Architekt Otto Bartning aus Karlsruhe Der Miterfinder des Bauhauses
Der Karlsruher Baumeister Otto Bartning entwickelte mit Walter Gropius die Ideen für das 1919 gegründete Bauhaus. Bartning hat aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg Architekturgeschichte geschrieben.
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Otto Bartning (1883-1959) wird für seine Kirchenbauten gerühmt. Der Architekt hat sich außerdem gemeinsam mit Kollegen wie Hugo Häring und Walter Gropius Ende der 1920er für Wohnungsbau engagiert – etwa mit Entwürfen für die Großsiedlung Siemensstadt (im Bild) in Berlin.
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Solche Gebäude bräuchte man heute wieder in den von Wohnungsnot geplagten Städten. Otto Bartnings Beitrag für die Großsiedlung Siemensstadt in Berlin, 1925 bis 1930 erbaut, nennt man „Langer Jammer“- er wurde bereits in der zeitgenössischen Kritik als sehr streng empfunden. Der Block wurde am östlichen Teil im Krieg schwer zerstört, der Wiederaufbau erfolgte durch Hans Scharoun. Bartning hatte nur wenig Platz auf dem schmalen Grundstück, das er bebauen konnte. Die kleinen Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 50 Quadratmetern haben, der Himmelsrichtung entsprechend, die Schlaf- und Wohnräume auf der sonnigen Südseite, während Küche und Bad im Norden liegen.
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Der 1883 in Karlsruhe geborene Otto Bartning, der aus einem weltoffenen und religiös geprägten Haus stammte, engagierte sich bereits als junger Mann für modernes Bauen, im Kirchenbau wie im Wohnungsbau.
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Otto Bartnings erster großer Kirchenbau in der Weimarer Republik war die Stahlkirche, hier im Bild die Montage des Stahlgerüsts. Bartning hatte den Auftrag für die 1928 in Köln stattfindende Internationale Presseausstellung (Pressa) einen Ausstellungsbau zu entwickeln, der danach an anderer Stelle neu aufgebaut werden konnte. Der Bau wurde aus vorproduzierten Bauteilen aus Stahl vor Ort montiert.
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Otto Bartnings Stahlkirche in Köln mit Ausstellungsgebäude, im Jahr 1928. „Die Wandteile zwischen den Stahlträgern wurden von raumhohen, von Elisabeth Coester gestalteten Glaswänden geschlossen, die den Kirchenraum gänzlich umfassten“, ist in dem Buch „Otto Bartning. Architekt einer sozialen Moderne“ (Justus von Liebig Verlag) zu erfahren. Die Kirche wurde später in Essen aufgebaut und brannte im Zweiten Weltkrieg nieder.
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Blick ins Innere der für Furore sorgenden Stahlkirche von Otto Bartning.
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Otto Bartnings erster Auftrag als Architekt war im Jahr 1905 der Bau der evangelischen Kirche in Peggau, Österreich.
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Schnörkellos modern und behaglich bequem sollte das Landhaus für Robert von Simson in Berlin-Dahlem werden, 1914 –1915 entworfen von Otto Bartning.
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Stilistisch legt sich der Architekt nicht auf eine Schule fest, im Mittelpunkt stehen immer die Umgebung und der Mensch mit seinem jeweiligen Bedürfnis: Direktorenhaus Meyer in Zeipau, von Otto Bartning im Jahr 1923 gestaltet. „Auf der Eingangsseite wird die Fassade im Sichtmauerwerk durch überraschende Wölbungen sowie Zuschnitt und Details der Fenster und Türen in expressionistischer Manier körperhaft belebt“, wie in dem Otto-Bartning-Buch „Otto Bartning. Architekt einer sozialen Moderne“ zu lesen ist.
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Faltwerk über dem Eingang: Zigarrenladen Wenesti in der feinen Straße Unter den Linden in Berlin im Jahr 1920, die Fassadengestaltung stammt von Otto Bartning.
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Funktionalistische Stätte des Tanzes, der Musik, des Theaters, des Unterrichts und Wohnens: Musikheim, Otto Bartning, Frankfurt an der Oder, 1929.
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Licht und hell und dem Bauhausgedanken verpflichtet: Musikheim in Frankfurt an der Oder, Haupthalle, von Architekt Otto Bartning entworfen, im Jahr 1929.
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Neben den weltlichen Bauten machte sich Otto Bartning einen Namen im Kirchenbau, praktisch und theoretisch. Zeichnung des um 1922 entstandenen Entwurfs der viel beachteten gotisch-expressiv wirkenden Sternkirche.
