Schäferlauf in Markgröningen Was Sie noch nicht über das Traditionsfest wussten
An diesem Freitag beginnt das Traditionsfest in Markgröningen. Wir haben zehn Fakten zu der Veranstaltung gesammelt, die Schäferlauf-Anfängern und -Fortgeschrittenen unbekannt sein dürften.
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Dafür ist der Schäferlauf bekannt: barfuß über das Stoppelfeld rennen. Weitere, eher unbekannte Fakten finden Sie in unserer Bildergalerie.
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Der Schäferlauf in Markgröningen ist der älteste in Württemberg. Wann der erste Schäferlauf in Grüningen (so hieß Markgröningen früher) genau stattfand, weiß man nicht genau. Aber die älteste schriftliche Spur reicht ins Jahr 1445 zurück. Die anderen Schäferläufe in Bad Urach, Wildberg und Heidenheim fanden erst seit 1723 statt. Laut der Stadtarchivarin Petra Schad ist der Markgröninger Schäferlauf auch der authentischste: „Bei uns rennen die Teilnehmer noch barfuß übers Stoppelfeld, bei anderen Läufen geht es zum Beispiel mit Turnschuhen über einen Kunstrasen oder barfuß über Gras.“
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Üblicherweise ist am Schäferlauf-Wochenende gutes Wetter und die Sonne knallt aufs Stoppelfeld. Der Bürgermeister Rudolf Kürner hat sich 2016 einen besonderen Trick ausgedacht, um trotzdem einen kühlen Kopf zu bewahren: ein Kühlakku im Hut.
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Doch nicht immer ist das Wetter super. Im Jahr 2003 hat es so stark geregnet, dass der traditionelle Schäfertanz im Matsch aufgeführt werden musste. Kürner erbarmte sich der armen Tänzer und versprach, nach dem Auftritt deren Schuhe am Marktplatzbrunnen zu putzen. Was er dann auch tat, wie dieses Bild beweist.
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Die Festumzüge beim Schäferlauf sind wesentliche Bestandteile des Fests. Die Besonderheit in Markgröningen: Es gibt sowohl am Samstag als auch am Sonntag einen Umzug. Sonntags drehte der Festumzug bislang sogar zwei Runden, um „das Fest aufzuwerten“, wie die Veranstalter bei der Stadt sagen. Nun hat die Stadt jedoch den Streckenverlauf für den Sonntags-Umzug geändert. Begründung: Sicherheits-Bedenken. Viele Zuschauer wollten den Umzug kein zweites Mal ansehen und liefen deswegen in die Festzugstrecke hinein – wo ihnen Reiter entgegenkommen können.
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Der Schäferlauf goes Pop: Der in Markgröningen aufgewachsene Sänger Philipp Poisel hat seiner Heimatstadt in seinem Musikvideo zum Song „Zum ersten Mal Nintendo“ eine Liebeserklärung gemacht. Man sieht Bilder von Fahrgeschäften des örtlichen Rummels, Tänze übers Stoppelfeld und natürlich die Schäferlauf-Sieger. „Hier bin ich geboren, und hier sterb’ ich irgendwann“, singt Poisel in seinem Lied.
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Genau genommen hat Markgröningen den falschen Patron für sein Fest. Denn der Patron der Schäfer ist der Heilige Wendelin. Der Heilige Bartholomäus hat es zum Lokalheiligen in Markgröningen aufgrund einer Schäferlauf-Legende geschafft, wie sie der Markgröninger Pfarrer und Historiker Ludwig Heyd schildert: Es gab einmal einen Grafen, dem diente ein Schafknecht namens Bartholomäus. Dieser Knecht wurde von Bediensteten des Grafen zu unrecht beschuldigt, er würde Schafe aus der Herde seines Herrn unter der Hand verkaufen und das Geld für sich behalten. Dies verdross den Grafen sehr, denn er hatte seinen Bartel bisher immer für treu gehalten, und er wollte nicht glauben was man von ihm sagte.Er gab daher vor, zu verreisen. Heimlich kehrte er jedoch als Metzger verkleidet zurück und ging zum Knecht aufs Feld. Er bot Bartholomäus viel Geld – dieser lehnte jedoch standhaft ab. Und als sich der falsche Metzger an einem Tier aus der Herde vergriff, schlug ihn der Knecht.Der Graf gab sich daraufhin zu erkennen, lobte die Treue des Dieners, schenkte ihm einen Hammel und befahl, dass am Namenstag des Knechts Bartholomäus die Schäfer alle Jahre ein Fest der Freude und des Andenkens feiern sollten. Deswegen findet der Schäferlauf immer am Wochenende nach dem Bartholomäustag, dem 24. August, statt. Hier im Bild: Die Aufführung eines Musicals über den treuen Bartel im Jahr 2009.
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Die wohl erfolgreichste Schäferlauf-Familie ist die Familie Erhardt aus Birkenzell im Ostalbkreis. 2017 gewann Daniel zum dritten Mal den Schäferlauf in Markgröningen. Laut den Regeln ist nach dem dritten Mal Schluss. Als amtierender Schäferkönig fährt er beim Festzug mit. Seine Brüder Andreas und Michael haben auch bereits mehrmals gewonnen. Das Bild zeigt ihn 2017 mit der Gewinnerin Lisa Link-Wohlfahrt.
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Der Schäferlauf hat auch eine ganze Palette an Merchandising-Produkten zu bieten. So gibt es seit 50 Jahren einen Sonderstempel der Post zum Schäferlauf, zudem gibt es eine gedruckte Marktzeitung, ein Schäferlauf-Bier, einen Schäferlauf-Wein, eine Schäferlauf-Briefmarke und weitere Mitbringsel mit Schäferlauf-, bzw. Stadtlogo.
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Zum Traditionsfest gehört auch Musik. Schalmei, Geige und Sackpfeife sind seit Jahrhunderten Hirteninstrumente. In Markgröningen hat man seit 2008 auch wieder die Sackpfeife (Instrument in der Mitte) wiederentdeckt. Zuvor wurde ein schottischer Dudelsack gespielt. Die mittlerweile ausgestorbene Sackpfeife, in Schwaben auch alemannischer oder schwäbischer Dudelsack genannt, hatte nur ein oder zwei Pfeifen. Der Sack wird über ein Anblasrohr gefüllt. Die Sackpfeife besitzt eine Schalmei, die über die Druckluft aus dem Luftsack gespielt wird. In der Schalmei steckt ein Doppelrohrblatt aus dünn geschliffenem Schilfrohr. Der charakteristische schnarrende Ton wird beim Gegeneinanderschwingen der beiden Blätter in der Mitte erzeugt.
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Ein Fest will gut vorbereitet sein. In Markgröningen wurde 1817 eine neue Marktordnung erlassen, die den Bürgern einige Pflichten vor dem Schäferlauf auferlegten. So mussten sie zum Beispiel alle Misthäufen aus der Stadt schaffen – schließlich sollte Markgröningen schön aussehen. Um die Brandgefahr während der Feier zu mindern, sollte zudem jedes Haus einen Wasserbottich für den Ernstfall bereitstellen. Heute muss zwar niemand mehr Misthaufen wegkarren, die Tradition, die Häuser in der Altstadt schön herauszuputzen, hat sich aber erhalten.