Knigge für die fünfte Jahreszeit Was geht beim Fasching und was geht gar nicht?
Bützchen nur auf die Backe, Polonaisen im Vollsuff nur im Rheinland, Spaßbremsen bleiben draußen. Ein paar Benimmregeln für die „dollen“ Tage während des Faschings.
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Spaß, Suff, Liebelei und Benimm-Regeln: Alles, was man für Karneval, Fasnet und Fasching braucht.
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Was sagt der „Knigge“ über Karneval? Adolph Freiherr von Knigges Aufklärungsschrift „Über den Umgang mit Menschen in zwei Teilen“ – Titelblatt der Erstausgabe von 1788.
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Über die Ausschweifung: „Warum man es den Damen nicht zum Vorwurfe machen solle, wenn sie sich für ausschweifende Männer interessieren? Man hat oft den Damen vorgeworfen, dass sie sich vorzüglich für ausschweifende Leute interessierten. Wenn das wahr ist, so kann ich doch nicht etwas durchaus Anstößiges darin finden. Sind sie bei dem Bewusstsein eigner Schwäche toleranter als wir, so macht das ihrem Herzen Ehre.“
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Über die Liebe: „Sei verschwiegen in der Liebe! Es gibt ein Glück, das man sich selbst kaum gesteht, und Gefälligkeiten, die ihren Wert verlieren, wenn sie erläutert werden... Treue, echte Liebe freuet sich in der Stille des seligen Genusses, prahlt nicht nur nie mit Gunstbezeugungen, sondern gesteht sich’s sogar selbst kaum, wie froh sie ist.“
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Über Komplimente: „In dem Augenblicke, da man Frauenzimmern etwas von Empfindungen vorschwätzt, muß man fühlen, was man sagt, und es nur für sie fühlen. Sobald sie merken, dass Du Dein zärtliches Gewäsche jeder auskramst, ist alles vorbei; sie mögen, was sie uns sind, uns gern ungeteilt, allein bleiben.“
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Über die Frauen: „Man soll nicht mehreren Frauenzimmern zugleich einerlei Huldigung bezeigen... Huldige nicht mehreren Frauenzimmern zu gleicher Zeit, an demselben Orte, auf einerlei Weise, wenn es Dir darum zu tun ist, Zuneigung oder Vorzug von einer einzelnen zu erlangen.“
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Über die Häme: „Nimm nicht teil daran, lächle nicht beifällig, tue lieber, als hörtest Du es gar nicht, wenn jemand einem Dritten unangenehme Dinge sagt oder ihn beschämt. Die Feinheit eines solchen Betragens wird gefühlt und oft dankbar belohnt.“
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Über die Trunkenheit: „Über das Betragen in der Gesellschaft betrunkener Leute.... Dass man auf das, was ein Mensch im Rausche verspricht, nicht bauen dürfe; dass man sich doppelt ernstlich hüten müsse, eine Ausschweifung im Trunke zu begehen, wenn man weiß, dass man einen bösen Rausch hat... und endlich, dass man mit Leuten, die zu tief in die Flasche geschaut haben, keine ernsthaften Sachen verhandeln müsse – das versteht sich wohl von selber.“
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Über das Feiern: „Willst Du im Umgange mit Dir Trost, Glück und Ruhe finden, so mußt Du ebenso vorsichtig, redlich, fein und gerecht mit Dir selber umgehen als mit andern, also dass Du Dich weder durch Misshandlung erbitterst und niederdrückest, noch durch Vernachlässigung zurücksetzest, noch durch Schmeichelei verderbest.“
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Über den Spaß: „Wer immer Spaß machen will, der erschöpft sich nicht nur leicht und wird matt, sondern hat auch die Unannehmlichkeit, dass, wenn er einmal gerade nicht aufgelegt ist, seinen Vorrat von lustigen Kleinigkeiten zu öffnen, seine Gefährten das sehr ungnädig aufnehmen.“
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Über den Tanz: „Beim Tanze . . . wenn das Blut in Wallung kommt, so ist die Vernunft nicht mehr Meister der Sinnlichkeit; verschiedene Arten von Temperamentsfehlern werden dann offenbar. Man sei also auf seiner Hut! Der Tanz versetzt uns in eine Art von Rausch, in welchem die Gemüter die Verstellung vergessen.