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Sternkirche von innen: „Otto Bartnings Ideal war, dass Kanzel und Altar in der Raummitte stehen müssen, dann hätte der Pfarrer aber viele Kirchenbesucher im Rücken stehen: er hat ein Siebeneck entworfen – fünf Elemente, die auf die Kanzel schauen und zwei Ecken, in denen der Abendmahlsgottesdienst eingenommen werden sollte. Das sind ja gewöhnlich zwei getrennte Riten“, sagt Meinrad von Engelberg, der lange Jahre das Otto-Bartning-Archiv an der Technischen Universität Darmstadt geleitet hat. „Nach der Predigt steht man auf und feiert dort Abendmahl, wo es intimer ist. Man zeigt an, dass hier etwas anderes passiert“. Wie es so ist mit Idealen – die Kirche wurde nicht realisiert.
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Das Gedankengut der expressionistischen Sternkirche fand sich in Teilen in der Auferstehungskirche umgesetzt, einer evangelischen Kirche in Essen. Der Bau wurde nach Plänen von Otto Bartning 1929/30 zur Zeit der Weltwirtschaftskrise ausgeführt. Es handelt sich um einen schlichten Zentralbau auf kreisförmigem Grundriss mit einem Durchmesser und einer Höhe von 30 Metern. Mit den Werkstoffen Stahl, Beton und Klinker bekannte sich Bartning sowohl zur Moderne als auch zur Region.
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Blick ins Innere der von Otto Bartning entworfenen Auferstehungskirche aus dem Jahre 1929 im Essener Stadtteil Südostviertel. Sie gilt als Leitbau des modernen Kirchbaus in Europa. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1948. Im Jahre 1985 wurde der Kirchbau in die Denkmalliste der Stadt Essen eingetragen.
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Blick unter die Kuppel der evangelischen Auferstehungskirche aus dem Jahre 1929 im Essener Stadtteil Südostviertel.
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Die dem Baustil des Expressionismus verpflichtete Gustav-Adolf-Kirche des Architekten Otto Bartning in Berlin Charlottenburg mit ihrem fächerförmigen Grundriss. „Die geistige Verbundenheit der Gemeinschaft“, sagte Bartning, solle in dieser Kirche zur Geltung kommen. Die Kirche hatte eine lange Planungszeit, von der Ausschreibung 1924 bis zur Einweihung dauerte es zehn Jahre. So fiel die Eröffnung 1934 schon in die Zeit des Nationalsozialismus. Bartning baute während der NS-Zeit für die evangelische Kirche im In- und Ausland.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Otto Bartning (hier an seinem Schreibtisch) für die Architektur, arbeitete an der Wiedergründung des Deutschen Werkbundes, der er schon seit 1908 angehört hat. Und er wurde zum Präsidenten des Bundes Deutscher Architekten gewählt. „Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg galt er als moralische Instanz“, sagt Sandra Wagner-Conzelmann, Professorin i.V. für Architektur- und Stadtbaugeschichte an der Hochschule Mainz. „Er forderte nach dem Nationalsozialismus völlig andere Werte: Bescheidenheit Bodenständigkeit, Einfachheit, Ehrlichkeit.“
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Mit dem Bau der ersten evangelische Kirchbau im Nachkriegsdeutschland wurde im Mai 1946 begonnen. Noch kurz vor Kriegsende, am 23. Februar 1945, war die Stadt Pforzheim innerhalb weniger Minuten völlig zerstört worden. Das neue Gotteshaus auf dem Weiherberg wurde nach den Plänen von Otto Bartning (1883-1959) erstellt, der heute als bedeutendster protestantischer Kirchenarchitekt des 20. Jahrhunderts in Deutschland gilt. Der Karlsruher hatte für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) nach dem Zweiten Weltkrieg ein Kirchenbauprogramm entworfen. Als erste Notkirche wurde die Pforzheimer Auferstehungskirche vor 65 Jahren eingeweiht, am 26. Oktober 1948.
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Die Matthäuskirche in Darmstadt wurde 1949/50 nach dem Notkirchenprogramm des Architekten Otto Bartning (1883-1959) erbaut. Um Ersatz für die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gotteshäuser zu schaffen, mussten schnell und kostengünstig neue Kirchen gebaut werden. Viele der zwischen 1947 bis 1953 erbauten Notkirchen sind auch heute noch im Dienst und gelten als wichtige Zeugnisse der jüngeren Architektur.
