Gerechtigkeit im Kapitalismus Pro und Kontra Ungleichheit in der deutschen Gesellschaft
Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. So ist häufig zu hören. Stimmt das? Und wenn, ja, ist das wirklich so schlimm? Ein Pro und Kontra zum Thema.
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Laut einer Erhebung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung besitzen die oberen zehn Prozent der Bürger 56 Prozent des Nettovermögens. Den unteren 50 Prozent der Bürger gehören nur 1,3 Prozent des Vermögens. Was Wissenschaftler und Philosophen zum Thema sagen, erfahren Sie in unserer Bildergalerie.
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Platon (427–347 v. Chr.): Im idealen Staat erhält jeder (männliche) Bürger per Los ein Startguthaben. Wer mehr leistet, darf auch mehr besitzen, sagt der griechische Philosoph. Gerecht ist die Gesellschaft aber nur, wenn der Reiche maximal das Vierfache des Startguthabens besitzt. Aller weiterer Besitz soll an Staat und Schutzgötter abgegeben werden, heißt es in „Nomoi“. Eine Art Reichensteuer hielte Platon also für moralisch geboten.
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Adam Smith (1723–1790): Der schottische Philosoph würde für soziale Durchlässigkeit plädieren, dass also der Erfolg einer Karriere von der Leistung abhängt und nicht von Stand und Geburt, sprich: nicht davon, dass Eltern Beziehungen spielen lassen, damit das Kind etwas wird, oder ihm einen Posten „erkaufen“. Ansonsten aber heißt es: freier Markt für freie Bürger. Der Staat soll sich heraushalten beim Versuch des Menschen, zu Geld und Wohlstand zu kommen. Was er lediglich zu tun hat, ist, die Voraussetzung zu schaffen, dass mündige Akteure sich im freien Wettbewerb ökonomisch entfalten können.
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Karl Marx (1818–1883): Geld hat sich zum Fetisch entwickelt, der Kapitalismus führt dazu, dass der Kapitalist den Arbeiter ausbeutet, um, salopp gesagt, sinnlos viel Geld anzuhäufen. Ziel muss die Abschaffung von Klassen sein, sagt der deutsche Philosoph. In der kommunistischen Gesellschaft läuft es dann so: Der Arbeiter erhält eine Bescheinigung für seine geleistete Arbeit und bekommt dafür dieselbe Menge, den adäquaten Teil von Konsumtionsmitteln von der Gesellschaft zurück.
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Milton Friedman (1912–2006): Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler sagt, persönliche und wirtschaftliche Freiheit seien untrennbar miteinander verknüpft. Jegliche Eingriffe durch den Staat sollten vermieden werden. Der Wohlfahrtsstaat sei, so Friedman, ein Betrug an allen, die noch arbeiten und Steuern zahlen. Friedman ist der bekannteste Vertreter der neoliberalen „Chicagoer Schule“.
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John Rawls (1921–2002): Der amerikanische Philosoph vertrat in seiner „Theorie der Gerechtigkeit“ die These, dass wirtschaftliche Ungleichheiten gerecht sind, wenn sie für alle in einer Gesellschaft Vorteile haben. Wenn die Einkommensdifferenzen den positiven Effekt haben, dass auch die Armen ihre Einkommen steigern können, sind Ungleichheiten zulässig.
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Thomas Piketty (* 1971): Der französische Wirtschaftswissenschaftler kritisiert, dass wir in einer Phase der extremen ökonomischen Ungleichheit leben. Bildung, Fleiß und Sparsamkeit garantieren nicht den Zugang zu Besitz und Eigentum. Deswegen plädiert Piketty für eine radikale Umverteilung. Er schlägt eine 90-Prozent-Steuer für Milliardäre vor und will alle 25-Jährigen mit 120 000 Euro beschenken.
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Joseph Stiglitz (* 1943): Der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger kritisiert, dass die Reichen immer reicher werden. Dagegen gehe es den meisten Menschen in den USA Jahr für Jahr schlechter. Diese Ungerechtigkeit gefährde auf Dauer die Demokratie. Stiglitz fordert deswegen die Einführung einer Vermögensteuer, die Abschaffung von Steuernachlässen für die Reichen sowie das Ende der Staatssubventionen für große Unternehmen.