Hollywood-Star Susan Sarandon wird siebzig Die schöne Linke der Traumfabrik
Susan Sarandon war immer beides: Hollywood-Diva und politische Aktivistin. Zu ihrem siebzigsten Geburtstag am 4. Oktober kann man nicht behaupten, sie sei duldsam geworden. Sie mag weder Hillary Clinton noch Donald Trump. Wir schauen derweil zurück auf Sarandons schönste Filme.
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So keck und munter hat sich Susan Sarandon erst am 12. Mai 2016 beim Filmfestival von Cannes präsentiert. Wer hätte da daran gedacht, dass der Hollywoodstar am 4. Oktober siebzig Jahre alt wird. Sarandon wirkt erfreulicherweise so, als blicke sie nach vorn, auf neue Rollen. Wir aber können uns auch im Rückblick freuen. Wir stellen zehn Filme mit Susan Sarandon vor, die man mal wieder sehen oder überhaupt erst entdecken sollte, fünf Klassiker und fünf Geheimtipps.
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Die Klassiker, Platz 5: „Die Hexen von Eastwick“Auch wenn es mit dem Teufel zugeht, den hier Jack Nicholson spielt, in die allererste Reihe der Hollywood-Perlen wird sich „Die Hexen von Eastwick“ (als DVD und Blu-ray bei Warner erschienen) wohl nie vorschieben. Dazu ist diese 1987 entstandene Verfilmung eines Romans von John Updike ein wenig zu laut und oberflächlich. Aber Susan Sarandon und ihre Partnerinnen Cher und Michelle Pfeiffer, im Bild links und rechts von ihr, haben viel Spaß an ihren Rollen als gelangweilte Hausfrauen, denen das reale Männerangebot zu fade ist. Und die darum Satan als Kerl mit hoffentlich noch echten Hörnern heraufbeschwören. Regie führte der „Mad Max“-Macher George Miller.
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Die Klassiker, Platz 4: „The Company You Keep – Die Akte Grant“ Nein, auf diesem Bild ist Susan Sarandon nicht damit beschäftigt, den Teufel zu beschwören. Ihre Figur wird gerade verhaftet. Robert erzählt in „The Company You Keep“ (DVD und Blu-ray bei Concorde) 2013 als Regisseur und Hauptdarsteller von den heftigen Idealen der Sechziger-Protestbewegung; von der manchmal fließenden Grenze zwischen energischem Engagement und Terrorismus; von der Frage, wie lange man für das verantwortlich ist, was man einmal getan hat. Redfords Figur und die von Sarandon sind einst in neue Leben abgetaucht. Aber sie stehen noch immer auf den Fahndungslisten.
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Die Klassiker, Platz 3: „Dead Man Walking“ Für die Rolle der Helen Prejean hat Susan Sarandon 1996 ihren einzigen Oscar erhalten. Ein zum Tode verurteilter Mörder und Vergewaltiger (Sean Penn) bittet die als Sozialarbeiterin tätige Nonne um einen Besuch im Gefängnis. Er will ihre Hilfe beim Versuch, der Hinrichtung zu entgehen, und von da an stellt „Dead Man Walking“ (DVD und Blu-ray bei Fox) das Streitthema Todesstrafe keineswegs simpel verkürzt da. Es geht nicht um die Rettung Unschuldiger, es geht durchaus um die Frage, wie man mit Schuldigen umgeht. Kann überhaupt im Schatten des Galgens Reue etwas anderes sein als ein taktischer Reflex der Verurteilten? Regie führte Tim Robbins, von 1988 bis 2009 der Lebensgefährte von Sarandon.
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Die Klassiker, Platz 2: „Thelma & Louise“ Den Fuß aufs Gaspedal, und raus aus dem alten Leben – das ist in Hollywood schon immer eine patente Problemlösung. Aber sie war lange nur den Männern vorbehalten. Bis Ridley Scotts „Thelma & Louise“ (DVD und Blu-ray bei Fox) 1991 das Genre umkrempelte: Geena Davis als Kellnerin und Susan Sarandon als Hausfrau aus einer Provinzstadt in Arkansas machen sich hier im 1956er Thunderbird auf die Suche nach dem besseren Leben. Tragik, Komik, Freiheitsrausch gehen so toll ineinander wie nur je in einem männlichen Road- und Buddy-Movie: ein Film, der nicht nur Frauen durchs ganze Leben begleiten kann.
