Atomausstieg in Bildern Über den Anfang und das Ende der AKW
Die 65-jährige Nutzung der Atomkraft geht in Deutschland am 15. April 2023 zu Ende. Wir erinnern in unserer Bildergalerie an wichtige Ereignisse und Orte aus dieser Zeit – wie Wackersdorf oder Gorleben.
24 Bilder
Foto dpa/Lutz_Rauschnick
1 / 24
Mit Demonstrationen gegen das geplante (und nie gebaute) Atomkraftwerk Wyhl am Oberrhein im Jahr 1975 begann der große und anhaltende Widerstand gegen die Kernenergie.
Foto AP
2 / 24
Nachkriegszeit: Alle Parteien im Bundestag setzen sich für eine friedliche Nutzung der Kernkraft ein. Es herrscht eine Technikeuphorie. Kritik von Bürgern oder Medien existiert kaum. Auf dem Bild ist der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer zu sehen.
Foto dpa/Markus Thelen
3 / 24
1958: Der Bau des ersten deutschen Atomkraftwerks in Kahl im bayerischen Unterfranken beginnt. Es ist mit 15 Megawatt Leistung recht klein (zum Vergleich: Neckarwestheim II hat 1400 Megawatt). Die kommerzielle Inbetriebnahme erfolgt 1961. Bis zum Jahr 1989 werden 36 weitere Kernkraftwerke in Betrieb genommen. Am 25. November 1985 wird das Kraftwerk Kahl abgeschaltet. Geblieben ist nur ein Acker.
Foto dpa/Uli_Deck
4 / 24
1965: Der Mehrzweckforschungsreaktor Karlsruhe geht in Betrieb. Er wird 1984 stillgelegt. Von 1971 bis 1991 gibt es in Karlsruhe zudem eine sogenannte Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktoranlage.
Foto dpa
5 / 24
1967: Das Zwischenlager Asse in Niedersachsen wird eingerichtet. Bis 1978 werden dort 125 000 Fässer mit 47 000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle eingelagert. Da das Bergwerk instabil ist, müssen die Abfälle heute zurückgeholt und das Bergwerk anschließend stillgelegt werden. Experten rechnen mit Kosten von bis zu sechs Milliarden Euro (Foto von 2015).
Foto dpa/Bernd Weissbrod
6 / 24
1969: Das erste kommerzielle AKW in Baden-Württemberg wird in Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis) eröffnet. Es läuft bis 2005 und ist heute bereits weit zurückgebaut (Bild von 2005).
Foto dpa/Jens Wolf
7 / 24
1971: Das Endlager der DDR in Morsleben (Sachsen-Anhalt) wird eingerichtet. Die Lagerung von Atommüll wird 1998 gestoppt. Inzwischen gilt das Lager als stark einsturzgefährdet. Die Kosten für die Schließung der Grube werden auf 1,2 Milliarden Euro geschätzt (Foto von 2009).
Foto dpa/Dick
8 / 24
1975: In Wyhl am Oberrhein soll ein AKW gebaut werden. Der bundesweit erste große Widerstand formiert sich. Die Anlage wird nicht gebaut (Foto von 1976, als Kernkraftgegner den damaligen Ministerpräsidenten Hans Filbinger bei einer Demo bedrängen).
Foto Horst Rudel
9 / 24
1976: Neckarwestheim I wird eingeweiht. Es geht 2011 außer Betrieb. Im Jahr 1989 folgt Neckarwestheim II, das jetzt am 15. April 2023 außer Betrieb geht (Foto von 1976).
Foto imago images/Friedrich Stark
10 / 24
1980: Die Gründung der Grünen am 13. Januar 1980 in Karlsruhe erfolgt auch als Reaktion auf den Atomkurs der Regierung.
Foto dpa/Uli_Deck
11 / 24
1980: Philippsburg I (Landkreis Karlsruhe) wird eingeweiht. Es geht 2011 außer Betrieb. Im Jahr 1985 kommt dann der zweite Block, Philippsburg II, hinzu. Er geht Ende 2019 außer Betrieb. (Foto von 1986)
Foto dpa/Markus_Beck
12 / 24
1980: Gorleben im Nordosten von Niedersachsen (die Region wird als Wendland bezeichnet) wird als Atommülllager eingerichtet. Über Jahrzehnte hinweg kommt es zu starken Protesten, etwa im bekannten Hüttendorf „Freie Republik Wendland“. Gorleben ist heute weiter in Betrieb. Dort lagern derzeit 113 von 420 möglichen Behältern mit Kernbrennstoffen. Als Endlager kommt es aber nicht mehr in Betracht.
