Biopharmaka aus Oberschwaben Laupheim konkurriert mit San Francisco
Oberschwaben ist einer der weltweit größten Standorte der Biopharmaindustrie, ein Markt, der rasant wächst. 12 500 Beschäftigte sind in diesem Bereich tätig. Dennoch ist die Bedeutung dieser Region für den Markt kaum bekannt.
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Foto Boehringer, Rentschler/Peter Oppenlaender, Teva Biotech (2), Vetter Pharma/Oliver Jung
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Ein Mitarbeiter von Teva Biotech in Ulm reinigt Antikörper.
Foto Rentschler/Peter Oppenlaender
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Rentschler – Die Anfänge des Unternehmens gehen auf das Jahr 1872 zurück, auf eine Apotheke von Gottlieb Müller in Laupheim. Später stieg der Schwiegersohn Erwin Rentschler ein und hatte während des Dienstes in der Silvesternacht die Idee zu einem Schmerzmittel unter dem Namen Melabon. Die Nachfrage stieg, die Apotheke wurde zu klein, also wurde ein Unternehmen gegründet Inzwischen ist der Franzose Frank Mathias Geschäftsführer des Unternehmens. Dieses gehört in der fünften Generation der Familie, die den Beirat anführt. Produziert werden Biopharmazeutika für andere Firmen. Dabei handelt es sich um Spezialitäten, nicht um Massenware. Der Umsatz liegt bei mehr als 200 Millionen Euro, und wächst derzeit um bis zu 30 Prozent. Beschäftigt werden 850 Mitarbeiter, ein weiterer Standort neben Laupheim ist Boston. 40 Prozent der Kunden kommen aus den USA.
Foto Teva Biotech
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Teva Biotech ist Teil des israelischen Teva-Konzerns. Dieser setzte zuletzt mit rund 43 000 Mitarbeitern knapp 17 Milliarden Euro um. Der Standort Ulm geht auf die 1973 gegründete Ratiopharm GmbH zurück, die inzwischen von Teva übernommen wurde. Teva selbst wurde 1901 im heutigen Israel gegründet. In Deutschland sind 2500 Beschäftigte tätig, hauptsächlich in Ulm. Seit 2004 werden in Ulm neben Generika auch biotechnologisch Arzneimittel hergestellt. Die Stadt soll die Biotech-Drehscheibe für den gesamten Konzern werden. Für 500 Millionen Euro entsteht derzeit eine Biotechanlage, die 2021 oder 2022 in Betrieb genommen werden soll. Dort sollen 300 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Ulm hat sich im Wettbewerb um die größte einzelne Investition des Konzerns gegen andere internationale Teva-Standorte durchgesetzt.
Foto Boehringer/Oliver Jung
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Boehringer Ingelheim – Der Standort Biberach des Konzerns Boehringer Ingelheim ist der größte Pharmahersteller in der ganzen Gegend. Der 1885 gegründete Konzern erzielte zuletzt einen Umsatz von rund 17,8 Milliarden Euro und beschäftigt knapp 50 000 Mitarbeiter, davon 15 600 in Deutschland. Rund 6500 Mitarbeiter sind in Biberach tätig. Dort ist die Konzernforschung angesiedelt. Außerdem sind in Biberach die 2500 Mitarbeiter tätig, die sich mit der Erzeugung biopharmazeutischer Produkte beschäftigen. Etwa 200 Mitarbeiter hat dieser Bereich auch in China. „Die Präsenz dort ist unglaublich wichtig“, sagt Uwe Bücheler, der Geschäftsführer für Biotechnik. Nächstes Jahr soll in Biberach ein neues Entwicklungszentrum in Betrieb genommen werden. In dieses werden 230 Millionen Euro investiert. Die Tendenz geht nach Meinung des Geschäftsführers von chemischen hin zu biologischen Wirkstoffen.
Foto Vetter
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Vetter – Auch die Vetter Pharma GmbH in Ravensburg geht auf eine Apotheke zurück. Das Unternehmen ist in zweiter Generation in der Hand der Familie. „Unser höchstes Gut ist die Qualität“, sagt Klaus Feußner, der Leiter des Entwicklungsbereichs. Entsprechend langwierig ist die Prozedur, bis die Mitarbeiter die Kleidung angezogen haben, mit der sie erst in die verschiedenen Reinräume dürfen. Vetter stellt keine eigenen Produkte her. Die Ravensburger füllen für andere Unternehmen Wirkstoffe wie Flüssigkeiten in Fläschchen und Spritzen ab oder reichern die Wirkstoffe mit anderen Stoffen an. 80 Prozent der Produkte, mit denen Vetter umgeht, sind biologische Wirkstoffe. Der Umsatz liegt bei rund 600 Millionen Euro, im vergangenen Jahr gab es nach den Zahlen ein Plus um zehn Prozent. Beschäftigt werden 4900 Mitarbeiter. In seinem Bereich sieht sich Vetter als Weltmarktführer.