Leben im Lockdown Die kleinen Geheimnisse unserer Wohnung
Deutschland sitzt zu Hause und zählt die Knubbel in der Raufasertapete. Wer ahnt, dass man inmitten von Weltgeschichte und Wundern sitzt? Erfahren Sie etwas über die eigenen vier Wände, statt sie hinauf zu gehen.
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Dicht auf dicht: Deutschland sitzt daheim.
Foto dpa/Philipp Brandstädter
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Superwaffe in der Küche: Je länger der Lockdown, desto weniger Lust auf Kochen. Wer zumindest etwas aufwärmen möchte: Die Mikrowelle heißt ursprünglich Magnetron und soll noch 1945 alliierte Superwaffe werden. Mittels ausgesandter Strahlung sollen Radarsysteme aufgebaut und Gegner ausgemacht werden. Bei elektromagnetischen Tests passiert allerdings nichts Nennenswertes, außer dass dem Entwickler Percy Spencer ein Schokoriegel in der Hose schmilzt. Einige Versuche später entstand der erste Mikrowellenherd: fast zwei Meter hoch und über 300 Kilo schwer.
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Ein Kind namens Billy: Mit dem „Ikea-Effekt“ bezeichnet die Verhaltensforschung den Zuwachs an Wertschätzung für selbst (zusammen-)gebaute Gegenstände. Die Wertschätzung sei nennenswert höher als bei erstandenen Komplettlösungen. Der Name Ikea wiederum findet seinen Ursprung in einem Akronym des Firmengründers Ingvar Kamprad, des elterlichen Bauernhofs Elmtaryd und des Dorfes Agunnaryd, in dem der Hof lag.
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Vom Brot zum Teller: Zu Zeiten Karls des Großen wurde festes Essen auf dicken Brotscheiben serviert. Dem Schneiden des Brotes ( französisch: „tailler“ oder „trancher“) verdankt dieser Behelfsteller den Namen Tailloir oder Tranchoir. Später wurde unter die Brotscheibe ein Schneidbrett aus Holz oder Metall gelegt, ebenfalls Tailloir genannt. Im 16. Jahrhundert bekam der Tailloir einen erhöhten Rand – und wurde schließlich zum Teller.
Foto dpa/Rolf Vennenbernd
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DVDs von Netflix: Heute mit über 200 Millionen Nutzern weltweit der größte Anbieter für Filmstreaming, startete Netflix 1997 als Online-Videothek. Das ursprüngliche Geschäftsmodell von Reed Hastings und Marc Randolph: der Versand von DVDs per Post. Ihr Marketingtrick: Wer die Filme zu spät zurückschickt, muss keine Strafgebühren bezahlen. 1998 wollte Amazon (damals noch junges Start-up-Unternehmen) Netflix kaufen. Erst seit 2007 widmet sich Netflix dem Videostreaming.
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Teufelszeug mit zwei Zinken: Hildegard von Bingen hält sie für gottlos, Martin Luther findet sie weibisch. „Gott behüte mich vor Gäbelchen“, soll der Reformator erklärt haben. Die Gabel hat es in Europa lange schwer, geschaufelt wird mit dem Löffel. Wer ihn abgibt, hat ein Problem. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts setzt sich die Gabel auch in Mitteleuropa durch. Aus Angst vor Verletzungen allerdings mit vier statt zwei Zinken.
Foto Imago/bonn-sequenz
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Deutschland kippt: Die Begeisterung der US-Amerikanerin in dem Youtube-Video kennt keine Grenzen. Ein Fenster, das man mit einem einzigen Hebel öffnen und – Achtung, jetzt kommt’s! – auch noch kippen kann? Wahnsinn! Erfunden wurde dieses spezifisch deutsche Wunderwerk der Technik, der Drehkippbeschlag, 1935 von dem Tüftler Wilhelm Frank. Die von ihm gegründete Roto Frank AG in Leinfelden-Echterdingen ist bis heute in Familienbesitz.
Foto Imago/Twilight_Art_Pictures
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Rauhaus: Der Papierfabrikant und eigentlich gelernte Apotheker Hugo Erfurt hat nicht mehr mitbekommen, wie seine Erfindung, die „Rauhfasertapete“, durch die deutsche Rechtschreibreform von 1996 zur Raufasertapete wurde. Er ist 1922 gestorben. Ursprünglich diente das ungleichmäßig strukturierte Papier als Schaufensterdekoration und als Basis für „richtige“ Tapeten. Erst mit dem Bauhaus-Chic der 1920er wurde der Boom eingeläutet.