Foto Achim Zweygarth
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Auch in Stuttgart entstand 1949/1950 eine Notkirche: Die evangelische Ludwig-Hofacker-Kirche in der Dobelstraße. Die Kirche ist eine der 48 Notkirchen, gestiftet von amerikanischen Christen unter der Bedingung, dass die Gemeinde das Fundament und die Backsteinwände - aus abgekratzten Trümmersteinen - in Eigenleistung erstellt.
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Noch ein Beispiel für die Notkirchen des Architekten Otto Bartning (1883-1953): Die Johanneskirche in Wuppertal-Elberfeld. Die evangelische Kirche wurde 1948/49 erbaut. Eine Initiative der Otto-Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau setzt sich dafür ein, die Bauwerke in das Unesco-Weltkulturerbe aufzunehmen.
Foto Otto Bartning Archiv / TU Darmstadt
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Krankenhäuser hatte Otto Bartning auch schon vor dem Krieg gebaut, daran knüpfte er im vom Krieg zerstörten Darmstadt an, hier ein Blick auf die 1954 eröffnete Frauenklinik in Darmstadt. Hell die Patienten und praktisch fürs Personal: Damals neu und fortschrittlich war die moderne und funktionelle Ausstattung, die hellen Farben, der Schallschutz und die großen Fenster nach Süden zum Garten hin.
Foto Andreas Arnold/dpa
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Die Mathildenhöhe in Darmstadt gehört zu den bedeutendsten Jugendstil-Ensembles weltweit. Ein Teil des Bauensembles, das Ausstellungsgebäude des Architekt Joseph Maria Olbrich von 1908, wird bis 2019 umfassend saniert. Die Sanierung soll die Bewerbung als Unesco-Welterbestätte unterstützen. Otto Bartning hatte als junger Mann schon die Mathildenhöhe besucht und bewundert. 1951 bezog er dort mit seinem Kirchenbauinstitut das Ernst-Ludwig-Haus auf der Mathildenhöhe, in dem er auch seine Privatwohnung hatte. Auch der Rat für Formgebung zog auf die Mathildenhöhe. Bartning war Mitinitiator der Darmstädter Gespräche, leitete 1951 das berühmte 2. Darmstädter Gespräch zum Thema „Mensch und Raum“. Unter den Teilnehmern waren unter anderem die Architekten Paul Bonatz, Egon Eiermann, Hans Scharoun und der Philosoph Martin Heidegger.
Foto Hans Peter Piehl / Verlag
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Pavillon der Sonderschau auf der Interbau: Otto Bartning koordinierte 1957 die Interbau in West-Berlin. Auf der Internationalen Bauausstellung wurden der Weltöffentlichkeit neue, fortschrittliche Bauten von renommierten Architekten wie Le Corbusier, Gropius, Alvar Aalto und anderen präsentiert. Auf den Bau eines eigenen Gebäudes verzichtete Bartning, er wollte sich ganz in den Dienst der Sache stellen. Otto Bartning starb 1959 in Darmstadt.
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Absolut lesenswert und einen profunden Beitrag zu Leben und Werk des Architekten bietet das Buch „Otto Bartning- Architekt einer sozialen Moderne“ (128 Seiten, 19,90 Euro) mit zahlreichen Fotos und Zeichnungen, herausgegeben von der Akademie der Künste, der Wüstenrot Stiftung und der Technischen Universität Darmstadt. Erschienen ist es im Verlag Justus von Liebig in Darmstadt mit Texten von Architekturprofessoren Werner Durth, Wolfgang Pehnt und Sandra Wagner-Conzelmann.
Foto Hans-Theo Gerhards/LVR-Freilichtmuseum Kommern
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Blick in die von Sandra Wagner-Conzelmann kuratierte Ausstellung „Bartning. Bartning. Bartning. Architekt der Moderne“, die noch bis zum 25. Oktober 2020 im LVR-Freilichtmuseum in Kommern als Beitrag zum Projekt „100 Jahre Bauhaus im Westen zu sehen sein wird. Täglich geöffnet (10-17 Uhr bis 23. März, danach 9-19 Uhr). www.kommern.lvr.de
Foto Hans-Theo Gerhards/LVR-Freilichtmuseum Kommern
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Otto Bartnings Stahlkirche zum Anfassen: Blick in die von Sandra Wagner-Conzelmann kuratierte Ausstellung...“Ausstellung „Bartning. Bartning. Bartning. Architekt der Moderne“, die noch bis zum 25. Oktober 2020 im LVR-Freilichtmuseum in Kommern.