Handball-Bundesliga vor dem Start Spot an für acht interessante Köpfe
Das Scheinwerferlicht in den Hallen der Handball-Bundesliga geht an diesem Donnerstag wieder an – und Spannung ist garantiert. Mit dazu beitragen werden auch hochinteressante alte und neue Köpfe.
9 Bilder
Foto Imago/camera4+/Tilo Wiedensohler
1 / 9
Der Däne Mathias Gidsel ist der spektakulärste Neuzugang, den die Handball-Bundesliga (HBL) zu vermelden hat. Der Linkshänder wechselte zu den Füchsen Berlin.
Foto IMAGO/camera4+/IMAGO/Tilo Wiedensohler
2 / 9
Mathias Gidsel: Wenn es gelingt, den begehrtesten Spieler der Handball-Welt nach Deutschland zu lotsen, dann kann es um die Bundesliga nicht so schlecht bestellt sein. Den Füchsen Berlin sei Dank, dass sie dieses Kunststück in Person von Mathias Gidsel geschafft haben. Der Mann vom dänischen Meister GOG Gudme darf sich mit 23 Jahren schon Weltmeister nennen, bekam bei den Olympischen Spielen in Tokio die Auszeichnung „wertvollster Spieler“ und stand bei WM und EM jeweils im Allstar-Team. Was den filigranen Rückraumrechten auszeichnet: Er fabriziert so gut wie keine Fehler, besticht dagegen durch eine enorme Wurfeffizienz. Mit seinem unbändigen Willen zieht er selbst dann noch zum Tor, wenn mehrere Gegenspieler an ihm dranhängen. Irgendwie scheint den Linkshänder nichts aus der Ruhe zu bringen. Schon gar nicht der Rummel um ihn selbst: „Ich bin kein Star. Ich bin einfach nur Mathias, und immer noch der Junge, der es liebt, Handball zu spielen und Leute zum Lachen zu bringen.“
Foto IMAGO/foto2press/IMAGO/Oliver Zimmermann
3 / 9
Sebastian Hinze: Die Sehnsucht nach attraktivem und erfolgreichem Handball bei den Rhein-Neckar Löwen ist groß. Nach vielen Versäumnissen in der perspektivischen Kaderplanung und der mit Platz zehn schwächsten Saison seit dem Bundesliga-Aufstieg 2005 ruhen die Hoffnungen auf dem neuen Trainer Sebastian Hinze. Nach zehn Jahren beim Bergischen HC stellt die Aufgabe auch für den 43-Jährigen selbst einen Neuanfang dar. Seine größte Herausforderung wird es sein, den Abgang von Spielmacher-Legende Andy Schmid zu kompensieren und seinem Nachfolger Juri Knorr zum Durchbruch zu verhelfen. Was das Saisonziel betrifft, gibt man sich beim deutschen Meister von 2016 und 2017 bescheiden: Besser als in der vergangenen Saison, heißt es von Seiten der Vereinsführung. Das müsste machbar sein – meint auch Hinze: „Der Kader hat das Potenzial für Platz fünf bis neun.“ Doch das Image als graue Maus passt eigentlich nicht zu den Löwen.
Foto IMAGO/Hartenfelser/IMAGO/Peter Hartenfelser
4 / 9
Julian Köster: Er war der größte Gewinner der Corona-Lotterie bei der vergangenen EM in Ungarn und der Slowakei. Als Julius Kühn ausfiel, nutzte Julian Köster seine Chance auf der Königsposition im linken Rückraum eindrucksvoll. Der Stern des damaligen Zweitligaspielers ging auf, der Boulevard titulierte den 2,01-Meter-Riesen als „Wunderkind“, was zeigt, wie groß die Sehnsucht nach einem deutschen Superstar im Handball ist. Nun taucht der 22-Jährige (Vertrag bis 2025) mit Aufsteiger VfL Gummersbach endlich in der Bundesliga auf. Die Fans dürfen sich freuen: auf seine überragenden Abwehrqualitäten als vorgezogener Mann in einer 3-2-1-Deckung, aber auch über viel Wurfvariabilität, beeindruckende Schlag- und Sprungwürfe und geniale Anspiele an den Kreis. Sein Trainer Gudjon Valur Sigurdsson überträgt ihm viel Verantwortung. Der Isländer bestimmte Köster zum Kapitän und schwärmt in den höchsten Tönen: „Julian ist ein intelligenter Junge. Auf und neben dem Feld ein absolutes Vorbild.“
Foto Pressefoto Baumann/Sandy Dinkelacker
5 / 9
Silvio Heinevetter: Es gibt nicht viele Handballer, die nicht nur eingefleischten Fans der Sportart ein Begriff sind. Silvio Heinevetter gehört auf alle Fälle dazu. Offen, direkt, extrovertiert: dieser Vulkan im Tor ist zweifelsohne eine der auffälligsten Erscheinungen im deutschen Handball. Auch mit seiner Hilfe sind die Füchse Berlin zu einem Top-Club der Bundesliga geworden. Nach der Stippvisite bei der MT Melsungen zog es „Heine“ wieder in die Großstadt: In Stuttgart will er den TVB nach vorne bringen – mit der Erfahrung von 560 Bundesligaspielen und 204 Länderspieleinsätzen. Im Oktober wird er 38 Jahre alt. Ob er mit seinen bisweilen unglaublichen Reflexen, seinen unkonventionellen, teils akrobatischen Einlagen im Stil eines unerschrockenen Kung-Fu-Kämpfers die Angreifer immer noch zur Verzweiflung bringt, wird die Saison zeigen. Trainer Roi Sanchez ist sich sicher: „Silvio wird Stabilität in unser Tor bringen.“ Das ist letztendlich entscheidend, aber gegen einen gestiegenen Glamourfaktor in der Porsche-Arena hat beim TVB auch keiner etwas einzuwenden.
