Stolpersteine in Stuttgart Zu Ehren der Oma, die sie nie kennen durfte
In Stuttgart sind am Mittwoch neun neue Stolpersteine verlegt worden. In der Gaußstraße war Besuch aus Israel dabei. Um vom Leben der Oma zu erzählen.
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Foto Lichtgut/Piechowski/i
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Shula Engelhard am neuen Stolperstein im Stuttgarter Westen zum Gedenken an ihre Großmutter Paula Beifuß
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Gunter Demnig vor seinem Laster. Bald wird er seinen 100 000sten Stolperstein verlegen.
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Die Stolpersteine
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Fertig zum Verlegen
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Shula Engelhard verneigt sich vor dem Stolperstein ihrer Oma
Foto /In.Stpst
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Auch sie haben am 15. März ihren Stolperstein erhalten: Die Familie Mendle. Paula und Hermann Mendle bringen die Nazis nach Lettland. Hermann stirbt an Typhus, Paula wird erschossen. Den beiden Töchtern Irene und Karolina gelingt die Flucht. Ihre Stolpersteine werden an der Frühlingshalde 8 verlegt.
Foto Grube
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Ernst Grube, selbst einst im Lager Theresienstadt, kam zu Ehren seiner Tante und seines Onkels nach Stuttgart. Selma und Siegfried Süss-Schülein wurden Opfer der Nazis. Selma wurde in Lettland erschossen, Siegfried starb in einem Außenlager des KZ Dachau. Ihre Stolpersteine werden in der Eberhardstraße 2 verlegt.
Foto /Schmidt
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Frieder Wurm war Sozialdemokrat. Er verlor seine Stelle beim Arbeitsamt, sein Mandat als Gemeinderat konnte er nicht ausüben. Er betrieb eine heimliche Druckerei und brachte regimekritische Schriften unters Volk. 1936 wurde er wegen Hochverrats verurteilt, war einer der Moorsoldaten. Stand später unter Polizeiaufsicht. Von 1946 bis 1971 war er Stadtrat, er engagierte sich bei der Arbeiterwohlfahrt, war Vorsitzender des Jugendhausvereins. Er starb 1993. Sein Stolperstein wird in der Böblinger Straße 158 verlegt.
Foto /Int.Stlpst
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Lina Michalski wurde 1940 in Grafeneck ermordet. Sie arbeitete als Hausmädchen, lebte in Berg. 1934 wurde sie wegen einer Depression ins Bürgerhospital eingeliefert. Von dort entließ sie sich selbst. Sie wurde zurückgebracht, kam in die „Heilanstalt“ Weissenau, wurde zwangssterilisiert und schließlich umgebracht. Ihr Stolperstein wird Am Mühlkanal 32 verlegt.
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Paula Beifus wurde 1943 in Auschwitz ermordet. Nachdem der Staat sie quasi enteignet hatte, sie und ihr Mann Bernhard ihr Haus unter Zwang verkaufen mussten, zogen sie in mehrere sogenannte Judenhäuser. Dort pferchten die Nazis die Juden Stuttgarts auf wenig Platz zusammen. Ihr Mann starb 1940. Ihr Stolperstein wird in der Gaußstraße 95 verlegt.
Foto /Int. Stpst.
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Wilhelm Wolf war ein Textilhändler. Ihm und seinem Bruder wurde vorgeworfen, illegal mit Berechtigungsscheinen zu handeln. Beide wurden in einem hanebüchenen Prozess zu „Volksschädlingen“ erklärt, 1943 mit der Guillotine hingerichtet. Das Todesurteil wurde 1951 aufgehoben. Die Auseinandersetzung um eine Wiedergutmachung sollten dann noch 20 Jahre dauern. Sein Stolperstein wird in der Kapfenburgstraße 75 verlegt.
Foto /Frech
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Der Mechaniker und Mitglied der Naturfreunde, Karl Maier, spielte eine große Rolle beim so genannten Kabelattentat im Februar 1933. In seiner Wohnung entstand das Flugblatt, dass die Stuttgarter darüber informierte, dass Antifaschisten die Verbreitung von Adolf Hitlers Rede in der Stadthalle via Radio verhindert hatten. Maier wurde 1938 wegen „Vorbereitung zu Hochverrat“ verhaftet und schwer misshandelt. Mit den Folgen hatte er Zeit seines Lebens zu kämpfen. Er starb 1964. Sein Stolperstein wird in der Liebigstraße 35 verlegt.