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Die Klassiker, Platz 1: „The Rocky Horror Picture Show“ Zugegeben, es wäre ziemlich schwer, im Kultfilm aller Kultfilme die weibliche Hauptrolle zu spielen und nicht zum Star zu werden. Trotzdem verlässt sich Susan Sarandon in ihrer Durchbruchsrolle als Janet Weiss in „The Rocky Horror Picture Show“ (DVD und Blu-ray bei Fox) nicht auf das Potenzial des Films. Sie kniet sich hinein in die Parodie der hollywoodtypischen weiblichen Unschuld, sie amüsiert sich selbst prächtig. Wann sonst haben Kinobetreiber je verziehen, dass in ihren Sälen mit Reis geworfen wird? Tja, niemand kann der jungen Susan Sarandon etwas abschlagen.
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Die Vergessenen, Platz 5: „Begierde“ Catherine Deneuve (auf dem Bild links) als Jahrtausende alte Vampirin in betörender Frische, Susan Sarandon als Opfer ihrer Verführungskunst – das hätte man sich als dreckigen kleinen Genrefilm voll Gewalt und Abwehr vorstellen können. Aber Tony Scott hat im seinem Spielfilmdebüt „The Hunger – Begierde“ (DVD bei Warner, Blu-ray als Import) 1983 alle Register seiner Werbefilmererfahrung gezogen, lässt einen Wirbel schicker Bilder los und doch keinen Zweifel daran, dass er von lesbischer Liebe erzählt. Der überzogene Stil ist dem Film, in dem auch David Bowie eine Rolle hat, oft vorgeworfen worden. Aber das dauernde hysterische Zuviel-von-allem passt auch wieder – zur Frage nämlich, ob sich unter allem Zierat der Zivilisation doch nur Bestialisches versteckt.
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Die Vergessenen, Platz 4: „Frühstück bei ihr“ Filme, bei denen alles stimmt, sind selten in der langen Werkliste von Susan Sarandon. Auch „Frühstück bei ihr“ (Universal DVD, derzeit nur als Import, sowie als Stream, etwa bei Amazon) von Luis Mandoki kann man sich härter wünschen, tragischer oder einfach spritziger in den Dialogen. Aber die Geschichte vom jungen smarten Yuppie (James Spader, Foto), der sich in die ältere Kellnerin verliebt, lässt dann eben auch Raum für die Darsteller. So rührt sie an, zeigt mitfühlend die Schwierigkeiten der Schranken überschreitenden Liebe in einer Gesellschaft, die nicht so allumfassend tolerant ist, wie sie gerne beteuert.
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Die Vergessenen, Platz 3: „Annies Männer“ Frauen begeistern sich nicht für Sport, allenfalls für Sportler: Dieses Macho-Vorurteil wird von Ron Shelton in „Annies Männer“ (Fox/MGM DVD) 1988 scheinbar in Szene gesetzt. Denn Susan Sarandon spielt das Baseball-Groupie, das jede Saison das Bett mit einem anderen Spieler teilt. Dieses Jahr kann sie sich nicht zwischen einem Veteranen (Kevin Costner) und einem Neuling (Tim Robbins, Foto) entscheiden. Aber daraus wird dann eben keine latent frauenfeindliche Schmierigkeit, sondern eine leise Erkundung des ewigen Konkurrenzgerangels, das nicht nur Sportranglisten, sondern auch menschliche Beziehungen prägt.
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Die Vergessenen, Platz 2: „Atlantic City, USA“ Ein alter Gangster, gespielt von Burt Lancaster, strolcht durch Atlantic City, eine Casinostadt, deren gewachsenes Gesicht gerade von Abrissbirnen zerstört wird. Das steht in Louis Malles „Atlantic City“ (Concorde DVD) von 1980 sinnbildlich für ein generelles Epochenende. Aber wie der Kleingangster seine junge Nachbarin beobachtet, die von Susan Sarandon gespielte Kellnerin hinter einer Austern-Theke, das steht für Hoffnung und Lebenswillen. Melancholische Spannung prägt Malles Film: Kann aus diesem Paar noch etwas werden?
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Die Vergessenen, Platz 1: „Light Sleeper“ Drogenhandel ist ein schmutziges Geschäft. Ann (Susan Sarandon) aber versucht, eine seriöse Geschäftsfrau im Handel mit Träumen zu sein. John (Willem Dafoe), ihr Auslieferer, merkt Tag für Tag, dass das nicht so einfach funktionieren wird. Und auch Ann muss unterm Ansturm von Crack einsehen, dass sie eine Illusion lebt. Paul Schrader, der das Drehbuch für Martin Scorseses „Taxi Driver“ (Arthaus DVD) geliefert hatte, inszeniert hier 1992 ruhig und elegant einen traumwandlerischen Film, ein völlig übersehenes dunkles Porträt des Traums, sich eigene Regeln schaffen zu können. Und Sarandon führt vor, wie eine Rolle jenseits der ausgesprochenen Dialoge erst anfängt, wie man das Wesentliche in Gesicht und Gesten legt.