Fußball-WM der Frauen Marta: Alter schützt vor Toren nicht
Die 33-jährige Brasilianerin erzielt ihr 16. Tor bei der WM. Doch ihre Zeit scheint abgelaufen – wie auch die große Zeit der in die Jahre gekommenen Seleção. Oder doch nicht?
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Marta (links) bejubelt ihren Treffer
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Marta (33 Jahre/Sturm/Brasilien): Sie ist noch immer am Ball, und nicht nur das: Marta, die vor 17 Jahren in Länderspiel-Debüt für Brasilien gab, zählt noch immer zu den Topstars der Frauenfußball-Szene. Sechsmal war die Stürmerin Weltfußballerin, sie war bereits WM-Torschützenkönigin sowie beste WM-Spielerin, sie ist WM-Rekordtorschützin mit 15 Treffern – nur den WM-Titel hat Marta noch nie gewonnen. Seit 2017 spielt die 33-Jährige bei Orlando Pride in den USA, wo sie etwa 350.000 Euro pro Saison verdienen soll; zuvor kickte sie fünf Jahre in Schweden. Für Marta, die in 127 Länderspielen 116 Tore für die Selecao erzielte, spricht die immense Erfahrung. Seit März 2017 besitzt sie neben der brasilianischen auch die schwedische Staatsbürgerschaft.
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Dzenifer Marozsan (27/Mittelfeld/Deutschland): Für Dzenifer Marozsan ist das Jahr 2019 ein grandioses: Die 25-Jährige holte mit Olympique Lyon das Triple aus französischer Meisterschaft, französischen Pokalsieg sowie den Triumph in der Champions League, darüber hinaus wurde die gebürtige Budapesterin zur französischen Fußballerin des Jahres gewählt. Dass die WM nun auf französischen Boden stattfindet, könnte ein gutes Omen für die Mittelfeldspielerin sein, die 90 Länderspiele für Deutschland absolvierte und dabei 32-mal traf. Dzenifer Marozsan hat im Fußball alles schon gewonnen, inklusive des Olympiasieges 2016, nur den WM-Pokal durfte sie noch nicht nach oben stemmen. „Das Finale in Lyon zu erreichen wäre mein absoluter Traum“, sagt sie und fügt hinzu: „Und es zu gewinnen.“ Marozsan vereint Technik und Athletik. Sie kann den Ball streicheln, ihn sanft und punktgenau zur Mitspielerin stupsen, sie kann aber auch brachial draufhauen wie ein Schmied und die Kugel ins Tor hämmern.
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Alex Morgan (29/Sturm/USA): Alexandra Morgan hat die beiden größten Erfolge für eine Fußballerin schon erlebt: 2012 war sie Olympiasiegerin mit den USA, 2015 wurde sie mit dem US-Team Weltmeisterin. Mit ihrer Trefferquote von 101 Toren in 160 Länderspielen belegt, dass die 29-Jährige weiß, wo eine Stürmerin im Strafraum auftauchen muss. Die USA, die im vergangenen Jahr in allen 20 Länderspielen unbesiegt geblieben sind, zählen zweifellos zu den Mitfavoriten – trotz des Fluchs, der offenbar auf dem Titelverteidiger lastet. „Ich sehe das Problem zwar, doch ich mache mir keine Sorgen“, sagt Alex Morgan, „seit 2015 sind sehr viele neue Spielerinnen ins Team gekommen – die bringen eine große Energie und Entschlossenheit mit, die auf uns Altgediente sehr ansteckend wirkt.“ Die Fußballerin ist auch schriftstellerisch als Autorin von Kinder- und Jugendbüchern aktiv, und sie fiel auch schon sehr negativ auf: 2017 flog die Nationalspielerin betrunken aus Disney World in Orlando, sie wurde nach einem angeblich acht Stunden andauernden Saufgelage mit Freunden von Hilfssheriffs aus der Anlage geschmissen.
