Luftbilder von Stuttgart 21 Wie sich die Megabaustelle durch die Stadt frisst
Im Dezember 2025 soll Stuttgart 21 nach Angaben der Bahn in Betrieb gehen. Wenn der Termin zu halten ist, würden dann mehr als 15 Jahre Großbaustelle hinter der Stadt liegen. Wir zeigen, wie sich die Baustelle in diesen langen Jahren durch die Stadt gefressen hat.
9 Bilder
Foto Lichtgut/Max Kovalenko
1 / 9
Der Bahnhof von Stuttgart 21 entsteht. Die Baustelle beeinträchtigt die Stadt seit Jahren.
Foto © 2009 Stadtmessungsamt Stuttgart/Stadtmessungsamt Stuttgart
2 / 9
2009 Der Bereich rund um den Bahnhof zeigt sich so, wie in den Jahren zuvor. Die Idee zu Stuttgart 21 ist mittlerweile 15 Jahre alt, der Bau hat aber noch nicht begonnen. Aber im März des Jahres 2009 schließen Bahn, Land, Stadt und Region den Finanzierungsvertrag. Die Realisierung von Stuttgart 21 rückt damit ein gutes Stück näher. Die damals geschlossene Vereinbarung klärt die Kostenverteilung. Die Projektpartner gehen davon aus, dass die fixierten 4,5 Milliarden Euro reichen werden. Ein Trugschluss, wie man heute weiß. Im Dezember 2022 nimmt der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn die neue Kostenprognose von rund 9,8 Milliarden Euro zur Kenntnis. Über die Verteilung der Mehrkosten entscheiden die Gerichte. Eine erste Verhandlung beginnt im Mai vor dem Verwaltungsgericht in Stuttgart.
Foto © 2011 Stadtmessungsamt Stuttgart/Stadtmessungsamt Stuttgart
3 / 9
2011 Die Baustelle hat erste Spuren im Umfeld des Bahnhofs hinterlassen. Im Jahr zuvor, am 2. Februar 2010, ist mit viel Tamtam und Prominenz ein Prellbock am Hauptbahnhof angehoben worden. Der Akt symbolisiert den Baustart des Vorhabens, das in den nächsten Jahren die Stadt fest im Griff haben wird. Im September 2010 kommt es zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten, als der Schlossgarten geräumt werden soll. Trotzdem beginnen die Bauarbeiten. Der Nordflügel des Bonatzbaus ist abgerissen. Der Rückbau geht mit Protesten einher. Erste weiße Markierungen auf den Bahnsteigdächern zeigen an, bis wohin diese abgerissen werden sollen. Sie müssen der künftigen Baugrube des Durchgangsbahnhofs Platz machen. Auf dem Areal des Zentralen Omnibusbahnhofs und im direkt angrenzen Schlossgarten beginnt der Aufbau des sogenannten Grundwassermanagements, mit dem während der Bauphase der Grundwasserspiegel abgesenkt wird.
Foto © 2013 Stadtmessungsamt Stuttgart/Stadtmessungsamt Stuttgart
4 / 9
2013 Abriss gehört zum Bau von Stuttgart 21 dazu und ist einer der Gründe, warum das Vorhaben in Teilen der Stadtgesellschaft auf erbitterten Widerstand stößt. Jetzt zeigt sich das auch im Bild der Stadt. Ein erstes Gebäude an der Jägerstraße ist ebenso abgerissen wie der rückwärtige Teil des Gebäudes der alten Bahndirektion. Beide Flächen werden für den Tunnelbau benötigt. Vor dem Nordeingang des Bonatzbaus wird das unterirdische Technikgebäude gebaut, in dem einmal die Leit- und Sicherungstechnik für den Bahnhof, aber auch Teile der Haustechnik für den Bonatzbau unterkommen sollen. Auch das Bahnhofsgebäude selbst ist weiter gestutzt worden: Der Südflügel des Hauptbahnhofs ist abgerissen. Das Baufeld im Mittleren Schlossgarten ist vorbereitet worden. Dafür wurden zahlreiche Bäume gerodet. Auch im Bereich vor der ehemaligen Konzertlocation Röhre mussten Bäume fallen.
