Galerie des Gruselkinos Wenn die Mumie erwacht
Archäologisch hat Ägypten gerade Aufregendes zu bieten. Eine gute Gelegenheit, an seine ältesten Kinobotschafter zu erinnern. Unsere Bildergalerie führt durch den Mumiengrusel.
42 Bilder
Foto imago images/Ronald Grant/Mary Evans Picture Library
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Kaum wiederzuerkennen: Christopher Lee wurde 1959 für „Die Rache der Pharaonen“ zur Mumie.
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Fraglos der Oberpharao aller Mumienfilme: Karl Freunds „The Mummy“ aus dem Jahr 1932, mit Boris Karloff als Monstrum Imhotep.
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Das Hollywood-Studio Universal hatte gerade mit „Dracula“ und „Frankenstein“ das Horrorkino neu erfunden und machte mit „The Mummy“ weiter. Im Jahr darauf folgte „Der Unsichtbare“.
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Acht Stunden dauerte es, bis der große Schminkkünstler Jack P. Pierce Karloff ganz zur Mumie gemacht hatte und vor die Kamera schicken konnte, einen Tortur für alle Beteiligten.
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Trotzdem setzte der Regisseur Karl Freund, eigentlich einer der großen Kameramänner schon der Stummfilmzeit, nicht alles auf den Effekt er Maske. Im Gegenteil, sein Film lebt von poetischen Licht- und Kamerawirkungen, er gilt zurecht als Gruselgedicht.
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Noch eindrucksvoller als die bandagenvariante: Karloff als wiedererstarkter Imhotep mit herrischem Blick.
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Das Originalplakat zu „The Mummy“ geht auf Auktionen zu Wahnsinnpreisen weg. Einen Zeit lang hielt es den Rekord für Filmplakatpreise.
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Angefangen hat der Mumiengrusel aber nicht erst 1932. In etlichen Stummfilmen, hier etwa in Ernst Lubitschs „Die Augen der Mumie Ma“ von 1918 mit Emil Jannings und Pola Negri, machte sich das alte Ägypten über die Gegenwart her. Universal griff also eine altbewährte Tradition der Gänsehauterzeugung auf.
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Filmhistoriker und Gruselkenner rätseln bis heute, wie mit der Mumie wohl weiter gegangen wäre. Die Entwürfe für einen zweiten Film mit Kalroff lagen schon in der Schublade, als die Zensur auf breiter Front. Nach Jahren des Quengelns, Hetzens und Lamentieren setzten sich Tugendwächter und zwangen dem verruchten Hollywood neue Regeln auf. Universals Horrorkino galt nun als zu düster, morbid und zu sexuell aufgeladen. das Studio brauchte Jahre, um einen neuen Kurs zu finden. Seine Mumie kam erst 1940 in „The Mummy’s Hand“ wieder auf die Leinwand.
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Noch immer war Jack P. Pierce für die Maske zuständig, aber vor ihm saß nicht mehr Boris Karloff, sondern der eigentlich auf Western spezialisierte Tom Tyler.
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Tom Tyler schlug sich dafür, dass er kein Pferd unter dem Hintern und keinen Colt an der Hüfte hatte, ganz wacker. Aber der ganze Film bleibt – wie die Nachfolger – weit entfernt von der dunklen Poesie des Karloff-Originals.
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Womit auch „The Mummy’s Hand“ stellenweise punktet: mit Hollywoods romantisch verspielter Verkitschung ägyptischen Dekors.
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Schon 1942 geht es weiter mit der reihe, mit „The Mummy’s Tomb“. Diesmal spielt Lon Chaney jr., der Sohn eines Megastars der Stummfilmtage, die Mumie.
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Lon Chaney jr, wirkt entschieden unglücklich als Mumie Kharis, die eine Grabschändung rächen will. Er scheint zu ahnen, dass er sich gerade die Karrriere ruiniert. Nach spektakulären Auftritten in „Von Mäusen und Menschen“ (1939) und „Der Wolfsmensch“ (1941) schienen ihm viele Wege offen, nach der Mumienrolle ging es schon wieder bergab.
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Lon Chaney jr. bekommt es noch einmal vorgeführt: Er verbrennt sich gerade.
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Eine der fast unverzichtbaren Standardszenen des Routine-Gruselkinos: das Monster trägt die schöne Frau.
