Gegner des VfB Stuttgart Ikone des 1. FC Heidenheim: So tickt Marc Schnatterer
Warum der langjährige Kapitän Marc Schnatterer den 1. FC Heidenheim so ideal verkörpert wie kein Zweiter – und welche Optionen der 33-Jährige für die Zeit nach der Karriere hat.
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Immer voller Einsatz: Heidenheims Kapitän Marc Schnatterer
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Der Auftakt: Lange sah es so aus, als ob der 1. FC Heidenheim am ersten Zweitliga-Spieltag dieser Saison eine Niederlage kassiert – doch Marc Schnatterer (Mitte), Denis Thomalla (links) und Kollegen drehten die Partie beim Aufsteiger VfL Osnabrück dann doch noch. Bis zur 74. Minute lag der 1. FCH hinten, das Team spielte nicht gut, doch dann trafen Sebastian Griesbeck, Robert Leipertz und der neue Stürmer David Otto zum 3:1-Erfolg.
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Das Urgestein I: Der Weg des Trainers Frank Schmidt begann mit einem Anruf von Holger Sanwald – dem Mann, der 1994 noch Abteilungsleiter Fußball war und heute Vorstandschef des 1. FC Heidenheim ist. Damals, im Jahr 2007, spielte Heidenheim noch in der fünften Liga, und Schmidt hatte gerade seine Karriere beendet. Neben dem Fußball war er vier Jahre als Devisenhändler für den Hauptsponsor tätig gewesen. Nun wollte der gebürtige Heidenheimer im Versicherungsbüro eines Kumpels einsteigen. Oder besser: er versprach es ihm. Dann aber kam der Anruf Sanwalds. Der FCH steckte in einer Krise und suchte einen neuen Trainer. Schmidt willigte ein, den Job für zwei Wochen zu übernehmen. Er gewann beide Spiele – und durfte bleiben, erst bis zur Winterpause, dann dauerhaft, bis heute. Schmidt ist mittlerweile der dienstälteste Trainer im deutschen Profifußball – und hat den 1. FCH nach mehreren Aufstiegen längst in der zweiten Liga etabliert.
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Das Urgestein II: Im Jahr 2008 war Michael Ballack noch Kapitän der Nationalelf, und zwei Typen, die später bei ihren Clubs zu Legenden wurden, absolvierten dort jeweils ihr erstes Jahr. Franck Ribéry kam zum FC Bayern. Und Marc Schnatterer nach Heidenheim. Ribéry hörte nun auf in München, Schnatterer dagegen ist noch immer da. Und wie. Torgarant, Vorlagengeber, Standardwaffe, der verlängerte Arm des Trainers Frank Schmidt – Schnatterer ist längst eine Legende in Heidenheim. Ein Kapitän mit Kultstatus. Dabei lief es zu Beginn gar nicht rund. Schnatterer hatte gerade zwei enttäuschende Jahre beim Karlsruher SC II hinter sich. Der 1. FCH hatte ihn schon vor dem Engagement von 2008 an gewollt, nun stand der Clubboss Holger Sanwald wieder auf der Matte. Und diese Hartnäckigkeit verfehlte ihre Wirkung nicht. „Andere Angebote haben dann eigentlich keine Rolle mehr gespielt“, erinnert sich Schnatterer, der aber auch zugibt: „Es war ja damals auch nicht so, dass ich zehn Paar Schuhe zur Auswahl gehabt hätte.“ Also Heidenheim im Jahr 2008 – doch schon wenig später gab es eine Art Sinnkrise. Wäre ein Studium nicht die bessere Wahl? Bietet ein normales Leben nicht mehr Sicherheit? „Ich habe mir die Frage gestellt, ob der Fußball wirklich das ist, worin ich meine Zukunft sehe“, sagt Schnatterer – und es bedurfte eines grundlegenden Gesprächs mit Holger Sanwald, ihn in der Entscheidung pro Fußball zu bestärken. „Es war ganz wichtig, dass wir uns damals ausgesprochen haben“, erinnert sich der Kicker, „danach habe ich mich voll auf den Fußball konzentriert.“ Und Sanwald sollte recht behalten mit seinem damals gesprochenen Satz: „Ehen, die so beginnen, halten meistens am längsten.“ Von der Regionalliga ging es in die dritte Liga, fünf Jahre später stieg der 1. FCH in die zweite Liga auf. Und Schnatterer wurde kein Student. Sondern eine lebende Legende.