Foto imago stock&people
13 / 24
1985: Der Bau der ersten deutschen Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf (in der Oberpfalz in Bayern) wird begonnen. Er wird von starken, teilweise auch gewalttätigen Protesten begleitet. Die Arbeiten werden 1989 eingestellt. Andere große Wiederaufbereitungsanlagen gehen in Deutschland nie in Betrieb: Die Anlage in Jülich in Nordrhein-Westfalen (Bauzeit 1970 bis 1983) funktioniert wegen technischer Probleme nie.
Foto Eastnews
14 / 24
1986: Am 26. April ereignet sich in Tschernobyl eine Reaktorkatastrophe. Der Reaktor explodiert, es wird massiv Radioaktivität freigesetzt.
Foto dpa/Kay_Nietfeld
15 / 24
1995: Die ersten Castor-Transporte aus den Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield (Großbritannien) und La Hague (Frankreich) nach Gorleben finden statt. Sie werden meist von Protesten begleitet. Das Foto von 1997 zeigt einen Castor-Behälter im Verladebahnhof in Dannenberg.
Foto dpa/Miguel Villagran
16 / 24
2002: Die rot-grüne Bundesregierung mit Kanzler Gerhard Schröder (rechts) und Vizekanzler Joschka Fischer beschließt das Ende der Atomstromproduktion. Jedes Kraftwerk soll nach einer Regellaufzeit von 32 Jahren außer Betrieb gehen.
Foto dpa/Sebastian Gollnow
17 / 24
2006: Das Zwischenlager in Neckarwestheim geht in Betrieb. Dort gibt es Platz für bis zu 151 Behälter. Derzeit lagern dort 94 Behälter. Die Betriebsgenehmigung läuft bis 2046. Auf dem Bild von 2017 ist ein Spezialschiff mit Castor-Behältern am AKW Neckarwestheim zu sehen.
Foto dpa/Uli Deck
18 / 24
2007: Das Zwischenlager Philippsburg geht in Betrieb. Dort gibt es Platz für bis zu 152 Behälter. 62 Plätze sind derzeit belegt. Die Betriebsgenehmigung läuft bis 2047. Das Foto von 2010 zeigt eine Außenaufnahme des Zwischenlagers.
Foto dpa/Julian Stratenschulte
19 / 24
2007: Der Bau des Endlagers Konrad bei Salzgitter in Niedersachsen beginnt. Es ist das einzige bisher genehmigte Endlager in Deutschland. Ab 2027 sollen dort allerdings nur schwach- und mittelradioaktive Abfälle tief unter der Erde eingelagert werden.
Foto dpa/Wolfgang Kumm
20 / 24
2010: Die Bundesregierung aus CDU/CSU und FDP nimmt den Atomausstieg zurück und verlängert die Laufzeiten der AKW um durchschnittlich zwölf Jahre, da die Kernenergie als „Brückentechnologie“ noch gebraucht werde. Dagegen demonstrieren Atomkraftgegner auch vor dem Bundeskanzleramt in Berlin.
Foto dpa
21 / 24
2011: Im japanischen Fukushima ereignet sich am 14. März eine weitere Reaktorkatastrophe. Die Bundesregierung aus CDU und FDP ändert daraufhin ihre Politik und beschließt den Atomausstieg.
Foto dpa/Sebastian Kahnert
22 / 24
2016: Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) wird gegründet, die ein neues Endlager suchen soll. Die Entscheidung für einen Standort kann nach derzeitigem Stand frühestens in den 2040er Jahren gefällt werden. Die Inbetriebnahme wird dann weitere rund 20 Jahre dauern (Foto von 2011 aus dem Lager Morsleben mit schwach und mittelradioaktiven Atommüll).
Foto dpa/Andy Ridder
23 / 24
2017: Die vier Betreiber von Kernkraftwerken – EnBW, RWE, Vattenfall und Eon – bezahlen 24,3 Milliarden Euro in einen Fonds ein und sind damit von allen weiteren Kosten für die Endlagerung befreit. Die Gesamtkosten des Atomausstiegs liegen laut der Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs bei 48,8 Milliarden Euro (in Preisen von 2014).
Foto dpa/Armin Weigel
24 / 24
2023: Die letzten drei deutschen Atomkraftwerke Neckarwestheim II, Emsland und Isar II gehen am 15. April außer Betrieb. Sechs Forschungs- oder Unterrichtsreaktoren, darunter Anlagen in Stuttgart, Ulm und Furtwangen, laufen weiter. Unter ihnen hat nur der Forschungsreaktor München II mit 20 Megawatt eine größere Leistung. Daneben bleibt die sichere Lagerung des Atommülls eine Aufgabe für Generationen (das Foto von 2003 zeigt den Kühlturm des Kernkraftwerks Isar II).