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Amandine Henry (29/Mittelfeld/Frankreich): Die Kapitänin der Equipe tricolore war elfmal französische Meisterin sowie sechsmal Pokalsiegerin, fünfmal gewann sie die Champions League – insgesamt hat Amandine Henry schon 22 Titel gesammelt, nun soll im eigenen Land die Krönung zur Weltmeisterin folgen. Die Frauen möchten es schließlich den Männern nachmachen, denen dies 1998 bereits gelungen ist und die 2018 in Russland erneut triumphierten. „Torhüter Hugo Lloris hat mir von dieser Erfahrung erzählt”, sagte die 29-Jährige, „aber wir müssen unsere eigene Geschichte schreiben, dennoch sind die Männer ein gutes Vorbild, dem wir möglichst folgen sollten.” Die Frau aus Lille ist eine Spielerin mit einer Gewinner-Mentalität und besessen von Fußball - wegen Henry gehört Frankreich für viele Experten und Fans zu den Titelkandidaten. Wie Alex Morgan schreibt Amandine Henry auch Kinderbücher, zuletzt kam „Glaube an deinen Traum“ heraus. „Ich habe dieses Buch geschrieben, weil es für mich wichtig ist, ein Vorbild für unsere Zukunft zu sein”, erzählte sie, „als ich jung war, hätte ich gerne die Meinung von älteren Spielern gehabt. Ich hoffe, dass mein Buch dabei helfen kann.”
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Lieke Martens (24/Sturm/Niederlande): Vor zwei Jahren ging der Stern der Niederländerin auf – sie wurde in ihrem Heimatland Europameisterin, danach wurde sie erst zu Europas Fußballerin des Jahres gewählt, wenig später dann auch noch zur Weltfußballerin. Seit 2017 spielt die 26-Jährige für den FC Barcelona, wo sie schätzungsweise 200.000 Euro pro Saison verdient; in der Saison 2012/2013 hatte die Stürmerin beim FCR Duisburg in der Bundesliga gespielt. Lieke Martens hatte sich nach oben gearbeitet. Die Niederländerin lernte das Kicken mit Jungs, erst mit ihrem älteren Bruder und danach in männlichen Jugendmannschaften – mit 16 ging es zum SC Heerenveen, wo sie im Damen-Team spielte. Ende der 1990er Jahre eiferte sie Ronaldinho nach und wollte eines Tages im Männer-Team von Ajax Amsterdam spielen. „Damals war der Frauenfußball noch nicht so populär“, erzählte sie, „heute können Mädchen den Weg anderer betrachten, sie haben Idole und wissen, dass sie eines Tages bei Ajax, Barcelona oder Manchester City spielen könnten. Ich konnte das nicht.“ Die Flügelflitzerin gilt als ausgesprochen dribbelstark und versteht es hervorragend, das Spiel zu lesen und den Rhythmus vorzugeben.
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Carli Lloyd (36/Sturm/USA): Die US-Amerikanerin ist eine Dauerbrennerin wie Marta – Lloyd spielt seit 2005 in der US-Mannschaft, mittlerweile bringt sie es auf 271 Länderspiele, dabei gelangen ihr 107 Treffer. Und Erfolge hat die Stürmerin, die für den Sky Blue FC (nahe New York) spielt, ebenfalls gesammelt: 2008 und 2012 wurde sie im Olympischen Fußball-Turnier jeweils mit Gold dekoriert, nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2015 wurde sie zur besten Spielerin des Turniers sowie 2015 und 2016 zur Weltfußballerin des Jahres gewählt. „Ich befinde mich in der Spätphase der Karriere“, sagt sie, „aber der Glaube in meine Leistung ist größer als jemals vorher in meinem Leben.“ 2016 heiratete Carli Lloyd in Puerto Morelos (Mexiko) den Golfprofi Brian Hollins.
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Wendie Renard (28/Abwehr/Frankreich): Geboren 1990 auf Martinique, holte sie Trainer Farid Benstiti bereits als 16-Jährige zum Frauenteam von Olympique Lyon, wo sie noch in der gleichen Saison ihr Debüt in der höchsten französischen Spielklasse gab. Seit der Saison 2007/2008 gehört sie zur Stammelf von Olympique und war an sämtlichen Titeln des Vereins beteiligt: 13 französische Meistertitel in Serie sowie sieben Pokalsiege, darüber hinaus gewann sie die Champions League sechsmal. Im Trikot der Equipe tricolore absolvierte die Defensivspezialistin 108 Einsätze und erzielte 20 Tore. Wendie Renard nahm an zwei Welt- und zwei Europameisterschaften sowie an zwei Olympischen Spielen teil – doch nie brachte sie einen Titel mit nach Hause.