Foto IMAGO/foto2press/IMAGO/Oliver Zimmermann
6 / 9
Gilberto Duarte: Wenn von einem kompletten Spieler die Rede ist, dann bedeutet dies die größte Auszeichnung, die man im Handball bekommen kann. Weil ein kompletter Spieler einer ist, der vorne mit Übersicht die Fäden zieht, seine Mitspieler gekonnt in Szene setzt und selbst Tore wirft. Aber auch hinten in der Abwehr mit schnellen Beinen und Antizipationsfähigkeit seinen Mann steht, und die Tempogenstöße mit einleitet. Gilberto Duarte (32) kommt diesem Idealbild ziemlich nahe. Mit der Verpflichtung des portugiesischen Nationalspielers (114 Länderspiele) mit kapverdischen Wurzeln ist Frisch Auf Göppingen eine spektakuläre Neuverpflichtung gelungen. Dass der 1,96 Meter große Rechtshänder als Ersatz für den am Kreuzband verletzten Sebastian Heymann geholt werden konnte, war nur möglich weil Vardar Skopje von der Europäischen Handball-Föderation (EHF) wegen finanzieller Verfehlungen die Teilnahme an der Champions League untersagt wurde. Daraufhin löste der nordmazedonische Club den Vertrag mit seinem Neuzugang von Montpellier HB wieder auf. Zum Glück für Frisch Auf, das entschlossen zugriff.
Foto IMAGO/Foto Lächler/IMAGO/@fotolaechler
7 / 9
Hans Lindberg: Er sicherte sich in der vergangenen Saison mit 240 Treffern zum dritten Mal nach 2010 und 2013 die Torjägerkrone. Mit 2759 Treffern seit seinem Bundesliga-Einstand 2007 in Hamburg rangiert Hans Lindberg auf Platz drei der ewigen Torjägerliste. Der „ewige Hans“ greift nach dem sagenhaften Rekord von Kyung-Shin Yoon (2905 Bundesligatore). Denn der begnadete Linkshänder geht auch in der kommenden Saison für die Füchse Berlin auf Torejagd – mit 41 Jahren. „Als Außen bekommst du aber auch nicht ganz so viele Schläge ab wie in der Mitte“, sagt der Däne ganz bescheiden. Auf dem Flügel war auch Stefan Kretzschmar zu Hause, doch der hörte mit 34 auf – und lobt als Füchse-Sportdirektor seinen größten Trumpf geradezu überschwänglich: „Hans ist für mich ein Phänomen. Er ist unfassbar effektiv und eine unglaublich wichtige Persönlichkeit für unsere Mannschaft. Er ist wie ein guter Wein, ich habe das Gefühl, er wird jedes Jahr noch besser.“
Foto IMAGO/Jan Huebner/IMAGO/Michael Taeger
8 / 9
Nikola Portner: Wer die deutsche Meisterschaft verteidigen möchte, braucht zwei Klasse-Torhüter. Deshalb sicherte sich der SC Magdeburg nach dem Abgang von Jannick Green zu Paris Saint-Germain auch die Dienste von Nikola Portner von Chambery Savoie HB. Der 28-jährige Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft kommt mit der Auszeichnung zum besten Keeper der französischen Liga in der vergangenen Saison (Paradenquote 34 Prozent) und bildet nun ein Gespann mit dem Ex-Balinger Dänen Mike Jensen. Schon 2018 hatte der Sohn des früheren Weltklasse-Handballers Zlatko Portner mit Montpellier HB die Champions League gewonnen – als erster Schweizer überhaupt. Sein Traum ist es, dieses Kunststück mit dem SCM zu wiederholen. Anlaufzeit dürfte er im Team von Trainer Bennet Wiegert wenig benötigen: Der Mann beherrscht sieben Sprachen.
Foto IMAGO/Beautiful Sports/IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Mario M. Koberg
9 / 9
Djibril M’Bengue: Der gebürtige Schorndorfer (2014 bis 2018 beim TVB Stuttgart) ist zurück in der besten Liga der Welt. Beim Bergischen HC löste er David Schmid ab, der zu Frisch Auf Göppingen wechselte. Djibril M’Bengue hat sich beim von Magnus Andersson trainierten portugiesischen Champions-League-Club FC Porto prächtig entwickelt. Für den Linkshänder war es ein Umweg ins Glück: Vor allem Dank seiner ausgeprägten Physis gelang dem abwehrstarken Rückraumspieler auch der Sprung in die Nationalmannschaft. Der Schwabe mit senegalischen Wurzeln avancierte zu einem der neuen Gesichter im deutschen Handball – was der Sportart mit sehr wenig Spielern mit Migrationshintergrund auch gesellschaftlich ganz gut tut.