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Das größte Spiel: FC Bayern München gegen den 1. FC Heidenheim – eine klare Sache? Ganz und gar nicht. Im Viertelfinale des DFB-Pokals Anfang April dieses Jahres liefern sich die Teams ein Spiel, das im schieren Fußballwahnsinn endet. Und das liegt nicht nur an den neun Toren. Der 1. FC Heidenheim schnuppert an der Sensation – am Ende siegt dann doch der große FCB. Es war ein Abend für die Geschichtsbücher. Ein Neun-Tore-Drama aus der Kategorie „Irrsinn“ und „Unfassbar“. „Dass wir eine harte erkämpfte 4:2-Führung wieder hergeben, kann uns natürlich nicht gefallen“, sagte Bayern-Star Thomas Müller nach der denkwürdigen Partie, die alles zu bieten hatte: Erst 1:0 für Bayern, dann Rot gegen Innenverteidiger Niklas Süle, 1:2, plötzlich 4:2, Ausgleich Heidenheim zum 4:4, 5:4 - langweilig wurde es den 75 000 Zuschauern, darunter knapp 10 000 Heidenheimer, nie. Erst Robert Lewandowski sorgte in der 84. Minute per Handelfmeter für die Entscheidung. Und am Ende war der kleine 1. FCH trotz der Niederlage riesengroß – und bundesweit in aller Munde nach dem sensationellen Auftritt.
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Der Abgang: Jetzt ist die Sache also durch: Torjäger Robert Glatzel verlässt den 1. FC Heidenheim und wechselt in die englische Championship zu Cardiff City (zweite Liga). Der Angreifer schoss in der vergangenen Saison 13 Zweitliga-Tore für den FCH und schnürte einen Dreierpack im legendären DFB-Pokalspiel beim FC Bayern (4:5). Nach zwei Jahren beim 1. FC Kaiserslautern und zwei weiteren Spielzeiten in Heidenheim verlässt Glatzel nun den deutschen Profifußball und versucht sein Glück erstmals in seiner Karriere im Ausland. Der 25-jährige gebürtige Münchner schließt sich für die aus FCH-Sicht Rekordablösesumme von rund sechs Millionen Euro Cardiff an und erhält einen Dreijahresvertrag bei den Bluebirds. Der Offensivmann war vertraglich noch bis kommenden Sommer auf der Alb gebunden. Glatzel ist neben Offensivmann Nikola Dovedan (zum 1. FC Nürnberg) und Mittelfeldspieler Robert Andrich (Union Berlin) der dritte Leistungsträger, der den 1. FCH in diesem Sommer verlassen hat.
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Der größte Sieg: Es war das größte Spiel der Heidenheimer Vereinsgeschichte (bis zum 4:5 im Pokal beim FC Bayern in diesem Jahr). Zweite Liga, zu Gast beim großen VfB, ein Sommerabend im September in der großen Stuttgarter Arena. Mehr geht nicht – dachten alle Heidenheimer vor dem Spiel im Spätsommer 2016. Hinterher waren sie schlauer – denn sie hatten sogar noch gewonnen. Der sensationelle 2:1-Auswärtssieg wird immer einer der großen Höhepunkte in der Clubhistorie bleiben. Auch, weil die Jungs von Frank Schmidt sich den Überraschungscoup mit einer mutigen Leistung verdienten und es kein glücklicher Dreier war. Mehr als 5000 Fans waren von der Ostalb angereist, so viele wie noch nie bei einem Heidenheimer Auswärtsspiel. „Dieses Bild, dieser volle Gästeblock in Stuttgart, das werde ich nie vergessen“, sagt der Trainer Frank Schmidt im Rückblick.