle ich mich als waschechte Baden-Württembergerin. Auch wenn ich weder den einen, noch den anderen Dialekt kann, so fühle ich mich doch zu beiden Landesteilen sehr verbunden. Auch bei den Eigenschaften bediene ich mich gerne aus dem ganzen Land. Die Lebensfreude der Badener und die Schaffermentalität der Schwaben vereine ich genauso wie die Liebe zu Spargel und Maultaschen. Ich bin von Herzen gerne zu Hause in „the Länd“.“
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Guido Buchwald, Ex-Nationalspieler des VfB Stuttgart, der auch als Sportdirektor beim Karlsruher SC tätig war: „Natürlich musste ich mir den einen oder anderen Spruch anhören, als ich 1998 als langjähriger VfB-Spieler zum Karlsruher SC gewechselt bin. Das war aber alles spaßig, Frotzeleien gehören dazu. Für mich ist Baden-Württemberg eine Erfolgsgeschichte, da ist was zusammengewachsen. Vielleicht sind die Badener etwas lockerer drauf als wir Schwaben, das ist aber schon alles.“
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Anke Huber, geboren in Bruchsal, seit Jahren Sportchefin des Tennisturniers in Stuttgart: „Ich fühle mich als Badenerin, lebe aber in Rheinland-Pfalz. In diese Richtung wird der Wein übrigens immer besser. Aus meiner Sicht wird die Rivalität zwischen gelassenen Badenern und sparsamen Württembergern immer etwas gepuscht. Das ist wie mit den Deutschen und den Holländern und wird auch immer so bleiben. Es hat Charme, ist witzig – doch am Ende sind wir alle gleich.“
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David Schmidt, Handball-Nationalspieler, geboren in Karlsruhe, früher Rhein-Neckar Löwen und TVB Stuttgart, aktuell beim Bergishen HC, in der neuen Saison bei Frisch Auf Göppingen unter Vertrag: „Den Zugang zu uns Badenern zu finden, ist wesentlich einfacher, dafür gestalten sich die Beziehungen ab und an vielleicht etwas oberflächlicher. Es dauert länger, bis du zu einem Schwaben den Draht gefunden hast, aber wenn du ihn hast, dann entstehen daraus oft ganz tolle Bindungen, ja sogar Freundschaften fürs Leben. Ansonsten sind die Unterschiede gar nicht so gravierend, aber klar: leicht hat man es als Badener in Württemberg nicht immer, schon gar nicht, wenn man wie ich KSC-Fan ist und zum Einstand beim TVB Stuttgart vor versammelter Mannschaft das Badner-Lied singen musste. Mal schauen, was mich bei Frisch Auf erwartet. Wenn es danach Maultaschen gibt, entschädigt das für vieles – die esse ich für mein Leben gern.“
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Julia Behnke, Handball-Nationalspielerin, geboren in Mannheim, früher SG BBM Bietigheim und TuS Metzingen, aktuell für FTC Budapast am Ball, in der neuen Saison wieder in Metzingen unter Vertrag: „Als gebürtige Badenerin bin mittlerweile durch meine Jahre in Bietigheim und Metzingen fast schon ein kleines Bisschen zum Schwaben geworden. Ab und zu muss ich mir anhören, ich würde singen, wenn ich spreche – und ich denke mit der badischen Hymne kann man die Schwaben am meisten auf die Palme bringen. Ansonsten sind die Schwaben für ihr schaffe, schaffe, Häusle baue bekannt – diesbezüglich sehe ich mich auch längst angekommen. In den Punkten Zuverlässigkeit, Lockerheit und Charakter bin ich von beiden Seiten begeistert. Da sind wir doch alle gleich, finde ich. Das Thema Pünktlichkeit wird sehr ernst genommen, dennoch kommt in der Mannschaftskasse immer ordentlich was zusammen, das für eine schöne Abschlussfahrt reicht. Am meisten unterscheiden wir uns kulinarisch: Ich mag die Spargelzeit, da gibt es im Badnerland schon den Besten. Und Dampfnudeln mit Kartoffelsuppe. Schwäbische Linsen mit Spätzle sind aber auch sehr lecker.“
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Dimitrios Moutas, geboren in Stuttgart, früher Profi bei den Stuttgarter Kickers, aktuell Co-Trainer beim SV Sandhausen: „Ich habe alle Stämme im Land kennengelernt, den südbadischen als Profi beim SC Freiburg, den nordbadischen als Co-Trainer beim Karlsruher SC und den kurpfälzischen jetzt beim SV Sandhausen. Es ist nicht immer einfach als Schwabe, aber in Karlsruhe kam mir entgegen, dass ich ja ein Blauer bin, bei den Kickers gespielt habe und nicht beim VfB. Insgesamt war der Umgang immer recht pflegeleicht. In Freiburg habe ich einige Lebemänner kennengelernt, vielleicht liegt’s daran, dass es dort wärmer ist und die Region südländisch geprägt ist mit Einflüssen aus der Schweiz, Italien und Frankreich. Insgesamt halte ich Baden-Württemberg für ein absolutes Erfolgsmodell, geprägt von Zielstrebigkeit, Ehrgeiz und Pflichtbewusstsein. Da ich durch meine griechische Wurzeln auch eine gewisse Leichtigkeit in mir trage, lässt sich das Leben hier richtig gut genießen.“
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Stine Kurz, Hockey-Nationalspielerin, geboren in Stuttgart, früher beim HTC Stuttgarter Kickers, jetzt Mannheimer HC: „Ich finde schon, dass die Badener mehr genießen können. Der Schwabe überlegt lieber zweimal, ob es sich lohnt, in ein Restaurant zu gehen. Der Badener ist lockerer, cooler, der Schwabe eher spießiger, dafür edler – und: deutlich pünktlicher. Aber insgesamt vertragen wir uns doch prima. Im Hockey und auch privat hatte ich nie irgendwelche Probleme.“
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Matthias Becher, gebürtiger Mannheimer und Ex-Hockeyspieler und -trainer beim Mannheimer HC, aktuell Geschäftsführer der Stuttgarter Kickers: „Nicht gemeckert ist genug gelobt, da ist wirklich was dran im Schwabenland. Dass es hier ein paar Bruddler mehr gibt, kann ich inzwischen unterschreiben. Nicht von ungefähr heißt es ja auch zum Beispiel in einer Vereinshymne wir bruddeln uns von Sieg zu Sieg. Wenn wir mit den Kickers aufsteigen, darf das gerne bei uns ähnlich sein. Absolut spitze finde ich die schwäbische Küche mit Spätzle und Maultaschen – das habe ich so richtig lieben gelernt. Und sehr viele aufgeschlossene, offene Menschen mit dem Herz am richtigen Fleck durfte ich hier bisher kennenlernen.“