Pubertät in Neapel Die neue Ferrante ist da: „Das lügenhafte Leben der Erwachsenen“
Das erste Werk nach dem Welterfolg der Neapel-Saga: Elena Ferrante meldet sich an diesem Samstag mit ihrem neuen Roman „Das lügenhafte Leben der Erwachsenen“ zurück. Hat sich das Warten gelohnt?
6 Bilder
Foto imago stock&people/imago stock&people
1 / 6
Blick auf Neapel, wo auch Elena Ferrantes neuer Roman spielt. In unserer Bildergalerie können Sie sich durch den Neapel-Kosmos der Autorin klicken.
Foto Verlag
2 / 6
Elena Ferrante: Das lügenhafte Leben der Erwachsenen. Roman. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Suhrkamp Verlag. 415 Seiten, 24 Euro.
Foto dpa
3 / 6
Elena Ferrante: Meine geniale Freundin. Roman. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Suhrkamp Verlag. 422 Seiten, 22 Euro. Das Neapel, das Elena Ferrante beschreibt, ist ein wüster Moloch, böse, brutal, engstirnig. Ferrante erzählt die Geschichte zweier Mädchen, die mit allen Mitteln der engen Welt ihres Herkommens zu entrinnen versuchen. Für Lila endet der Versuch trotz ihrer aufmüpfigen, furchtlosen Begabung in der Ehefalle mit einem zweifelhaften Salumeria-Besitzer. Lenù erkämpft mit unerbittlichem Fleiß gegen die Widerstände ihrer dumpfen Familie eine höhere Bildung. Freilich ohne zunächst mehr in Aussicht zu haben, als einmal als „fette, picklige Verkäuferin im Schreibwarengeschäft oder alte Jungfer in der Stadtverwaltung“, zu enden.
Foto Verlag
4 / 6
Elena Ferrante: Geschichte eines neuen Namens. Roman. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Suhrkamp Verlag. 624 Seiten, 25 Euro. In der Ehe mit dem reichen Wurstwarenverkäufer des Viertels muss Lenù erfahren, dass sich Grobschlächtigkeiten aller Art nicht mit noch so viel beflecktem Geld aufwiegen lassen. Im Mittelpunkt steht der Wettstreit der beiden jungen Frauen um den windigen, Idealismus und Egozentrik prekär vereinenden Nino Sarratore, in den die Erzählerin bereits im ersten Band verliebt war. Trat Lila in der Jugendgeschichte als die besser Lernende in Erscheinung, erweist sie sich hier nun als die besser Liebende. Für beide Frauen ist die Leidenschaft zu der trügerischen Lichtgestalt ein Ausweg aus dem erstickend engen Spielraum ihrer weiblichen Existenz.
Foto dpa
5 / 6
Elena Ferrante: Geschichte der getrennten Wege. Roman. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Suhrkamp Verlag. 540 Seiten, 24 Euro. Nach ihrem Studium ist Lenù zur Schriftstellerin gereift und steht nun vor der Ehe mit einem vielversprechenden Gelehrten aus guter Familie. Doch die Anziehungskraft des Herkommens bleibt bestehen, mal im Schatten des Konkurrenzkampfs mit der Freundin, mal im Licht der Jugendliebe Nino Sarratore, der wie ein Wandelstern über den Betten junger Frauen kreist, um ihrem Schicksal eine neue Wendung zu geben. Während im Untergrund die mafiösen Verbindungen der Solara-Brüder auf immer weitere Teile der Stadt übergreifen, schanzt sich auch die ehrenwerte Gesellschaft der linken Bildungselite über intellektuelle Netzwerke Gefälligkeiten und Empfehlungen zu.
Foto dpa
6 / 6
Elena Ferrante: Geschichte des verlorenen. Roman. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Suhrkamp Verlag. 615 Seiten, 25 Euro. Kindes Hinter den beiden Frauen liegen turbulente Jahre der Selbstbehauptung. Lina hat es geschafft, im Rione eine Art EDV-Startup zu gründen. Lenù ist mit ihren ersten Büchern zu einer der wichtigen Stimmen des feministischen Italiens geworden. Doch ihr befreiendes Schreiben muss sie mit ihrer Mutterrolle vereinbaren, mit permanenten Schuldgefühlen, der Angewiesenheit auf die Gunst anderer. Noch in den Bastionen der Aufklärung herrscht patriarchaler Muff – so wie es zur bitteren Komik des literarischen Befreiungsschlags der schreibenden Heldin gehört, dass sie ihn unternimmt, um damit einem Mann zu imponieren.