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1944 ist endgültig klar: Universal erwartet von der Mumie nichts Großes mehr. „The Mummy’s Ghost“ geht davon aus, dass die Leute alle paar Jahre einen Eingewickelten sehen wollen, und den bekommen sie zu den vertretbaren Produktionskosten eines B-Films. Die Aushangbilder sind farbig, die Filme selbst schwarz-weiß, so kann man auch mal eine Szene aus dem Karloff-Film hineinschneiden.
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Die Mumie spielt erneut Lon Chaney jr. Hier erschreckt er gerade Oscar O’Shea, mit dem er schon in Lewis Milestones „Von Mäusen und Menschen“ gearbeitet hatte. Für beide möglicherweise eine melancholische Erinnerung.
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„The Mummy’s Ghost“ hat das bislang dünnste Drehbuch und mit Fließbandkurbler Reginald Le Borg den uninspiriertesten Regisseur der Reihe. Lon Chaney jr, vor wenigen Jahren noch voller Hoffnung für seine Karriere, steht mit dem Rücken zur Wand.
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Eine Stimmung von „Jetzt ist vollends alles egal“ scheint die Entscheider bei Universal ergriffen zu haben.
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Lon Chaney jr, steckt ein drittes Mal unter den Binden. Wünscht er sich gerade, er hätte das Skript ablehnen können? In nur 12 Drehtagen in den übrig gebliebenen Kulissen anderer Filme kann kein Klassiker entstehen. Andererseits beträgt sein Lohn für den Mumienauftritt 8000 Dollar – damals eine beträchtliche Summe.
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Den Begriff Gender Pay Gap kennt Hollywood damals noch nicht einmal. Der 8000-Dollar-Mann Lon Chaney jr. hält seinen weiblichen Co-Star Virginia Christine im Arm: Christine bekommt für den Dreh 541 Dollar und 67 Cent.
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Was macht man mit Franchises, die man verschlissen hat? Man macht sich selbst darüber lustig. In den späten Vierzigern und Fünfzigern lässt Universal das Klamaukduo Bud Abbott und Lou Costello auch auf seine klassischen Monster los. 1955 ist die Mumie dran.
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In „Abbott and Costello Meet The Mummy“ spielt nicht mehr Lon Chaney jr die Mumie, sondern Eddie Parker. Der hatte 1942 in „The Mummy’s Tomb“ ohne Namensnennung einige Stunts absolviert.
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Den lauten Humor der Abbott-und-Costello-Filme mag man, oder man mag ihn nicht. Kommt man damit klar, ist dies einer der besseren Filme im Werk des Duos. Und diese Szene ist im Film sehr viel jugendfreier und keuscher als sie auf dem Foto aussieht.
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Die Heimat des klassischen Kinohorrors verlagert sich in den 50er Jahren von Hollywood nach England. Dort probieren die Hammer Studios, was sich aus Dracula, Frankenstein und den anderen noch machen ließe. 1959 durfte die Mumie wieder aus dem Sarkophag.
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Christopher Lee spielt die Mumie, und auf diesem Bild schaut er so traurig um seine Karriere besorgt drein wie Lon Chaney jr. Das täuscht. Lee, der gerade für Hammer einen klassischen Dracula hingelegt hatte, glänzte auch als ägyptischer Rückkehrer von den Toten. Mit ihm, das war klar, hatte das Horrorkino einen seiner großen Stars überhaupt gefunden.
Foto Foto: Imago/Mary Evans
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Hammer hielt wenig davon, ein bewährtes Team zu trennen. Hier ringt Peter Cushing mit Christopher Lee, der schon als Van Helsing gegen Lees Dracula angetreten war und das noch einige Male tun würde.
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1964 schiebt Hammer „The Curse of the Mummy’s Tomb“ nach. eher solide als inspiriert, urteilt die Kritik, und mit dem Vorgänger nicht zu vergleichen. Diesmal spielt Dickie Owen die Mumie, der keine lange Filmkarriere mehr vor sich hatte, aber ein weiteres Mal die Mumie werden sollte.
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In „The Mummy’s Shroud“ von 1967 geht Dickie Owen als Mumie in die Knie. Der Film ist so trostlos albern wie dieses Foto, die Kritiker hassen ihn. „Müder Unfug“ ist noch eine der freundlichen Formulierungen. Owen arbeitet noch ein paar kleine Aufträge ab, dann sagt er dem Filmleben Adieu und setzt sich in einer Taxizentrale ans Telefon,.