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Saki Kumagai (28/Abwehr/Japan): Die Japanerin kam im Mai 2011 nach Europa und schloss sich dem deutschen Pokalsieger 1. FFC Frankfurt an. Mit dem Club erreichte sie 2012 das Finale der Champions League, das die Frankfurter gegen Olympique Lyon 0:2 verloren. Zur Saison 2013/14 wechselte Kumagai zu Olympique und triumphierte drei Jahre in Folge in der Königsklasse. Bei der WM 2011 in Deutschland erzielte die Verteidigerin im Finale gegen die USA das dritte Tor im Elfmeterschießen, was den Triumph des Asiatinnen bedeutete. Bei den Olympischen Spielen 2012 verloren die Japanerinnen das Finale gegen die USA mit 1:2, so dass Kumagai mit Silber ausgezeichnet wurde. Kumagai, die bei der WM 2019 ihr Team als Kapitänin aufs Feld führt, spricht mittlerweile neben Japanisch auch Deutsch und Französisch.
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Megan Rapinoe (33/Mittelfeld/USA): Die 33-Jährige bestreitet in Frankreich bereits ihr drittes WM-Turnier – bei den beiden Titelkämpfen zuvor stand sie jeweils im Finale: 2011 wurde sie Vizeweltmeisterin, 2015 gewann sie mit dem US-Team den Titel. Beim SheBelieves Cup 2019 bestritt Rapinoe am 4. April beim 5:3-Sieg gegen Australien ihr 150. Länderspiel und erzielte das 3:2. Die Mittelfeldspielerin sorgt durch private Vorkommnisse außerhalb des Platzes häufig für Aufsehen. Im Juli 2012 bekannte sie sich öffentlich zu ihrer Homosexualität und ihrer damaligen Lebensgefährtin, der australischen Fußballnationalspielerin Sarah Walsh. Im August 2015 gab Rapinoe ihre Verlobung mit der US-amerikanischen Sängerin Sera Cahoone bekannt. Seit Herbst 2016 ist Rapinoe in einer Beziehung mit der Basketballspielerin Sue Bird, mit der sie als erstes homosexuelles Paar für die Body Issue des ESPN-Magazins Modell stand.
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Melanie Maier (26/Abwehr/Deutschland): Auch eine Frau aus der Region geht in Frankreich auf Titeljagd. Die gebürtige Stuttgarterin begann ihre Karriere mit sieben Jahren beim TV Aldingen. Mit einer Sondergenehmigung durfte sie bis zur B-Jugend in einer Jungenmannschaft spielen. Im Januar 2009 wechselte Maier zum Zweitligisten VfL Sindelfingen, 2010 wechselte die Abwehrspielerin in die Bundesliga zum SC 07 Bad Neuenahr. Von 2013 bis Ende dieser Saison spielte Maier beim FC Bayern München, nach der WM wechselt sie nach London zum FC Arsenal. „Es war schon immer mein Traum, im Ausland zu spielen. Die Women’s Super League hat sich toll entwickelt, daher ist es eine große Ehre, bei Arsenal zu sein“, sagt die Außenverteidigerin. Ihren ersten Einsatz im Nationalteam hatte sie im Testspiel am 13. Februar 2013 in Straßburg beim 3:3 gegen Frankreich. Der größte sportliche Erfolg von Leonie Maier war der Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen von Rio 2016. Bislang absolvierte sie 69 Länderspiele und erzielte zehn Treffer.
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Ada Hegerberg (23/Sturm/Norwegen): Der aktuell wohl größte Star im Frauenfußball ist in Frankreich nicht am Ball – Norwegen mischt zwar mit, doch Hegerberg, die seit 2014 bei Olympique Lyon spielt und die 2018 mit dem Ballon d’Or als Weltfußballerin ausgezeichnet wurde, tritt seit 2017 nicht für ihr Land an – sie protestiert damit gegen den norwegischen Verband, weil sie eine gleiche Bezahlung für männliche und weibliche Fußball-Profis fordert. Der Verband hat eingelenkt und die Prämien für Nationalspielerinnen von 316 000 auf 612 000 Euro fast verdoppelt – doch Ada Hegerberg traut dem Verband noch immer nicht und wird bei der WM lediglich als TV-Expertin auftauchen.