Foto © 2015 Stadtmessungsamt Stuttgart/Stadtmessungsamt Stuttgart
5 / 9
2015 An der Jägerstraße und hinter dem Torso der alten Bahndirektion werden Baugruben ausgehoben. Zwischen Bahndirektion und Heilbronner Straße laufen Tunnelarbeiten für die Verlegung der Stadtbahn. Die Gleise reichen nicht mehr bis zum Bonatzbau, die Reisenden erreichen die Züge über zwei Stege, die das Baufeld überspannen. Ein weiterer Fußgängersteg führt in den Mittleren Schlossgarten und endet im Bereich des Biergartens. Das Netz der blauen Rohre des Grundwassermanagements wächst. Im oberen Schlossgarten entsteht ein Ausweich-Pausenhof für die Schülerinnen und Schüler des Königin-Katharina-Stifts. Im Bereich der künftigen Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie sind erste Erdarbeiten zu sehen. Ein Förderband vom Portal des Wagenburgtunnels über die Willy-Brandt-Straße reicht bis in den Mittleren Schlossgarten. Es transportiert Ausbruchmaterial aus den Tunnelbaustellen Richtung Filder und Neckartal.
Foto © 2017 Stadtmessungsamt Stuttgart/Stadtmessungsamt Stuttgart
6 / 9
2017 Die beiden Fahrgaststege zwischen Bonatzbau und Gleisen sind versetzt worden und liegen nun dichter beieinander. Die Brücke der ehemaligen Straße Am Schlossgarten, die von der Schillerstraße abzweigt, ist abgerissen worden. Der Fuß- und Radweg durch den Mittleren Schlossgarten, der bisher am Planetarium vorbeiführte ist verlegt und überdacht worden. Am neuen Verlauf des Nesenbachkanals, der unter der künftigen Bahnsteighalle hindurchführt, wird gearbeitet. Im Bereich des Königin-Katharina-Stifts wird am neuen Tunnel für die Stadtbahn gearbeitet. An der Sängerstraße ist der Zugang zur bisherigen Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie abgerissen und einer Baugrube gewichen.
Foto © 2019 Stadtmessungsamt Stuttgart/Stadtmessungsamt Stuttgart
7 / 9
2019 Große Teile des Gebäudes der ehemaligen Bahndirektion steht auf Stützen über den offenen Baugruben. Die Heilbronner Straße ist verlegt, um dem Tunnelbau Platz zu machen. An den ersten Kelchstützen wird gearbeitet. Diese Betonkonstruktionen sollen später einmal das Dach der Bahnsteighalle bilden. Der Weg durch die Baustelle im Mittleren Schlossgarten ist abermals verlegt worden. Er führt nun zwischen Planetarium und der Baustelle für die neue Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie hindurch, die entlang Willy-Brandt-Straße Formen annimmt. An der Ecke Willy-Brandt-Straße/Sängerstraße wird an den Tunnel des sogenannten Südkopfs gearbeitet, der den Übergang zwischen Bahnsteighalle und den Tunneln auf die Filder und ins Neckartal bildet.
Foto © 2021 Stadtmessungsamt Stuttgart/Stadtmessungsamt Stuttgart
8 / 9
2021 Die Baugruben an der Jägerstraße und der alten Bahndirektion sind geschlossen. Am ehemaligen Nordeingang des Bonatzbaus ist als vorübergehender Ersatz für das alte Bahnhofsgebäude eine Wartehalle gebaut worden. 16 der 28 Kelchstützen sind im Rohbau oder fertiggestellt. In der Schillerstraße wird an neuen Stadtbahntunnel gearbeitet. Der Weg durch den Mittleren Schlossgarten ist ein weiteres Mal verlegt worden. Das Förderband für den Tunnelausbruch ist wieder abgebaut. Die neue Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie ist in Betrieb.
Foto /Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg
9 / 9
2022/2023 Die Fußgängerstege zwischen Bonatzbau und den Gleisen sind entfernt worden. Der Weg von der Stadt zu den Zügen hat sich dadurch erheblich verlängert. Hämisch wird vom Fernwanderweg gesprochen. Ohne Schutz vor Wind und Wetter führt der Weg entweder entlang der Heilbronner Straße und durch den Innenhof des LBBW-Gebäudes oder durch einen überdachten Gang, der mit nicht wenig Steigung über das Dach des Durchgangsbahnhofs führt, das an dieser Stelle bereits geschlossen ist. Auch der Fuß- und Radweg im Mittleren Schlossgarten führt mittlerweile übers Dach des Bahnhofstrogs. Bis Ende des Jahres 2023 sollen alle Kelchstützen betoniert und die Lücken zwischen ihnen geschlossen sein. Von den gläsernen Aufbauten, den sogenannten Lichtaugen ist allerdings noch nichts zu sehen. Der Bonatzbau, der künftig einer der Wege in den Durchgangsbahnhof sein wird, ist ausgebeint. Der Wiederaufbau steht noch ganz am Anfang. Die Baustelle von Stuttgart 21 wird die Stadt also noch eine ganze Weile im Griff halten.