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Über das Urteilen: „Wie man die Menschen beurteilen solle: Beurteile die Menschen nicht nach dem, was sie reden, sondern nach dem, was sie tun... Es ist keine Kunst, alles zu leisten, was man nur wünschen mag, das einzige ausgenommen, was Überwindung kostet.“
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Über das Selbstbewusstsein: „Verzweifle nicht bei dem Bewusstsein mangelnder Vollkommenheiten, bei den Schwierigkeiten, ein großer Mann zu werden: Verzweifle nicht, werde nicht missmutig, wenn Du nicht die moralische oder intellektuelle Höhe erreichen kannst, auf welcher ein andrer steht, und sei nicht so unbillig, andre gute Seiten an Dir zu übersehen, die Du vielleicht vor jenem voraus haben magst – und wäre das auch nicht der Fall! Müssen wir denn alle groß sein?“
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Über die Kleidung: „Kleide Dich nicht unter und nicht über Deinen Stand; nicht über und nicht unter Dein Vermögen; nicht fantastisch; nicht bunt; nicht ohne Not prächtig, glänzend noch kostbar; aber reinlich, geschmackvoll, und wo Du Aufwand machen mußt, da sei Dein Aufwand zugleich solide und schön. Zeichne Dich weder durch altväterische, noch jede neumodische Torheit nachahmende Kleidung aus.“
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Über den Umgang mit anderen: „Laß jeden seine Handlungen selbst verantworten, wenn Du nicht sein Vormund bist... Ob aber jemand langsam oder schnell geht, viel oder wenig schläft, oft oder selten zu Hause, prächtig oder lumpig gekleidet ist, Wein oder Bier trinkt, Schulden oder Kapitalien macht, eine Geliebte hat oder nicht - was geht das Dich an, wenn Du nicht sein Vormund bist?“
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Über die Eifersucht: „Zittre vor der Eifersucht einer Kokette, vor der Rache eines Weibes, dessen Liebe Du verschmähet hast, oder für welches Dein Herz nicht mehr spricht, wenn sie Deiner – sei es nun aus Lust oder aus Eitelkeit, aus Vorwitz oder aus Eigensinn – noch begehrt! Sie wird Dich verfolgen mit wütigem Grimme, und keine Schonung von Deiner Seite, keine Nachgiebigkeit... werden Dir helfen.“
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Über Unschicklichkeiten: „Während der Predigt zu schlafen; in Konzerten zu plaudern; hinter eines andern Rücken einem Freunde etwas zuzuflüstern... überhaupt das Ins-Ohr-Reden in Gesellschaften; wenn man lächerlich schlecht tanzt oder ein Instrument elend spielt, sich damit sehen und hören zu lassen und dadurch die Anwesenden zum Spotte und zum Gähnen zu reizen.“
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Über die Vorsicht: „Wenn Du in einer Gesellschaft von einem der Anwesenden mit Deinem Freunde reden willst..., so gebrauche wenigstens die Vorsicht und Schonung, die Person, von welcher Du redest, nicht dabei anzusehen. Und ist Dir daran gelegen, etwas zu hören, das in einiger Entfernung von Dir gesprochen wird, so wende auch Deine Blicke nicht dahin. Man wird sonst aufmerksam auf Dich und man hört ja auch nur mit den Ohren, nicht mit den Augen.“
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Über kleine Schwächen: „Enthülle nie auf unedle Art die Schwächen Deiner Nebenmenschen, um Dich zu erheben! Ziehe nicht ihre Fehler und Verirrungen an das Tageslicht, um auf ihre Unkosten zu schimmern.“