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Ende der Sechziger reagierte Hammer freudig auf den gesellschaftlichen Wandel. Die erotischen Signale in den Filmen wurden deutlicher. In „Blood from the Mummy’s Tomb“ von 1971 kehrte kein alter Zausel ins Leben zurück, sondern eine Femme fatale aus Pharaonentagen: gespielt von Valerie Leon.
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Vielleicht übertrieb man es mit der sexuellen Symbolik manchmal ein wenig. Aber dafür, dass Hauptdarsteller Peter Cushing eines Trauerfalls wegen abgesagt hatte und der Regisseur nach einem tödlichen Herzinfarkt ebenfalls ausgetauscht werden musste, ist „Blood from the Mummy’s Tomb“ (in Deutschland: „Das Grab der blutigen Mumie“ ein ansehnlicher Film geworden. Es war aber Hammers letzter Mumienfilm.
Foto Foto: Imago/Mary Evans
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Lange Zeit schienen die Mumien nichts mehr, was ein größeres Studio einem modernen Publikum anbieten würde. Aber in Hollywood findet sich dann doch immer jemand, der sein Glück mit einem ganz alten Stoff versucht. In den Neunzigern ging Universal das Risiko ein. Der Horrorautor Clive Barker und der legendäre Horror-Regisseur George A. Romero wurden zu Rate gezogen, aber mehr und mehr war man bei Universal überzeugt, dass das Heil vor allem in den sich immer weiter entwickelnden Computertricks läge. 1999 legte der Regisseur Stephen Sommers „The Mummy“ vor.
Foto Foto: Imago/Mary Evans
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Die Hauptdarsteller Brendan Fraser und Rachel Weisz wirkten wie das ironische Zitat alter Hollywood-Heroen. Das funktionierte für ein Post-Indiana-Jones-Publikum ganz gut.
Foto Foto: Imago/Mary Evans
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Arnold Vosloo gab im Remake des 32er-Films den auferstehenden Imhotep. Beziehungsweise: der Computer gab ihn in entscheidenden Szenen.
Foto Foto: Imago/Universal
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Wie viele Filme von damals hat „The Mummy“ ein Problem: die einst spektakulären Computertricks überzeugen verwöhnte heutige Augen nicht mehr ganz. Aber sie altern nicht so charmant wie die handgemachten Schmink- und Puppentricks von einst.
Foto Foto: Imago/Mary Evans
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Das Sequel „The Mummy Returns“ von 2001 warf noch viel mehr CGI ins Feld als der Vorgänger.
Foto Foto: Imago
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Die Mumie schaut so grimmig, als sei ihr klar: dieses Franchise ist schon wieder dabei, vom Weg abzukommen.
Foto Foto: Imago/Mary Evans
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Tatsächlich aber barg „The Mummy Returns“ nun den Keim eines neuen Franchise: Dwayne „The Rock“ Johnson spielte den Scorpion King. Der bekam danach einen eigenen Kinofilm sowie vier weitere Direct-to-Video-Auftritte. In den Video-Billigheimern trat Johnson aber nicht mehr auf, er war da schon ein zu großer Star.
Foto Foto: Imago/Zuma Press
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2017 erinnerte sich Universal an eine Lektion der Hammer Studios: Mumien müssen nicht immer männlich sein. In „The Mummy“ spielte Sofia Boutella die zaubermächtige Ahmanet, die mit unserer Gegenwart aufräumen will.
Foto Foto: Imago/Zuma Press
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Universal hatte diesmal keine Billigproduktion im Sinn. Als männliche Stars hatte man Tom Cruise und Russell Crowe geheuert. seltsam, dass man die Regie dem auf dieser Position relativ unerfahrenen Alex Kurtzman zugetraut hatte, einem allerdings erfahrenen Drehbuchautor aus der Fantastik-Ecke. Das Ergebnis mochten weder die Kritiker noch das Publikum.
Foto Foto: Imago/Hollywood Photo Archive/Colin Slater
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Ist das Mumien-Kino also endgültig tot? Die letzten 126 Jahre Filmgeschichte legen nahe, dass man darauf lieber nicht wetten sollte. Irgendwo sitzt vielleicht schon jemand und liest sich fest an einem Drehbuch, das eine frische Idee für die zähen Gesellen aus Ägypten hat.